Internationaler Frauenkampftag in Stuttgart

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Der internationale Frauenkampftag steht vor der Tür. Auch dieses Jahr möchten wir mit möglichst vielen Menschen auf die Straße gehen, um auf die weltweit immer noch herrschende Unterdrückung von Frauen* aufmerksam zu machen.
Deshalb werden wir am 7. März ab 15.00 Uhr auf dem Schlossplatz in Stuttgart sein und unseren bunten und vielfältigen Protest zusammen mit dem Frauenbündnis Stuttgart in die Innenstadt tragen.
Zudem wollen wir mit einem Vorbereitungs- und Aktionstag den Internationalen Frauenkampftag am 29. Februar ab 13.00 Uhr am Stadtteilzentrum Gasparitsch vorbereiten.

„Frauen gehört die Welt.“

Dieses Sprichwort wird im Alltag oft genutzt. Warum uns Frauen* aber nicht die Welt gehört, sieht man deutlich an den aufgeführten Diagrammen. Frauen organisieren weltweit größtenteils die Familienhaushalte, ziehen die Kinder auf und pflegen Angehörige unentgeltlich in dieser so genannten Haus- und Sorgearbeit. Aber warum ist das so?

ZAHLEN UND FAKTEN

Nach dem aktuellen Bericht der Bundesregierung von Juli 2019 über den Gender Care Gap leisten Frauen täglich 87 Minuten mehr Haus- und Sorgearbeit als Männer. Das bedeutet ganz konkret: Frauen arbeiten jeden Tag über alle Altersklassen verteilt durchschnittlich 4 Stunden und 13 Minuten in der Haus- und Sorgearbeit, Männer hingegen nur 2 Stunden und 46 Minuten. Der extremste Unterschied beim Gender Care Gap zeigt sich bei den 34-Jährigen: In dieser Altersgruppe verbringen Frauen täglich durchschnittlich über 5 Stunden mit Haus- und Sorgearbeit, Männer dagegen nur ca. 2,5 Stunden. In dieser Phase kommen oft entscheidende Lebensereignisse in der Verantwortlichkeit für z. B. die Kinderbetreuung und -Erziehung sowie dem Beruf zusammen.
Aber warum ist das so?
Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaftsordnung, die uns die sogenannten klassischen Rollenbilder von Männern und Frauen jeden Tag, z. B. durch Medien und Fernsehen anpreist, bis wir sie verinnerlicht haben und ebenfalls als erstrebenswert ansehen. Der Mann gilt als finanzieller Versorger, der nach außen wirkt und von der Familie unterstützt werden muss. Dadurch entsteht ein besonderes Machtverhältnis, welches ihm besondere Privilegien zugutekommen lässt wie z. B. familienunabhängige Freizeitgestaltung, Bestimmung über Finanzen, beruflich bedingte Wohnortwahl und Kindererziehung als „Hobby“.
Die Frau hingegen kümmert sich, weil dies angeblich in ihrer Natur liegt, um die Kinder und den Haushalt und fügt sich der Familie. Das kapitalistische System, in dem wir leben, trägt ebenfalls zur Zementierung der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern bei. Die immer noch bestehende ungleiche Bezahlung der Geschlechter und die steuerrechtlichen Vorteile im Zusammenhang mit einer Eheschließung, z. B. das Ehegattensplitting bei dem es für Frauen oft weniger lohnenswert erscheint einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, sind Faktoren, warum es meist „logisch“ erscheint, dass Männer die finanzielle und Frauen die erzieherische und hauswirtschaftliche Versorgung in der Familie übernehmen.
Für Frauen ergeben sich dadurch aber wirtschaftliche Nachteile, die meist zu finanziellen Abhängigkeiten führen. Zusätzlich sind Frauen aufgrund des niedrigeren Einkommens (durchschnittlich 21 % weniger als Männer), den Fehlzeiten durch Kindererziehung und Pflege von Angehörigen und den daraus resultierenden geringeren Rentenansprüchen, stärker von Altersarmut betroffen. Die Universität Mannheim veröffentlichte im September 2019 eine Statistik, die zeigt: Frauen erhalten durchschnittlich 26% weniger gesetzliche Rente als Männer. Die hohe weibliche Präsenz in der Teilzeitbeschäftigung (im Jahr 2018 waren 48% aller beschäftigten Frauen in Teilzeit angestellt - Männer hingegen nur zu 11%) ist ebenfalls Folge der „klassischen“ Rollenverteilung, die die Frau als Mutter und Hausfrau im häuslichen Umfeld festhält.

WIR FORDERN daher…
…die Abschaffung und Überwindung der „klassischen“ Rollenverteilung!
…eine gerechte Aufteilung der Haus- und Sorgearbeit!
…gleichen Lohn für gleiche Arbeit!
…kostenlose und kollektivierte Form der Kinderbetreuung losgelöst von der alleinigen Verantwortung der Familie!

Die Erfüllung dieser Forderungen trägt dazu bei, dass eine Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt möglich wird. Dadurch wird auch Altersarmut und finanzielle Abhängigkeit in der Partnerschaft entgegengewirkt. Und das ist erst der Anfang! Wir Frauen wollen für unsere Befreiung kämpfen und unabhängig leben. Wir lassen uns in keine vorgegebene Rolle drängen. Jede Frau soll selbstbestimmt und frei von gesellschaftliche und wirtschaftliche Zwängen über ihr Leben entscheiden können. Um für die Aufrechterhaltung des bereits Erreichten, für Fortschritt, Emanzipation und eine Veränderung der Gesellschaft zu kämpfen, müssen wir Frauen die immer noch bestehenden Unterdrückungsmechanismen und deren Auswirkungen wie Alltagssexismus erkennen und lernen gemeinsam dagegen vorzugehen. Setzt euch für eure Rechte ein! Tauscht euch aus, organisiert euch in Frauengruppen und steht bei Diskriminierungen für einander ein. Haltet zusammen, nur gemeinsam können wir den Kampf gegen das Patriarchat aufnehmen und unsere Ziele erreichen!

Der 8. März ist der internationale Frauenkampftag. An diesem Tag gehen Frauen weltweit seit 1910 auf die Straße, um für ihre Rechte und ein gleichberechtigtes Leben einzutreten und einen gesellschaftlichen Umbruch einzufordern. Seit mehreren Jahren wird dieser Tag genutzt, um mit einem gemeinschaftlichen Frauenstreik auf die Unterdrückung der Frauen aufmerksam zu machen. Auch wir werden uns wieder daran beteiligen und fordern daher alle Frauen dazu auf, an diesem Tag die Haus- und Sorgearbeit sowie weitere familiär und gesellschaftlich auferlegten Aufgaben ruhen zu lassen.
Kommt bereits am Samstag, 7. März 2020 auf den Schlossplatz. Dort erwartet euch ein feministisches Programm mit anschließender Demonstration. Wenn wir die Diskriminierungen weiter ignorieren, ändert sich nichts. Unsere Befreiung wird uns nicht geschenkt, wir müssen sie uns erkämpfen.
Frauen, wehrt euch! Erhebt eure Stimme!

Termine Frauenkollektiv Stuttgart

- 29.02.2020, ab 13 Uhr Vorbereitungs- und Aktionstag im Stadtteilzentrum Gasparitsch, Rotenbergstr. 125

 

- 07.03.2020, 15 Uhr Kundgebung und Demonstration zum Internationalen Frauenkampftag auf dem Schlossplatz

- 20.03. + 15.05.2020, 20 Uhr Kneipenabend im Stadtteilzentrum Gasparitsch, Rotenbergstr. 125

- 23.03.2020, 19 Uhr Offenes Treffen im Stadtteilzentrum Gasparitsch, Rotenbergstr. 125

* Wir setzen das Wort Frau/ Frauen für Personen, die sich als Frau definieren und/ oder von der Gesellschaft als Frau gelesen werden und somit ähnliche Erfahrungen machen.

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