Solidarität mit dem Aufstand in Chile

Solidarität mit dem Aufstand in Chile - Demonstrationsaufruf für den 27. Oktober um 16 Uhr am Brandenburger Tor

 

Seit einigen Tagen erleben wir in Chile einen seit dem Ende der Militärdiktatur Pinochets beispiellosen Massenaufstand. Was als Widerstand gegen die Preiserhöhung des öffentlichen Nahverkehrs und eines Stromanbieters begann, entwickelte sich unlängst zu einem breiten Aufstand der prekarisierten, klassenbewussten und widerständigen Bevölkerung. Tagelang gingen in verschiedenen Städten Chiles mehrere Hunderttausend Menschen auf die Straße um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Die politische Klasse ihrerseits reagiert mit brutaler Repression und setzt erstmalig seit dem Ende der Militärjunta die Streitkräfte zu Niederschlagung des Aufstand im Inland ein. Gepanzerte Fahrzeuge besetzen die Straßen Chiles, Soldaten schießen wahllos auf die Bevölkerung und es wird von Dutzenden Toten, mehreren tausend Verhaftungen, Folterungen und exzessiver sexualisierter Gewalt berichtet.

 

Dem seit dem 18. Oktober verhängten Ausnahmezustand und der massiven Gewalt zum Trotz fluteten gestern mehr als eine Millionen Menschen die Straßen Santiagos, die wohl bisher größte Demonstration der jungen Geschichte des postdiktatorischen Chiles. Dabei geht es unlängst nicht nur noch um reformistische Forderungen, sondern um eine umfassende Kritik des Neoliberalismus sowie der sozialen Umgestaltung der Gesellschaft. Nach dem Anschluss der Hafenarbeiter*innen und der Bergbaugewerkschaften an die Proteste wird der Ruf nach dem Generalstreik lauter. Der bestehende Sozialpakt ist gründlich gescheitert, die kapitalistischen Verhältnisse zusehends delegitimiert, eine neue Ordnung ist immanent.

 

Der Aufstand in Chile kann nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss in seiner spezifischen Verfasstheit in einem größeren Kontext begriffen werden. Ob in Ecuador und Chile, Haiti, Puerto Rico, Argentinien oder im Libanon, Irak, Katalonien oder Kurdistan, eine neue Phase verschärfter Klassenkämpfe und Widerständigkeit zeichnet sich ab. Und in allen Ländern und Regionen bleibt die Antwort der Herrschenden und Reaktionären gleich. Sie richten die Gewehrläufe ihrer Soldaten und Milizen auf die sich erhebende Bevölkerung; die Panzer und Kampfflugzeuge die Heute Rojava bombardieren werden von den gleichen Händen geführt wie die Schergen, die die Menschen in Santiago und Bagdad niederschießen.

 

Die Antwort auf diese Unterdrückung kann nur die internationale Solidarität verkörpert in der Verbreiterung und Vertiefung der Kämpfe sein. Und so rufen wir uns die Letzten Worte Salvador Allendes in Erinnerung: „ Sie [das Volk] haben die Gewalt, sie können zur Sklaverei zurückkehren, aber man kann weder durch Verbrechen noch durch Gewalt die gesellschaftliche Prozesse aufhalten. Die Geschichte gehört uns, es sind die Völker die sie schreiben… Es werden sich früher oder später, sehr bald, erneut die großen Straßen auftun, auf denen der würdige Mensch dem Aufbau einer besseren Gesellschaft entgegengeht“. Diese Zeit ist nun gekommen. Gehen wir auf die Straßen, erheben wir unsere Stimmen und zeigen wir Solidarität mit den Kämpfenden in Chile. Wir als Widerstandskomitee Berlin rufen zur Demonstration am 27. Oktober um 16 Uhr am Brandenburger Tor auf. Kommt zahlreich und werdet Teil eines neuen, unbrechbaren Internationalismus. Die Parole, die uns mit den Kämpfenden in Chile und auf der ganzen Welt eint lautet:

 

„¡El pueblo unido jamás será vencido!“

 

Mehr Infos auf https://www.facebook.com/events/918039821913256/?ti=icl

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