Ein weiteres Verbrechen staatlicher Immobilienspekulation an den Bewohner*Innen Berlins – der Leerstand des Dragoner-Areals
Ein weiteres Verbrechen staatlicher Immobilienspekulation an den Bewohner*Innen Berlins – der Leerstand des Dragoner-Areals
Nachdem es jahrelang Leerstand, wurde am 28.6.2020 das Dragoner-Areal in Berlin Kreuzberg, von einer Gruppe Jugendlicher besetzt. Die Besetzung hatte die Forderung eine Zwischen Nutzung für die Jugendzentren Potse und Drugstore zu ermöglichen und ihnen damit Räume zur Verfügung zu stellen, die der Senat, ihnen nach dem Verkauf der Räume von Potse und Drugstore jahrelang nicht gefunden hat. Die Räume gehören momentan der Stadt Berlin und werden von dem Berliner Immobilien Management (kurz BIM), einer Berlin eigenen Immobilien Institution verwaltet. Der folgende Text ist ein subjektiver Bericht über die der Ereignisse um den 28.6.2020 herum.
Die Stadt gehört uns!
Kurz nach der Veröffentlichung der Besetzung radelte eine größere Gruppe von Fahrradfahrer*Innen auf das Gelände. Zufälligerweise war an dem gleichen Tag der Besetzung zu einer ähnlichen Uhrzeit eine Fahrraddemo mit dem Slogan ,,Jugend braucht Frei(t)räume! Die Stadt gehört uns!", die aufgrund eines Verkehrsunfalls in die Nähe der Besetzung umgeleitet wurde. Die Demoleitung löste nach der Veröffentlichung der Besetzung die Demonstration auf und kommunizierte den rund 100 Demonstrationsteilnehmer*Innen die Existenz der Besetzung.
Unglücklicherweise sah sich die Berliner Polizei nicht in der Verantwortung weiterhin zu arbeiten, weshalb niemand eine Kundgebung oder Mahnwache vor dem Gebäude anmelden konnte und so das geplante Konzert, welches eigentlich für den Endpunkt der Demonstration gedacht war, nicht vor dem besetzten Gebäude stattfinden durfte.
Es wurde im Laufe des Tages vor dem Biomarkt am Mehrringdamm eine Kundgebung angemeldet, auf der musikalische Beiträge und politische Reden gehalten wurden.
Die Menschen auf dem Dragoner Gelände wurden von der Polizei genötigt, das Gelände zu verlassen trotzdem blieben einige Menschen stabil und in Solidarität mit der Besetzung auf dem Gelände.
Eine schöne Überraschung war vor allem der Zuspruch des Autoschleppdienstes, dessen Gewerbe nach eigenen Angaben, in dem neuen Bebauungsplan nicht beachtet wird, weshalb er aufgrund der staatlichen Kapitalinteressen nach der Neubebauung keinen Platz mehr habe.
Auf dem Gelände und vor dem Biomarkt, sowie in der Besetzung war den Sonntag über eine schöne Stimmung, es waren viele Politiker*Innen Vorort, die sich (wie schon öfter zuvor) spontan mit der Besetzung solidarisiert haben.
Zu dem Zeitpunkt standen die Sterne sehr gut eine langfristige Nutzung für autonome, emanzipatorische Jugendarbeit zu erhalten.
Irgendwann gegen Nachmittag, früher Abend hin gab die Berliner Polizei widersprüchliche Meldungen raus, die zu einer Unklarheit der Situation führten.
Nach eigenen Angaben wollten sie am Sonntag Abend räumen, was dazu geführt hatte, dass die Besetzer*Innen sich verbarrikadierten und somit außer telefonisch und per Twitter von der Außenwelt abgeschottet waren. Vor dem Gebäude kam es zu einer Sitzblockade, wie auch zu einem kleinen Gerangel nach einer polizeilichen Provokation. Ein Anwalt, der für die Besetzung zu dem Tag da war, wurde von der Polizei mit körperlichen Zwang von dem Gelände geworfen, erst nach einer Weile durfte dieser wieder zurück auf das Gelände.
Die Polizei wusste, aber selber nicht so genau was bei ihnen Phase ist und haben daraufhin nichts weiteres gemacht, außer die Presse systematisch von dem Geschehen auszuschließen, Journalist*Innen war es verwehrt über mehrere Stunden der Besetzung näher als 125m zu kommen.
Taktik und (keine) Pressefreiheit
In den Abendstunden dachte sich die Polizei, dann aus Langeweile wahrscheinlich ein neues Hobby aus und verwehrte Jugendlichen auf einer Mahnwache vor dem Areal sowohl Schutz vor Regen in Form eines Pavillions, wie auch Schutz vor Kälte in Form von Decken.
In den frühen Morgenstunden gab es in der Besetzung (Dragi) ein Sportprogramm zum aufstehen, die BesetzerInnen lebten sich kreativ aus oder beschäftigten sich mit Lektüre. Während die Berliner Polizei darauf beharrte zu behaupten es gäbe keinen Besetzer*Innen mehr, obwohl sie sich nicht alle Räume angeschaut hatten. Wir sind der Überzeugung, dass es eine neue Strategie der Polizei war aus einer Ohnmacht heraus zu versuchen die Besetzung gegenüber der Presse mundtot zu machen. Genauso wie die solidarischen Menschen und das Medien Geschehen durch Fehlinformationen zu verunsichern. Daraufhin folgte ein paar Stunden Verwirrung, seitens der Presse bis unser Anwalt in Begleitung der BIM, alle Zweifel zunichte machte und einen Kommunikativen Austausch mit der Besetzung führte. Gegen 13:12Uhr durchbrach die Besetzung die Berliner Linie! Ein weiterer kleiner Erfolg in widerständiger Berliner Wohnpolitik von Jugendlichen aus.
Staatliche Gewalt und ihr sexistisches Gesicht
Gegen späten Nachmittag hin verschaffte sich die Polizei mit einem Rammbock zutritt zu den Räumen und stürmten mit viel TAMTAM in die Rückzugsräume der BesetzerInnen. Sie befahlen den BesetzerInnen sich auf den Boden zu legen und setzten sich erst auf ihre Köpfe um sie still zu halten und stellten sie nach einer Weile an die Wand. Die Besetzer*Innen wurden durchsucht und abgeführt. In den Sammelwagen der Polizei mussten sich die weiblich* gelesenen BesetzerInnen ausziehen und wurden auf diese Art und Weise erneut durchsucht.
Die BesetzerInnen wurden in die GeSa (Gefangenensammelstelle) Tempelhof gebracht, in der eine lange Zeit des Wartens anfing. Nach Angaben der Polizei war die GeSa voll. Konstante Beschallung, Beleidigung und Erniedrigung seitens der Polizei fing an und hörte über den gesamten Zeitraum der Festnahme nicht auf.
Die BesetzerInnen erlitten unterschiedliche Repression, sowohl physisch wie auch psychisch allen wurde mit Aceton und Borstenschrubbern die Hände sauber gemacht, (alle Finger hatten kleine Schnittwunden an den Kuppen) bei einer Person wurde Aceton in die Zelle geschüttet und sie war über Stunden den Dämpfen ausgesetzt. Allen BesetzerInnen wurden zwei Anrufe, (die ihr gutes Recht sind) verwehrt, zwei Personen erhielten einen Anruf. Über Stunden bekamen fast alle BesetzerInnen kein Wasser, sowie auch kein Essen. Eine der weiblich gelesenen Besetzer*Innen musste sich einer Ganz Körper Musterung unterziehen, bei der sie nackt an einer Wand stand und von Polizistinnen begutachtet wurde. Dabei bekam sie offensives Bodyshaming zu hören, die beiden Polizistinnen haben sich ihr gegenüber über ihren Körper lustig gemacht und ihn denunziert.
(ein Ausführlicher Bericht zu dem Verhalten der Polizei in der GeSa wird noch kommen)
Ab c.a 22Uhr wurden die Ersten aus der GeSa entlassen, um 3Uhr die letzte Person. Alle Personen, außer Zweien erzielten eine erfolgreiche Personaleinverweigerung.
Vor der GeSa war eine große Gruppe an Jugendlichen, die mit Decken und warmen Essen, Getränken und viel Liebe auf die Besetzer*Innen gewartet hatten. Ein riesiges Dankeschön, an die Menschen, die Stunden und Tagelang die Besetzung supportet haben. Gemeinsam waren wir stark und werden es auch weiterhin sein!
Nach der 26 stündigen Besetzung des Dragoner Areals entstand die Hoffnung auf eine langfristige unkommerzielle Nutzung der Räume. Die BIM hielt ihre Presseversprechen ein und begab sich in Verhandlungen mit den Besetzer*Innen, Potse und Drugstore sowie der Initiative Stadt von Unten. Wie Stadt von Unten zu den Verhandlungen gekommen ist, ist uns ein Rätsel, da sie nicht in die Organisierung der Besetzung involviert waren. Da die BIM aber alles andere als kompromissbereit war, eine Zwischennutzung für Potse und Drugstore zuzulassen, bis es Alternative Nutzungsräume gibt, werden wir weiter Besetzen bis wir unser Ziel erreicht haben, für Westberliner Jugendliche autonome Jugendzentren mit historischer Relevanz weiterleben zu lassen! Die Berliner Jugend ist widerständig und geht in die Offensive, solange bis ihren Wünschen Gehör geschenkt werden muss! Wenn geräumt wird, wird auch besetzt werden! Solidarische Grüße F_AJOC Berlin
Eine Situation, die wenig mit dem Problem, der Berliner Häuserkämpfe zu tun hat, ereignete sich während des GeSa Aufenthalts der Besetzer*Innen. Neben einer der Zellen in denen eine Besetzer*In saß, wurde eine BiPOC (Black Indigenous People of Coulor)Person, von der Polizei aufs übeslste misshandelt, über mehrere Stunden hörten wir die Schreie und das Würgen der Person und als wir sie aus der GeSa herauskommen sahen hatte sie am ganzen Körper blutige Stellen..Wir gaben der Person Kontakte zu Beratungsstellen, solche Fälle sind keine Einzelfälle und müssen an die Öffentlichkeit gelangen!
https://www.youtube.com/watch?v=-GKejYMjNNs