Solidarische Infrastruktur für solidarische Aktionen
In der aktuellen Situation erreichen uns Anfragen aus vielen Zusammenhängen, wie sie ihre politische Arbeit digital unterstützen und weiterführen können. Wir werden zum Beispiel gefragt, wie ein Plenum oder Bündnistreffen digital umgesetzt werden kann, wenn sich Leute nicht in einem Raum treffen wollen/können.
Als linkes Technik-Kollektiv wollen wir euch darin unterstützen, die richtigen Tools zu verwenden und dabei weiterhin ein Mindestmaß and Datenschutz- und Sicherheitsansprüchen zu wahren. Wir haben im Folgenden ein paar konkrete Empfehlungen für Tools zusammengetragen, die wir für digitale kollaborative Arbeitsprozesse hilfreich finden.
EchtzeitkommunikationGruppentelefonate und Videokonferenzen
Die wichtigsten Tools für virtuelle Plena. Eure Kommunikation wird verschlüsselt und außer den Teilnehmenden kann niemand mithören.
Jitsi ist eine freie Plattform für Video-Konferenzen und kann direkt im Webbrowser gestartet werden. Funktioniert erfahrungsgemäß gut mit bis zu 5 Teilnehmenden. Wir empfehlen zwei Instanzen linker Technik-Kollektive:
- Jitsi Instanz von Autistici/Inventati: https://vc.autistici.org/
- Jitsi Instanz von Mayfirst: https://meet.mayfirst.org/
Mumble erlaubt größere Gruppentelefonate (ohne Video), auch mit 100+ Teilnehmenden. Ganz aktuell haben wir einen Webclient für euch installiert. Besseren Klang bieten aber die nativen Clients für alle großen Betriebssysteme. Alle Infos über unseren Mumble-Service.
Nextcloud Talk erlaubt Videochat und Screen Sharing für max. 4 Teilnehmer. Ihr benötigt einen Account, aber könnt andere auch mit einem geteilten Link einladen. Alle Infos zu unserem Cloud-Service.
- Unsere Cloud Instanz: https://cloud.systemli.org
Instant Messenger und Chatgruppen
Ohnehin immer wichtig, aber aktuell unentbehrlich sind Messenger zur schnellen Kommunikation und Koordination.
Signal ist der beste Smartphone Messenger für 1:1 Kommunikation und kleinere, nicht öffentliche Gruppen (bis 50 Teilnehmende). Wo immer möglich, verwendet Signal!
Telegram empfehlen wir normalerweise nicht, aber für große und öffentliche Gruppen gibt es leider momentan keine empfehlenswerte Alternative. Viele solidarische Nachbarschaftsinitiativen organisieren sich gerade über Telegram-Gruppen (z.B. Kiezkommune oder Corono-Soli-FFM). Unsere pragmatische Empfehlung: benutzt es nur für diese offenen Gruppen, seid euch bewusst, dass die Kommunikation nicht geschützt ist und verwendet wenn möglich den Telegram-Client aus F-Droid. Dort sind wenigstens keine Tracker eingebaut, die auch noch euer Kommunikationsverhalten analysieren.
Jabber unser Oldy, but goldy. Jabber erlaubt die 1:1-Diskussion und auch größere Gruppen. Man kann über verschiedene Instanzen hinweg kommunizieren. Wir bieten einen Server mit öffentlichen Registrierung an und Webclient. Zum Chatten auf dem Computer gibt es Programme für alle Betriebssysteme. Alle Infos zu unseren Jabber-Service.
- Unser Jabber-Server: https://jabber.systemli.org
Kommunikation nach außen
Ticker eignen sich zur Verbreitung von Nachrichten. Mit unserem Ticker könnt ihr euer Umfeld (zum Beispiel die Nachbarschaft) über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Eine Ticker-Instanz müsst ihr bei uns per E-Mail anfragen. Wir stellen ihn euch aber gerne unter verschiedenen Domains zur Verfügung. Alle Infos zu unserem Ticker-Service.
Mastodon ist eine freie Twitter-Alternative. Wir können euch folgende Instanzen empfehlen:
- Die Instanz der niederländischen Genoss*innen von Wehost: https://social.weho.st/
- Aus dem Umfeld des Chaos Computer Club (nur auf Einladung): https://chaos.social/
Diskussionen und Wissensablage
Über unsere Nextcloud Instanz könnt ihr gemeinsam an Texten arbeiten, Dokumente teilen und Termine, Aufgaben, etc. koordinieren. Wir haben eine Dokumentation geschrieben, wie ihr Nextcloud als Gruppe verwendet. Alle Infos zu unserem Cloud-Service.
Etherpad eigenet sich sehr gut, um ad-hoc Wissen zu sammeln und gemeinsam Texte zu erstellen. Es benötigt keine Anmeldung, ist aber somit nicht gegen Vandalismus geschützt. Es lassen sich allerdings Links ohne Schreibberechtigung erstellen. Bei großen Plena hat sich eine Kombination aus Etherpad und Mumble bewährt. Alle Infos zu unserem Pad-Service
- Unsere Instanz: https://pad.systemli.org/
- Riseup.net: https://pad.riseup.net/
Wikis sind perfekt zur Wissenssammlung und -verwaltung. Wenn ihr eine (interne oder öffentliche) Wissensdatenbank aufbauen wollt, können wir euch auf Anfrage ein Wiki mit der Software Dokuwiki zur Verfügung stellen.
Wir hoffen, euch mit den Empfehlungen und der Infrastruktur bei der politischen Arbeit zu helfen. Bei Diskussionen, Aktionsplanungen, Koordination von Nachbarschaftshilfe und allem anderen solidarischen Verhalten.
PS: Wie auch unsere Freund:innen, betreiben wir viele weitere Dienste, die wir gern für alle emanzipatorischen und solidarischen Initiativen zur Verfügung stellen.
systemli.orgYour friendly tech collective
Unkommerzieller Anbieter für datenschutzfreundliche Kommunikation. Ganz ohne Überwachung.
Ergänzungen
digitaler Angriff
Eure Arbeit in allen ehren. Zu vielem ist digitale Infrastruktur gut zu gebrauchen, hilfreich, nützlich. Großartigesten Dank an alle Tech-Kollektive.
Aber was gerade mit dieser Corona-Krise geschieht, ist ein sozialer Angriff auf uns alle!
Würde sich unsere Kommunikation perspektivisch immer weiter auf den digitalen Bereich verschieben, würden wir selbst uns an dem "digitalen Angriff" beteiligen.
So viel in aller Kürze. Dies sollte künftig Gegenstand von Diskussionen werden.
Lassen wir uns die Welt da draußen nicht nehmen!
Solidarische Grüße.
Als ich diesen Artikel
Als ich diesen Artikel gesehen haben, hab ich sofort gedacht, in Zukunft werden auch wir uns nicht mehr real treffen, sondern Plenas, konfernezen, Camps digital abhalten. Es wird uns ganz normal vorkommen und wir werden gar keine Zeit mehr haben, uns auf den Weg zu machen, um uns zu treffen. Und wir werden daran glauben, dass wir die Zeit auch nie haben könnten...
Sicher ist es gut, digital vernetzt zu bleiben. Es erscheint jedoch etwas voreilig, jetzt sofort digitale Lösungen anzubieten. Ich möchte dafür plädieren, sich nicht der Logik einer krassen Krise wegen Corona zu unterwerfen, sondern erstmal zu versuchen, den Status quo (also vor Carona) aufrecht zu erhalten und dafür zu kämpfen (auch wenn der nicht toll war). Natürlich ist es wichtig, verantwortlich mit der Ansteckungsgefahr umzugehen und Hygienemaßnahmen zu beachten. Aber wenn sich Menschen treffen wollen, dann können sie und sollten sie das auch tun und dafür Lösungen suchen. zB draußen und mit einem Abstand.