Can Vies (Barcelona brennt)
Nur ein Funke ist nötig, um alles in die Luft zu sprengen.
Diesmal befinden wir uns in Barcelona.
Vielleicht kennst du die Geschichte von Can Vies nicht. Mach dir keine Sorgen, in wenigen Tagen wird sie alle Nachrichten des Landes einleiten. Erinnerst du dich ans Gamonal (Burgos)? Erinnerst du dich an die Personen, die auf die Straßen gingen, um ihre Interessen gegenüber den Schikanen des diensthabenden Politikers zu verteidigen? Gut, jetzt passiert das wieder in Katalonien.
Die Stadt Barcelona hat, unter dem Mandat von Xavier Trias, beschlossen dem Autonomen Sozialzentrum ´Can Vies` ein Ende zu setzen, das, wie sie selbst sehr schön auf ihrer Internetseite sagt, seit 17 Jahren "viel mehr als nur vier Wände" war. In seinem Innern wurde ein Schmelztiegel der Unabhängigkeit, anderer Sicht- und Handlungsweisen verwaltet. Für alle, die sich in ihm versammelten, war das Sozialzentrum ein Ort, der aus der Vergessenheit zurückerobert worden war. Ein wiedergewonnener Ort für das Viertel (Sants), der aufrecht erhalten wurde, ohne in den kriecherischen Merkantilismus zu verfallen, für den die Städte eintreten. Deswegen schmerzt die Art und Weise, wie mit Can Vies umgegangen wurde, umso mehr. Sie haben bis zum Limit gewartet und Wahlen vergehen lassen, um nicht noch mehr Stimmen zu verlieren. Nur, um am darauffolgenden Tag auf brutale Weise zu räumen. In Barcelona erlebten (und erleben) wir würdige Szenen eines Polizeistaats, mit den Mossos (katalonische Polizei) als leibhaftige Hunde des Systems, die angreifen und jeden Anschein von Legalität überspringen.
Nach den letzten, von Gummigeschossen verursachten, Unglücksfällen (erinnern wir uns daran, dass diese seit dem 30. April nicht mehr verschossen werden dürfen), beschiessen sie uns jetzt fröhlicher mit Schaumstoffkugeln (die sie lieber ´viscoelásticas` nennen), die sich, laut ihrem Märchen, beim Aufprall verformen. Wenn wir beachten, dass diese Kugeln mit 300 km/h verschossen werden, sind wir uns nicht sicher, dass der Schlag sehr viel geringer ausfallen wird...
So gesehen... was können wir erwarten? Es ist klar, dass uns gegenüber der anhaltenden Schikane der "Ordnungskräfte" (die sich sogar getraut haben, die Eingangstür der Wochenzeitung ´La Directa` mit Gewalt aufzubrechen) nur die Option bleibt zu akzeptieren, dass wir in einer Diktatur mit repressivem Polizeistaat leben, oder einfach und eindeutig Widerstand zu leisten. Die Antwort ist schnell gegeben. Das Volk entscheidet sich für den Widerstand, dafür um ihr Viertel und für seine Leute zu kämpfen, gegen eine absurde Politik, die gegen die Kriterien der Bürger handelt. Deshalb sind die Leute in der Nacht vom 27.5.2014 auf die Straßen gegangen, um sich der Repression dieses Systems entgegenzustellen, den Uniformen die Stirn zu bieten. Der Bagger, der mit dem Abriss des Sozialzentums begann, ging in den Flammen der Wut auf und kurz danach brannten mehrere Barrikaden in den Straßen Barcelonas, die sich wie in einer Kettenreaktion ausbreiteten. Während die Personen auf den Straßen Schranken zwischen sich und die Mossos bauten, bekamen sie von den Fenstern aus Unterstützung von vielen älteren Menschen, die jegliches Küchengeschirr zum Klingen brachten.
In den Straßen konnte man sehen, wie die Uniformierten Personen aus Hauseingängen zogen und in beinahe sadistischer Manier alles niederschlugen, was ihnen in die Quere kam. Für diese Nacht, ist der Kampf vorbei (obowhl noch zu dieser Stunde Hubschrauber über mehrere Gegenden der Stadt kreisen). Es wurde dazu aufgerufen, morgen wieder zu handeln, um Widerstand gegen die Ungerichtgkeit und die systematische Schikane gegen das Volk zu demonstrieren, in diesem Fall in Barcelona. Wir wissen, dass morgen noch mehr Uniformierte da sein werden, mehr Repression, mehr Verhaftete und mehr Verletzte. Aber wir wissen auch, dass wir, wenn wir nicht handeln, ihre Komplizen sind. Morgen werden wir weiter verbreiten, zusammenführen und mit allen zusammenarbeiten, die wir für rechtens halten. Und unsere Pflicht ist es, Seite an Seite mit denen zu stehen, die gegen eine Regierung, die jeden Tag mehr einem schlechten Witz entsprungen zu sein scheint, die Straßen einfordern.
Auch wir sind Can Vies.
Spanische Version und Bilder auf: http://yocontraelmundo.es/can-vies-arde-barcelona/