Protest gegen Tesla-Fabrik in Grünheide (bei Berlin)
Am Sonntag, den 12.1. protestierten 50 Leute in Grünheide gegen die Abholzung großer
Waldflächen für eine neue Tesla-Fabrik. Entsteht hier ein Hotspot im Kampf gegen den "green capitalism"?
"Geplante Gigafabrik in Grünheide Tesla stellt Antrag für vorzeitige Wald-Rodung - Tesla will in Grünheide eine Gigafabrik bauen. Dafür muss Wald gerodet werden. Damit will Tesla so schnell wie möglich anfangen, denn die Zeit drängt“ - So lautete am 10. Januar eine Schlagzeile in den Potsdamer Neuesten Nachrichten. Dass der vor wenigen Wochen von der Landesregierung bejubelte Plan des Elektro-Konzerns am Rand von Berlin eine Fabrik für E-Autos zu bauen ökologisch äußerst unschöne Nebeneffekte hat, wird in der Öffentlichkeit nicht diskutiert. Stattdessen liegen Landesregierung, Behörden und Medien vor dem INVESTOR auf dem Bauch, als hätte man nichts aus den letzten Jahrzehnten gelernt. Und so werden mal wieder Gewinne privatisiert und Kosten vergesellschaftet, wenn auf Kosten der öffentlichen Hand das Gelände von Fundmunition befreit und dem Konzern für ´nen Appel und ´n Ei überlassen wird. (Dass die Linkspartei letzteres gerade moniert liegt aber nur daran, dass sie vor Kurzem die Wahlen verloren hat, wäre sie noch oder wieder in der Landesregierung, würde sie das genauso mittragen, wie alle anderen Schweinereien, denen sie sonst zugestimmt hat. Dass die Grünen nix substantielles zu Grünheide sagen, liegt daran, dass sie gerade in der Landesregierung angekommen sind.) Doch hier soll es um die finanziellen, sondern um die ökologischen Kosten gehen. Dass es in einem Landstrich, indem ungenutzte Fabrikgelände, schon versiegelt und verseucht, massenhaft in der Gegend rumgammeln, keine Alternative zur Abholzung großer Flächen Wald gegeben hätte, ist Quatsch. Es gibt keine sinnvollen Gründe, die dafür sprechen hier die Fabrik zu bauen, sondern nur Profit und Image. Es kann jetzt aber nicht nur darum gehen, die Auswahl dieses Fabrikstandortes zu kritisieren. Was hier passiert ist ein großer Schritt in Richtung eines „green capitalism“, der mit grün aber nix weiter zu tun hat, als dass dafür eben noch mehr Grün geopfert werden muss. Es hat sich das Gerücht festgesetzt, elektrisch angetriebene Verkehrsmittel wären umweltfreundlicher. Die Umstellung von Erdöl-(Benzin, Diesel)getriebenen Individualverkehr auf elektrisch angetriebenen Individualverkehr hat jedoch nur einen Grund: mit dem Bedürfnis (und dem Zwang) von Menschen, sich fortzubewegen auch in Zukunft Profit zu machen. Es geht nicht darum, sich zu überlegen, wie können Menschen mobil sein, und wie kann das mit möglichst geringen Schäden für Mensch und Umwelt geschehen. Denn dann würde darüber geredet, wie Wege vermieden werden können und wie ein flächendeckender, umfassender ÖPNV aussehen würde. Stattdessen gibt es einen Boom der E-Mobilität, der noch mehr Ressourcen frisst (Fahrräder brauchen jetzt „Seltene Erden“, seitdem sie mit Akkus ausgestattet werden), den letzten Rest von öffentlichen Raum zerstört (die rumliegenden E-Roller) und kein Kohlendioxid einspart. Im Gegenteil, die Herstellung der Fahrzeuge von Tesla und deren Versorgung mit Energie wird die Zerstörung der Umwelt noch schneller vorantreiben. Grünheide ist dafür nur das erste Beispiel. Am Sonntag hat es in Grünheide den ersten Protestspaziergang von 50 Anwohner_innen gegen das Tesla-Werk stattgefunden. Das waren nicht viele und sie kamen vom NABU und aus nahegelegenen Bürgerinitiativen. Denen ging es wahrscheinlich vorrangig um den Wald und nicht um den Kapitalismus. Das ist jedoch kein Grund, sich über sie lustig zu machen, oder sie nicht ernstzunehmen. Eine Klimabewegung, die erkannt hat, dass Umweltzerstörung und Kapitalismus untrennbar zusammengehören, dass auch ein „grüner Kapitalismus“ keines der Probleme der Menschheit löst, müsste Grünheide zu ihrem Aktionsfeld machen. Es ist gut und wichtig, dass in der Lausitz gegen die Braunkohleverstromung protestiert wird. Das ist allerdings der Gegner von gestern. Der von morgen baut demnächst in Grünheide.
https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/2020/01/tesla-gruenheide...
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