Hungerstreik gegen Repression in Mexiko
Frau in Chiapas tritt in den Hungerstreik nachdem sie aufgrund ihres Wiederstands mit der Arbeitergewerkschaft SINDTAECH 2013 entführt und gefoltert wurde
Luisa Margareth Castillo Mora ist am Weltfrauentag den 8.03.2015 in San Cristóbal, Chiapas in den Hungerstreik getreten. Sie erhebt ihre Stimme als überlebende des Feminicidio, des Frauenmordes gegen die Repression der Regierung und um ihre Menschen- und Arbeitsrechte geltend zu machen. Nun bezieht sie bereits seit einer Woche Stellung in ihrem Camp vor der Kathedrale in San Cristobal.
Als Krankenschwester in der indigenen Gemeinde Oxinam , Kindergärtnerin in einer Kita in San Cristobal sowie Generalsekretärin der Demokratischen Gewerkschaft der Administrativen Arbeiter_innen Chiapas (SINDTAECH) hatte sie mit dieser Gruppe seit 2009 für ihre Arbeitsrechte gekämpft, die nach wie vor nicht durch die Regierung anerkannt wurden. Im November 2013 wurde sie nach mehrmaliger telefonischer Bedrohung auf offener Straße entführt, psychisch und körperlich misshandelt und gefoltert und schließlich halbtot an einem Straßenrand außerhalb der Stadt San Cristóbal hingeworfen. Indigene Bewohner der nahgelegenen Gemeinde Tontic fanden sie und brachten sie ins Krankenhaus. Nach 6 Monaten im Rollstuhl lernte Castillo Mora dieses Jahr wieder laufen.
Während des Kampfes um die Arbeitsrechte hatte Castillo Mora den Regierungspräsidenten von Chiapas aufgefordert, sein Wort im Bezug auf die Anerkennung der Arbeitsverträge ihrer Gruppe einzuhalten, sonst trete sie in den Hungerstreik. Nun erfüllt sie ihr Wort und bezieht ihr Camp vor der Kathedrale von San Cristobal. „Sie wollten mich zum Schweigen bringen, doch erreichten nur dass sie noch mehr von mir hören“ schreibt sie auf einem der Schilder in ihrem Camp.
Sie fordert die Regierung von Chiapas und den dort amtierenden Präsidenten Manuel Velasco Coello in einem offenen Brief auf, die Verantwortlichen für die staatliche Repression unter der sie leiden musste zu bestrafen, die im Schiedsspruch versprochenen Arbeitsverträge einzugehen, sowie ihr Recht auf gewerkschaftliche Organisierung zu respektieren. Bis jetzt gab es noch keinen Dialog, denn die Politiker_innen forderten sie auf, dafür in die Hauptstadt Tuxtla-Gutierrez zu reisen, doch Castillo Mora will das Camp nicht verlassen, denn nur hier fühlt sie sich sicher vor weiterer Repression.
„Es ist nicht nur der ‚Fall Margareth‘ und nicht nur die Stimme von Margareth, sondern es ist ein Stopp-Ruf, gegen die enorme Ungerechtigkeit die wir in Chiapas und der gesamten Republik erleben...Luisa Margareth Castillo Mora gibt ihren Namen und zeigt ihr Gesicht- denn ich bin Chiapaneca und sterbe lieber aufrecht stehend als ein Leben auf Knien zu führen und Komplizin dessen zu sein, was die Regierung tut. Denn wenn wir schweigen machen wir uns zu Komplizen des Systems. Ich bin bereit bis zum letzten zu gehen. “
Mit diesen Worten gibt sie den vielen verschwundenen, entführten und ermordeten Menschen des schmutzigen Krieges in Mexiko eine Stimme und ein Gesicht.
„Es geht nicht um Verhandlungen- ich will Gerechtigkeit“
JUSTICIA PARA MARGARETH