[WE] Fight Erdogan - Defend Rojava

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Fight Erdogan Defend Rojava_ Mauer Wielandplatz

Seit Kriegsbeginn finden weltweit Solidaritätsaktionen für die Menschen in der Demokratischen Förderation Nord- und Ostsyrien statt. So konnten auch wir nicht taten los zu sehen. Im folgenden ist unsere Kritik an der Spontankundgebung, über Deutsche Waffen, Diskussionen auf Facebook und ein Statement zum Vandalismus zu lesen.

Nachdem Trump die amerikanischen Truppen überstürzt aus Syrien abziehen ließ und somit einen Angriff der Türkei ermöglichte, begann am 9. Oktober der völkerrechtswidrige Angriff auf die selbstverwalteten kurdischen Gebiete in Nord- und Ostsyrien (Rojava). Damit Erdogan die Grenzen sichern und seine sogenannte „Sicherheitszone“ aufbauen kann. In diese will er Teile der 3,6 Millionen aus Syrien in die Türkei geflüchteten Menschen umsiedeln. Doch Erdogan geht es nicht um die Sicherung der Grenzen, sondern um die Vertreibung der Kurd*innen und der anderen Völker aus der Grenzregion und die Zerstörung Rojavas.

Kritik an der Kundgebung am Tag X +1

Am Tag X +1, also am 10.10. organisierte sich recht spontan eine Kundgebung am Wielandplatz in Weimar. Diese sollte Schwerpunkt auf die antisemitischen Morde in Halle legen und als Solidaritätsbekundung für Rojava dienen. Es wurde ein Redebeitrag zu den Vorfällen in Halle und rassistisch motivierter Gewalt vorbereitet. Darauf folgte ein Open Mic, welches auch von Menschen aus der Parteienpolitik genutzt wurde.
Wie zum Beispiel von Ann-Sophie Bohm-Eisenbrandt (im Stadtrat für die Grünen), die keine Silbe über den von Deutschlands NATO-Partner mit deutschen Waffen geführten Krieg verlor. Sondern im Bezug auf Halle sagte, dass Hass keine Meinung und Gewalt nie eine Lösung sei.
Unserer Meinung nach ist es ein krasses Privileg in Deutschland zu stehen und sich gegen Gewalt auszusprechen, während in Syrien ein Krieg im Interesse des westlichen Kapitals geführt wird. Es kommt noch scheinheiliger rüber, wenn wir bedenken, dass Gewalt noch legitim war als die Kämpferinnen und Kämpfer der YPJ und YPG den IS in Syrien handlungsunfähig gemacht haben. Dieser wird jetzt von Erdogans Truppen befreit und mit europäischen Waffen wieder ausgerüstet.
Wir finden es schade, dass kaum Inhalt zu Rojava kam, wo doch so viel zu sagen wäre. Darüber wie Menschen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und religiöser Minderheiten, umgeben von Diktaturen und Bürgerkrieg, friedlich zusammenleben und nach einer bessern Gesellschaft streben: basisdemokratisch, feministisch,emanzipatorisch und klimagerecht. Uns ist bewusst, dass es auch der kurzen Vorbereitungszeit geschuldet ist, dass der einzige Beitrag zu Rojava auf der Kundgebung der Aufruf von Riseup 4 Rojava zu Tag X war.
Außerdem ist aufgefallen, dass es sich Politiker eher heraus nehmen zu schwafeln, während Menschen, die sich nicht sicher fühlen, vor vielen Personen zu reden oder nicht öffentlich mit dem Thema in Verbindung gebracht werden wollen, eher schweigen. Vielleicht wäre durch eine andere Demoaufstellung ein angenehmerer Schutzraum gegeben, sodass auch andere sich überwinden können (anonym) etwas beizutragen. Nachdem die Kundgebung beendet war, fanden sich noch einige Menschen für eine Sponti, welche erst Richtung Uni Campus zog und sich später in der Innenstadt auflöste. Sowohl während der Kundgebung als auch bei der Sponti, tauchten die Weimarer Cops nicht auf.

Wir freuen uns auch auf zukünftige Spontis, die ohne Cops durch die Innenstadt ziehen, und hoffen auf den mood Politiker*innen zu sagen, dass wir ihr Geschwafel nicht hören wollen.

Deutsche Waffe(l)n und Facebook-Diskussionen

In der Facebookgruppe „Weimarer Bürgerportal“ werden regelmäßig die neuen politischen Botschaften, die in der Stadt so auftauchen, gepostet und fleißig kommentiert. Leider geht es dabei meist eher um die Sachbeschädigung, die dabei entsteht, als um den eigentlichen politischen Inhalt. So auch bei dem Grafitti „Fight Erdogan – Defend Rojava“ an der Mauer am Weimarer Wielandplatz. Darunter finden sich Kommentare wie:
„Sollte ich jemals einen Schmierfink dabei erwischen, dann frisst der/die/das seine Farbe“, „Mögen den Affen die Hände abfaulen.“ und „Ohne Anzeige kommt man denen nicht bei: Wird die Polizei der „Schrifttypen“ dann habhaft, haben die genug Belastendes auf Halde, das hoffentlich zu mehr reicht, als mal 3 Sozialleistungsstunden…“
Nachdem ein*e User*in auf einen Kommentar, in dem die Botschaft als „irgendwelcher Schwachsinn“ benannt wird, antwortet und plädiert das es sich um einen ernsten Hintergrund handelt, war die Reaktion: „Das ist definitiv Schwachsinn, weil es Sachbeschädigung ist. Was hat dieser Erdogan mit Weimar zu tun? Wer ihm was zu sagen hat soll in die Türkei fahren und es ihm dort an die Wände schmieren. Ich fahre doch auch nicht in andere Länder und schmiere meine Meinung über deutsche Politik dort an die Wände.“
Doch kein Land kauft so viele deutsche Waffen wie die Türkei, und Weimar liegt nun mal in Deutschland, durch dessen Waffen der Angriff der Türkei ermöglicht wurde. Nun hat die deutsche Regierung beschlossen, keine neuen Waffen an die Türkei zu liefern, allerdings ist unklar, ob das auch für die alten Verträge gilt oder ob diese einfach weiter laufen. So marschierten die Türkischen Truppen unter anderem mit dem aus deutscher Produktion stammenden Kampfpanzer Leopard 2 in Nordsyrien ein und bekommen dort Unterstützung durch dschihadistische Milizien.
Auch deswegen können wir uns nicht unserer Verantwortung entziehen und tatenlos zusehen. Doch selbst wenn dieser Krieg ohne deutsche Waffen und Panzer geführt werden würde, ist es immer noch der Versuch einer ethnischen Säuberung und der Zerschlagung des selbstverwalteten Gebietes Nord- Ostsyrien durch den Faschisten Erdogan.

Vandalismus

Kurz vor dem jährlich in Weimar stattfindenden Volksfest „Zwiebelmarkt“ mit über 300,000 Besucher*innen, welches auch von Faschos gut besucht ist, haben wir noch einmal für ein paar verschönerte Fotomotive gesorgt.

Polizeibericht vom 13.10.2019

Schmierereien am Wielandplatz
Unbekannte sprühten im Bereich des Wielandplatzes mehrere Graffiti mittels schwarzer und roter Sprühfarbe. Mit den großflächig aufgebrachten Graffiti brachten die unbekannten Täter ihren Unmut über die weltpolitische Situation zum Ausdruck. Durch ihre Aktion in den frühen Morgenstunden des Freitages verursachten sie einen Sachschaden von circa 3000 EUR.

Außerdem waren wir auch in der Innenstadt und den Vorstädten unterwegs und verschönerten diese mit mehren politischen Botschaften.

Bildet euch, bildet andere, bildet Banden
und nutzt öfter mal die Wände eurer Stadt, statt eurer Instagram-Accounts für politische Botschaften. (Netter Nebeneffekt: das kostet den Staat mehr)

#Fight4Rojava

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