[Stuttgart] 8. März Demo zum Internationalen Frauenkampftag
Am 8. März ist der internationale Frauenkampftag. Vom Frauenbündnis Stuttgart wird es am Donnerstag eine Kundgebung und Demonstration in Stuttgart geben.
Los gehts ab 17.00 Uhr auf dem Schlossplatz mit der Auftaktkundgebung und die Demo startet dann ab 18.00 Uhr.
Nicht nur an diesem Tag, aber eben gerade auch an diesem ist es wichtig für die Befreiung der Frau und die Veränderung der Verhältnisse einzustehen und unsere Vorstellung einer solidarischen Gesellschaft
lautstark auf die Straße zu tragen.
Deshalb kommt mit uns am 8. März auf die Straße und in den klassenkämpferischen Block!
Für mehr Informationen schaut hier nach, facebook: Frauenkollektiv Stuttgart
Im Folgenden der diesjährige Aufruf:
#Metoo - aber der fehler liegt im System!
Unter dem #MeToo haben prominente Frauen ihre Geschichten von sexueller Unterdrückung und Missbrauch in Hollywood erzählt und die Namen der Täter dabei veröffentlicht. Diese Offenbarungen gaben tausenden anderen Frauen den Mut, auch ihre persönlichen Erlebnisse mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen. Die Einzelschicksale, die, angefangen bei anzüglichen Bemerkungen bis hin zu körperlichen Übergriffen und Vergewaltigung, alle Motive der Gewalt gegen Frauen beinhalten, sorgten in der Gesellschaft für einen Aufschrei. Das Thema dominierte die Berichterstattung der Medien und Frauen sprachen offen über die Degradierung zum Objekt und die Gewalt, die ihnen tagtäglich einzig aufgrund ihres Geschlechts widerfährt - ohne Angst vor Ablehnung haben zu müssen. Die Angst auf Ablehnung oder Unverständnis zu stoßen, hält sonst viele Opfer davon ab, über ihr Schicksal zu sprechen. Dass diese Angst nicht unbegründet ist, zeigte sich auch deutlich in der Twitter-Debatte, bei der Probleme von vielen Personen kleingeredet wurden und noch immer werden. Solche gravierenden Fälle von Machtmissbrauch, wie sie gerade in Hollywood aufgedeckt wurden, passieren nicht über Nacht, sondern diese Strukturen bestanden über Jahre hinweg. Sie wurden aufrechterhalten von den Tätern und einer Schar von Mitwissern, die sich schweigend in das System einfügten und somit die Taten tolerierten.
Es reicht aber nicht gegenüber den Einzelschicksalen empathisch zu sein und die individuellen Täter anzuprangern. Die Berichte dieser Frauen beschreiben nur die Spitze des Eisbergs. Allein durch die gewaltige Anzahl an Antworten und eigenen Erlebnisberichten zeigt sich, wie alltäglich Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft noch immer ist.
Hinter dieser Unterdrückung und Herabwürdigung steckt eine männerdominierte Gesellschaftsordnung, die Frauen einen geringeren Wert als Männern beimisst. Ein eindrückliches Zeichen dieser Objektivierung sind viele Werbungen, die tagtäglich auf uns einprasseln. Mit den nackten Körpern junger Frauen wird für Uhren oder Parfüm geworben, dabei dienen die Frauen lediglich als Eye-Catcher oder als Dekoration zum beworbenen Artikel. Sie sind also rein sexuelle Objekte, die oft nur auf Hintern und Brüste reduziert werden.
Auch die Arbeitswelt ist geprägt von hierarchischen Männerstrukturen, in denen Frauen nur schwer einen Platz finden. Frauen gelten als emotional, einfühlsam und harmoniebedürftig und dadurch gleichzeitig als wenig durchsetzungsfähig. Von klein auf wird Mädchen anerzogen ordentlich zu sein und sich um andere zu kümmern. So werden schon früh die Weichen für die spätere Berufswahl gestellt. Viele junge Frauen entscheiden sich für sogenannte „Frauenberufe“, z.B. in der Pflege, der Erziehung oder der Sozialen Arbeit. Die Angestellten erfüllen hier quasi nur ihre „wahre Berufung“ als Mutter und Fürsorgerin, die gesellschaftliche Wertschätzung und Anerkennung für die Ausübung dieser Berufe fehlt meist. Auch finanziell stehen die gezahlten Löhne weit hinter denen, die in der Industrie gezahlt werden, zurück.
Im Privatleben übernehmen noch immer Frauen den Großteil der anfallenden Arbeit, die Kindererziehung und die Sorge um den Haushalt liegt meist in weiblicher Hand. Um also Kinder und Berufsalltag vereinbaren zu können, ordnen sich viele dem althergebrachten Rollenbild unter: Der Mann ist der Versorger und Ernährer, die Frau arbeitet maximal in Teilzeit und umsorgt ansonsten entgeltlos ihre Familie. So sind auch heute noch viele Frauen finanziell von Männern abhängig und fügen sich in die ihnen zugeordnete Rolle der Hausfrau.
Die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen ist also ein strukturelles Problem. Die Debatte sollte nicht beherrscht werden von schlimmen Verfehlungen einzelner Männer, sondern das System, das als Legitimation ihres Verhaltens dient, muss in den Fokus gerückt werden. Die Situation der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts unterschätzt, unterdrückt, ausgebeutet und missbraucht zu werden, wird sich nicht ändern, indem einzelne Täter angeprangert und von ihren Machtposten verdrängt werden. Es gibt zu viele, die in ihre Positionen nachrücken. Vielmehr ist es nötig, die Struktur, die ihre Taten autorisiert und billigt, anzugreifen und zu verändern.
Aus diesem Grund gehen wir auf die Straße um gegen die Unterdrückung, in der wir leben zu kämpfen. Wir stehen ein für eine solidarische Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt miteinander leben können. Am 8. März, dem Frauenkampftag, nehmen wir uns, wie viele Frauen weltweit, die Straße um gemeinsam für eine Welt zu kämpfen, in der nicht wirtschaftliche Interessen, sondern die Bedürfnisse der Menschen an erster Stelle stehen. Denn nur wenn wir uns zusammenschließen, können wir eine breite Gegenmacht gegen diese Verhältnisse aufbauen und diese strukturellen Unterdrückungsmechanismen angreifen. Dazu müssen wir die Solidarität unter den Frauen stärken und Strukturen aufbauen, in unserem Viertel, unserer Stadt, dort wo wir leben.
Lasst uns gemeinsam diskutieren, uns vernetzen und selbstorganisiert den Widerstand organisieren.
Diese Vernetzung und Solidarität darf nicht an den Landesgrenzen stoppen, sondern muss international sein. Wir reihen uns ein in eine breite Bewegung des feministischen Widerstands, der auf der ganzen Welt für die Freiheit der Frauen kämpft.
Kämpfen wir gemeinsam gegen alltäglichen Sexismus, Unterdrückung und für die Rechte der Frau.
Denn: „Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben!“
Termine rund um den Internationalen Frauenkampftag:
11. März: Sonntag unter Frauen - Kaffee, Kuchen Austausch, Beginn ab 14 Uhr im Gasparitsch (offen nur für Frauen*)
16. März: ab 20 Uhr Kleidertausch-Kneipe des Frauenkollektivs im Gasparitsch (Rotenbergstraße 125, Stuttgart- Ost)