Washington will die Al asch-Schaich bändigen
Wie bekannt ist, positionieren sich die USA als leidenschaftliche Kämpfer für Demokratie, Frieden und Menschenrechte. In Wirklichkeit aber sehen wir, dass die Amerikaner in einigen Ländern die Verletzer der Menschenrechte bestrafen, indem sie Drohnen schicken und die Städte mit Bomben belegen, und vor den Verbrechen in anderen Ländern verschließen die Amis die Augen.
Als Beispiel dafür dient das Schicksal des liberalen Bloggers Raif Badawi und seines Anwalts Waleed Abu al-Khair aus Saudi-Arabien. Der erste wurde wegen der „Beleidigung des Islam“ zu 1000 Peitschenhieben und zehn Jahren Haft verurteilt, der zweite wurde wegen der Stiftung der Menschenrechtsorganisation Monitor of Human Rights in Saudi Arabia zu 15 Jahren Haft und einer Geldstrafe von 39.000 Euro verurteilt. Die saudische „Justiz“ hat die zivilisierte Gesellschaft schockiert.
Man sollte glauben, die USA hätten die saudischen Behörden wegen der unverhohlenen Verletzung der Meinungsfreiheit und der barbarischen Strafe gegen Raif Badawi abfällig beurteilen sollen. Doch ist die Freundschaft mit dem an Öl reichen Saudi-Arabien viel wichtiger. Wird der US-Ruf des „Demokratisators“ und Menschenrechtsverteidigers dadurch ramponiert? Bestimmt. Und man ist sich im Weißen Haus dessen bewusst. Davon zeugt der Brief vom Senator für den Bundesstaat Oregon Ron Wyden (Demokratische Partei) an den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Senats Bob Corker (Republikanische Partei).
Ron Wyden schlägt vor, die Al asch-Schaich zu entkräften, die als führende religiöse Familie einen unbegrenzten Einfluss im Lande ausübt. Laut des Senators ist das durch die Gründung einer angesehenen islamischen Hochschule, die unter Kontrolle der Königsfamilie und der US-Regierung stände, zu erreichen. An solcher Hochschule könnten die Vertreter der weniger einflussreichen Familien studieren. Ron Wyden meint, durch diese Maßnahme könnte man die Zusammensetzung der religiösen Elite des Königreichs ändern und der Weltöffentlichkeit die Bestrebung der USA die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien zu verbessern demonstrieren.
Es folgt unter anderem aus dem Brief, dass die CIA daraus auch Nutzen ziehen könnte. Die US-Geheimdienste könnten die Informationen über potentielle Anhänger der radikalen Strömungen des Islam erhalten und bearbeiten. Ron Wyden gibt also zu, dass Saudi-Arabien eine Quelle der Human Ressourcen für verschiedene radikale islamische Gruppierungen ist. Und trotz alledem liefert Washington Waffen ans Königreich weiter.
Washington will also ein weiteres Mal der Weltöffentlichkeit Sand in die Augen streuen. Um Menschenrechtsschutz und Demokratisierung Saudi-Arabiens geht es in Wirklichkeit nicht. Außerdem kann man mit Bestimmtheit sagen, dass dieses saudische Abenteuer scheitern wird. Wir haben vergebliche Bemühungen der Amis, radikale Islamisten seiner Kontrolle zu unterstellen, schon gesehen. Die USA haben Al-Qaida, Taliban und IS geschaffen, die nun aus den Rudern laufen. Und dadurch leidet eine halbe Welt.