Vortragsabend zur Geislinger „Mondays for Jobs“ Aktion bei WMF

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Seit einigen Monaten umrunden jede Woche mehrere Hundert WMF-ArbeiterInnen montags in der Mittagspause das Geislinger Werksgelände, um auf den geplanten Abbau von 400 Arbeitsplätzen aufmerksam zu machen.

Der Protest in Geislingen machte überregional auf sich aufmerksam, unter anderem auch durch das Symbol der gelben Warnweste, die sich viele während der Aktion überziehen. Als Initiative Klassenkampf Stuttgart und solidarische KollegInnen aus dem Rems-Murr-Kreis beteiligten wir uns regelmäßig an der Aktion in Geislingen.
Da das Thema Stellenabbau jedoch immer mehr Betriebe auch in unserer unmittelbaren Nähe betrifft, planten wir mit WMF-Kollegen eine Abendveranstaltung, in der ihre Aktion Mondays for Jobs Interessierten aus Betrieben und politischen Kreisen zugänglich gemacht sowie erklärt wird und zudem Entwicklungsperspektiven der Aktion und betrieblichem Handeln diskutiert werden.
Zu diesem Vortragabend konnten wir am 25. Oktober etwa 30 ZuhörerInnen begrüßen, die trotz des ungewohnten Freitagabendtermin dem Vortrag aufmerksam folgten sowie sich rege an der Diskussion beteiligten. Es waren überwiegend jüngere AktivistInnen aus dem antifaschistischen Spektrum, die am Vortrag teilnahmen und somit einen Einblick in die Welt betrieblicher Kämpfe bekamen. Daneben aber auch ein paar betrieblich und gewerkschaftlich Aktive KollegInnen.
Die dargestellte Situation bei der WMF und die folgende Diskussion halten wir über den Kreis der Anwesenden hinaus für relevant und wollen ihn darum hier dokumentieren.

Was ist los an der Steige?
Die traditionsreiche Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) gehört seit einigen Jahren allein der französischen Unternehmensgruppe SEB. Zu diesem gehören weitere Hersteller von Küchen- und Elektrogeräte. Die Arbeit der 400 bedrohten Stellen in Geislingen soll mutmaßlich ins
Ausland verlagert werden.
Häufig trifft ein solches Schicksal die ArbeiterInnen von Unternehmen, die vielleicht ein paar Jahre ohne oder mit „zu geringen“ Renditesteigerungen durchmachen. Nicht so im Falle der WMF: Das traditionsreiche Unternehmen steht blendend da.

 

Die Einschläge kommen näher
Der Stellenabbau ist nur ein Vorbote dessen, was der Region noch blüht. Allein im Kreis Göppingen stehen bis zu 2.000 Stellen zur Disposition, neben der WMF sind KollegInnen bei Allgaier in Uhingen und Schuler Pressen in Göppingen bedroht. In der Region Stuttgart sind außerdem allein bei Bosch in Feuerbach und Schwieberdingen 1.600 Arbeitsplätze bedroht, bei ContitechKühner in Oppenweiler könnten durch eine Standortschließung 350 KollegInnen arbeitslos werden und auch im Mahle-Management wird von Massenentlassungen und Werksschließungen gesprochen. Bei Daimler Untertürkheim bleibt offen, welche Folgen die Umstellung auf E-Autos für die KollegInnen dort haben wird.

 

Verschiedene Ursachen, gleiche Folgen
Bei den Automobilzulieferern und -herstellern sind die Stellenstreichungen vor allem Folge von auf kurzfristige Gewinne ausgerichtetem Missmanagement im Zuge der Transformation in dieser Branche. Außerdem sind solche Umstrukturierungen immer auch willkommener Anlass für die Kapitalseite, die Produktion in billigere Gegenden zu verlagern. Insofern stellen die Gründe für den Stellenabbau bei WMF eher die Ausnahme als die Regel dar. Die Situation mit der sich die ArbeiterInnen aber konfrontiert sehen, ist aber die gleiche: Die Bosse streichen ihre Stellen und sie sollen mit ihren Familien schauen wo sie bleiben. Gerade deshalb könnte die Gegenwehr der WMF’lerInnen ein Vorbild für die Region werden.

 

Analyse, Solidarität und Widerstand
In der folgenden Diskussion wurde deutlich, dass es im Kapitalismus keine dauerhaft sicheren Arbeitsplätze gibt und der Kampf um deren Erhalt von strategisch-praktischer Bedeutung für die ArbeiterInnenklasse ist. Denn die verloren gegangenen Stellen werden bisher outgesourct – also gewerkschaftsfrei – wieder aufgebaut und stutzen das Wirkungsfeld betrieblicher Praxis auf wenige Firmen zurück.
Dabei wurde auch die Wichtigkeit betont, dass die kämpfenden KollegInnen (auch praktische) Solidarität von außen erfahren. Für uns ein klarer Auftrag, was in den kommenden Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit zu tun ist! Im Anschluss an diese intensiven und fruchtbaren Diskussionen wurde noch ein gemeinsames Solidaritätsbild geschossen. Wir bedanken uns bei den Vortragenden und den Teilnehmenden für ihre Anwesenheit und sehen uns hoffentlich bald wieder auf der Straße oder dem Werkstor!

 

Hintergrundartikel zur Auswirkung der Transformation in der Automobilindustrie: Ein Umbruch, wie ihn die Autoindustrie noch nicht erlebt hat – Süddeutsche Zeitung
Infos zur Situation bei der WMF inkl. Video von den frühen Protesten: Der Ausverkauf von „Made in Germany“ – Stuttgarter Nachrichten

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