Pegida und das Elend ihrer Kritiker

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Pegida und ihre Kritiker

Die “Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung des Abendlandes” demonstrierten diesen Montag in Dresden. Mit 10.000 Teilnehmern war es die bisher größte Demonstration Pegidas. Weitere sind in Planung. Die Kritik an Pegida ist in den letzten Tagen ebenso angewachsen wie die Protestbewegung selbst.

Die “Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung des Abendlandes” demonstrierten diesen Montag in Dresden. Mit 10.000 Teilnehmern war es die bisher größte Demonstration Pegidas. Weitere sind in Planung.

Die Kritik an Pegida ist in den letzten Tagen ebenso angewachsen wie die Protestbewegung selbst. Dresdner Bürger versammelten sich gestern gegen die Bürgerinitiative und waren sichtlich erschüttert: “Eine Schande für Dresden” (1) findet ein betroffener Bürger, der kritikabel an dem patriotischen Umtrieb seiner Landsleute nur findet, dass diese selbst seinem geliebten Dresden schaden könnten. Die Ablehnung von Patriotismus aus patriotischen Gründen zeigt sich dann auch entsetzt, dass die Pegidas “Wir sind das Volk” skandieren: “Eine Losung die einfach für die Leute da nicht passt” (1), weil man selbst doch immer im Namen eben dieses seinem Standpunkt legimität verschaffen will und wollte.

Bürgerliche wie linksradikale Kritiker indes recherchieren auch über Netzwerke rechter Kader und wollen den Nachweis führen, dass Nazis und Rechtsradikale die Proteste initiiert haben und weiterhin vorantreiben. So entdeckten Linksradikale in Würzburg “mindestens zwei organisierten Neonazis” (2) unter den Demonstranten und die ARD fragt Pegida Teilnehmer, ob diese wüssten, dass auch rechte Parteien auf der Demo seien (1). Diese Pseudokritik nimmt damit Vorlieb, Pegida als Rechts zu identifizieren und hofft schlicht, dass alle ihr Vorurteil teilen, dass es sich nicht gehört, rechts zu sein. Diese Strategie gipelt wie immer in den unvermeidlichen Artikeln, die in mühseliger Recherchearbeit die je einzelnen Nazis ausfindig macht, welche sich auf irgendwelchen Demos blicken lassen oder diese anmelden (3). Insofern diese überhaupt agitieren wollen, setzen sie den antifaschistischen Standpunkt immer schon voraus, mit Nazis dürfe man nicht Demonstrieren.

Mit dieser Tour geben sich aber nicht alle zufrieden. Die ” Bürgerinnen und Bürger gegen extreme Rechte” (4) entdecken sogar einen Zusammenhang zwischen Nationalismus und Rassismus bei ihrer Analyse von Pegida auf Linksunten.indymedia, um dann mit ihrem Begriff des “Nationalrassismus” (4) zu zeigen, dass sie eben nicht verstanden haben, was der innere Zusammenhang von beidem ist – viel mehr sehen sie in dem gleichzeitigen Auftreten von Nationalismus und Rassismus bei den Demonstrationen eine besondere Gattung von beidem am Werk: Eben ‘Nationalrassismus’ – als ob das eine ohne das andere überhaupt zu haben wäre.

Auch “leipzig.antifa.de” (5) bemüht sich um mehr als der Artikelanfang mit klassischem ‘Welche Nazis organisieren was bei Pegida’ vermuten lässt. Diese wollen erkannt haben, dass Pegida den Islam nur als “abstrakte Chiffre gebrauchen: Der empirische Gegner ist der „Fremde“ schlechthin” (5) – was schlechthin unmöglich ist: ‘Fremd’ ist erstmal vom bisher nicht probierten Essen über den Ausgang des nächsten Fußballtuniers alles mögliche – für den einzelnen ‘Patriotischen Europäer Gegen die Islamisierung des Abendlandes’ nicht zuletzt auch so ziemlich jeder andere Gesinnungsgenosse auf der eigenen Demonstration. Das die Patrioten so genau wissen gegen was sie sind und gegen was nicht lässt sich eben nur aus dem Inhalt ihres Denkens erklären, und nicht mit Leerformeln wie ‘Fremdenhass’.

Auf der Spur der historischen Genese von Pegida wird jeder Gedanke den sich Nationalisten machen weiterhin konsequent ignoriert und soziologischer Unsinn erzählt: “Dennoch darf vermutet werden, dass für die Normalisierung rassistischer Positionen – insbesondere deren antimuslimische Variante – in „bürgerlichen“ Spektren andere Diskurse bedeutender waren, die mit symptomatischen Namen wie Thilo Sarrazin und Akif Pirinçci sowie der Etablierung der AfD zusammenhängen.” (5) – Das darf natürlich vermutet werden, kann aber auch genau andersherum behauptet werden: Die Behauptung, dass die Normalisierung rassistischer Positionen dafür gesorgt hat, dass Sarrazin und Pirinçci ihre Bücher erfolgreich verkauft haben ist ebenso schlüssig und nichtssagend wie jene der Antifaschisten, weil beide als Erklärung des Phänomens einfach ein anderes herbeiziehen: Rassismus wird normal, weil Rassisten jetzt erfolgreich Bücher verkaufen?!

Das Elend der Pegida-Kritik ersetzt natürlich nicht die Kritik des Pegida-Elends. Wer verstehen will, warum sich in der Krise immer mehr Menschen unter der deutschen Fahne mobilisieren lassen und warum sie gerade im Ausländer ihren Feind identifizieren – oder eben im Muselmann, welchem sie prinzipiell eine fremde Fahnentreue unterstellen – sei allerdings auf einen anderen Artikel verwießen.

Mehr auf meinem Blog.

(1) http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/mittagsmagazin/...
(2) https://linksunten.indymedia.org/de/node/128645
(3) https://linksunten.indymedia.org/de/node/128322
(4) https://linksunten.indymedia.org/de/node/129109
(5) https://linksunten.indymedia.org/de/node/129209

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Ergänzungen

keine diskussionskultur? kritik nicht verstanden? fühlst dich angegriffen?

Nachdenken hilft!!

Das "Ding" wurde nicht blockiert. Die Veranstalter der "Pediga" haben aus freien Stücken auf einen Umzug verzichtet. Das ist, denke ich, doch ein relevanter Unterschied.