[B] Am 2. November auf die Straße! - Für das Syndikat, alle bedrohten Projekte und die Menschen und die Utopie von Rojava!

Mobiplakat Demo 2. November

Am 2. November auf die Straße!

Für das Syndikat – für alle bedrohten Projekte und Bewohner*innen Berlins – für die Menschen und die Utopie von Rojava!

 

Für das Syndikat…

Kiezkneipe, Kollektivbetrieb, sozialer Treffpunkt, verlängertes Wohnzimmer. Das und vieles mehr ist das Syndikat im Schillerkiez in Neukölln. Seit mehr als 34 Jahren versuchen wir ein bisschen Richtiges ins Falsche zu bringen. Wir arbeiten kollektiv, ohne Chef:innen und gleichberechtigt in Lohn und Entscheidungen. Wir arbeiten nicht profitorientiert, wir versuchen unsere Preise so niedrig zu halten wie möglich und wenn wer mal kein Geld hat, geht er*sie trotzdem nicht durstig nach Hause. Wir sind solidarisch mit allen Abgehängten und Unterdrückten im Kiez und weit darüber hinaus. Wir spenden unser Trinkgeld an emanzipatorische Projekte, von Repression betroffene Gefährt:innen und an Nachbar:innen, bei denen das Geld am Monatsende nicht mehr für das Nötigste reicht. Wir hosten Solipartys, unterstützen andere nach unseren Möglichkeiten in ihren Kämpfen und bieten unsere Infrastruktur für Veranstaltungen, Treffen oder das jährliche, selbstorganisierte Weisestraßenfest. Wir sind nicht perfekt, wir stolpern, wir fallen, aber wir versuchen aus unseren Fehlern zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen.

Das Dauer-Experiment Syndikat existiert seit 1985. Die Kneipe hat vieles kommen und gehen sehen. Kollektivmitglieder, Gäste, Nachbar:innen und Eigentümer. Wenn es nach uns, unseren Gästen, Nachbar:innen und Freund:innen geht, soll das bis in alle Ewigkeit so bleiben. Wenn es nach unserem Eigentümer, der Milliardärsfamilie Pears aus England geht, soll dieses Experiment so schnell wie möglich enden. Auf der einen Seite steht das Projekt Syndikat. Fest verankert im Kiez, von vielen vielen Menschen genutzt, gewollt und gebraucht. Auf der anderen Seite Pears Global. Ein undurchsichtiges Immo-Netzwerk, die die Öffentlichkeit scheut, alles dafür tut anonym und unerkannt zu bleiben, jede Kommunikation mit uns, der Öffentlichkeit, Journalist:innen und Politiker:innen verweigert und sich, über ein weitverzweigtes Netzwerk an Briefkastenfirmen, zu einem der größten und intransparentesten Immobilien-Gesellschaften Berlins entwickelt hat.

Das juristische Recht mag auf ihrer Seite sein. Auf unserer Seite steht die breite Solidarität von Vielen. „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ Das wollen wir leben und zeigen und deshalb gehen wir auf die Straße, damit das Syndikat bleibt!

….für alle bedrohten Projekte und Bewohner:innen Berlins…

Nicht nur das Syndikat ist akut bedroht, in allen Ecken Berlins stehen emanzipatorische Hausprojekte, Jugendzentren, alternative Lebensformen und andere Kollektivkneipen vor dem Aus. Täglich werden Mieter:innen aus ihren Wohnungen zwangsgeräumt, oder werden andersweitig gezwungen um- oder gleich wegzuziehen.

Das anarcha-feministische Hausprojekt Liebig34, samt Veranstaltungsraum und Infoladen hat am 15. November ihren Räumungsprozess und droht nach fast 30 Jahren zu verschwinden. Das selbstverwaltete Jugendzentrum Potse hält seine Räumlichkeiten seit Beginn des Jahres besetzt und erwartet seinen Räumungsprozess am 08. Januar 2020. Hier sollen fast 40 Jahre selbstorganisierte und unkommerzielle Jugendarbeit in die Ungewissheit verschwinden. Die Kollektivkneipe Meuterei, ein wichtiger Anlaufpunkt im immer aufgewerterteren Reiche-Kiez in Kreuzberg soll nach über 10 Jahren raus. Die Köpi, einer der wichtigsten Orte für selbstverwaltete Subkultur und Lebensformen ist mal wieder akut bedroht. Der Wagenplatz DieselA wurde bereits von seinem 2. Standort vertrieben, die besetzte Brache Sabot Garden an der Rummelsburger Bucht ist akut räumungsbedroht. Neben dem queer-feministischen Wagenplatz Mollies an eben jener Rummelsburger Bucht, sind in den kommenden Jahren viele Wagenplätze in ihrer Existenz bedroht. Das Jugendzentrum Drugstore musste bereits weichen und befindet sich nach fast 50 Jahren aktuell im Exil. Das Wohnprojekt Rigaer94 befindet sich im Dauerfeuer seitens seiner dubiosen Eigentümer und des Staates. Und all die Hausgemeinschaften, die sich in den letzten Monaten zusammen geschlossen haben, weil ihnen durch Verkäufe, Umwandlungen oder Modernisierungen die Verdrängung droht, können wir gar nicht zählen. Auch in Neukölln dreht sich die Verdrängungsspirale immer weiter. der Kiezgarten Prachttomate, die Kiezkneipe Schillers, die Community-Brache DaWoEdekaMaWa, das kollektive Café k-fetisch usw. usf.

Berlin, das war immer auch Raum für Utopien und Experimente. Abseits von staatlicher Ordnung, Marktlogik und Konkurrenzkampf. All diese Projekte sind ein Bild aus der Zukunft, einer Zukunft ohne Ellenbogen und Verwertungsdruck, ohne Survival of the fittest oder Ausschluss der Schwächsten. All diese Projekte waren und sind Orte eines solidarischen, unkommerziellen, widerständigen und selbstverwalteten Miteinanders. Und nun droht vielen dieser Orte in kürzester Zeit das Aus.

Wie auch bei uns, gilt hier: Das juristische Recht mag auf der Seite der Besitzenden und Eigentümer:innen sein. Doch wir akzeptieren dieses Recht nicht, da es uns an dem guten Leben für alle hindert, für das wir tagtäglich kämpfen und streiten. Auch deshalb gehen wir am 2. November auf die Straße. Für den Erhalt aller Projekte. Für den Verbleib aller Bewohner*innen unserer Kieze. Lasst uns „Wir bleiben alle“ wieder praktisch werden lassen.

…für die Menschen und die Utopie von Rojava!

Natürlich begehren nicht nur in Berlin Menschen gegen die herrschende Logik von Markt und Konkurrenzkampf auf, sondern weltweit. Zur Zeit protestieren Menschen gegen die Verhältnisse in Chile, in Ecuador, in Griechenland, in Katalonien, an vielen anderen Orten der Welt und eben auch in Rojava.

Hier, im Nordosten Syriens halten Kurd:innen, gemeinsam mit vielen anderen dort lebenden Menschen die Fahne der Menschlichkeit hoch. Inmitten des traurigsten Konflikts der jüngeren Geschichte wurde dort, inmitten von imperialistischen Machtbestrebungen der größten Mächte der Welt, inmitten von reaktionärsten Fantasien dschihadistischer Milizen und verschiedenster Regime ein radikal demokratisches Experiment gewagt und etabliert. Dort wurde nicht nur die Reaktion zurückgeschlagen und der Status Quo verteidigt, sondern weiter gedacht. Unter dem Label des Demokratischen Konförderalismus wurde und wird ein Experiment wider der zivilisatorischen Barbarei versucht. Basisdemokratisch, gleichberechtigt und emanzipatorisch. Für alle Geschlechter, alle Ethnien, alle sozialen Klassen. Die Kämpfer:innen der Syrian Democratic Forces (SDF) und dabei maßgeblich die YPJ und YPG, die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten, haben nicht nur die barbarischen Pläne des sogenannten Islamischen Staates nach einem dschihadistischen Kalifat zerschlagen und dies mit zehntausenden Leben bezahlt, sondern auch eine Utopie gelebt. Fernab der umliegenden, totalitären Regime. Basierend auf Prinzipien der Gleichberechtigung, der individuellen Autonomie und des respektvollen Miteinanders aller Menschen.

Der Verrat der USA und der darauf folgende Einmarsch der Türkei, unter dem faschistischen Potentaten Erdogan und seiner dschihadistischen Proxy-Milizen hat nicht nur diese Utopie an den Rand der Vernichtung gebracht, sondern auch hunderte Menschen getötet, tausende verwundet und hunderttausende zu Geflüchteten gemacht. Im Spiel der Mächte wurden die Kurd:innen, wie schon viel zu oft, verraten und verlassen und standen schlussendlich alleine dar. Alleine, im Sinne der internationalen, staatlichen Bündnisse und Abwägungen. Aber nicht alleine in unserem gemeinsamen Kampf für eine bessere, eine gerechtere Welt. Fernab von totalitären, islamistischen, faschistischen Herrschaftsansprüchen und jedweder reaktionären Ideologie. Tausende Kurd:innen und internationale Kämpfer:innen sind für den Kampf gegen die Reaktion und den Traum des revolutionären Rojavas gestorben. Unsere Situationen sind nicht vergleichbar, aber unsere Utopien sind dieselben.

Deshalb wollen wir auch unseren – wenn auch bescheidenen – Beitrag zum Kampf um Frieden, Freiheit und Zukunft dieser Utopie beitragen und am 2. November auch für die Menschen in Rojava und ihren Kampf gegen die türkisch-dschihadistische Invasion und das drohende Massaker an allen Kurd:innen und fortschrittlichen, freiheitsliebenden Menschen auf die Straße gehen.

Alle zusammen – gegen Faschismus, Verdrängung und die Feinde des schönen Lebens!

Wir haben alle unterschiedliche Lebensrealitäten, Kämpfe und Perspektiven. Gemeinsam ist uns der Traum und der Wille für ein anderes, ein solidarisches Zusammenleben und -kämpfen.

Deshalb: am 2. November raus auf die Straße! Für das Syndikat, für alle bedrohten Menschen und Projekte und für die Menschen, die in Rojava und anderswo für unser aller Utopie kämpfen und sterben.

Erst um 12 Uhr zur bundesweiten Riseup4Rojava-Demonstration zum Alexanderplatz.

Dann zu den „Projects United“ Demos. Treffpunkte um 16 Uhr am Lausitzer Platz in Kreuzberg, vor der Köpi in Mitte und um 15:30 Uhr an der Infowand (Weise- / Herrfurthstraße) in Neukölln. Wir starten alle um 17 Uhr, treffen uns am Rande von Kreuzberg und gehen dann gemeinsam, kämpferisch und solidarisch weiter nach Friedrichshain.

Never surrender – Syndikat bleibt – alle Projekte bleiben – alle Bewohner:innen bleiben und Rojava bleibt!

 


 

Syndikat

Kiezkneipe & Kollektivbetrieb

Weisestr. 56, 12049 Neukölln

 

Blog: syndikatbleibt.noblogs.org

E-Mail: syndikatbleibt@riseup.net

Twitter: twitter.com/syndikat44

 

 


 

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