Aktivist*innen besetzen Baustelle einer Hühnermastanlage in Solschen
Gestern haben Aktivist*innen der Kampagne gegen Tierfabriken (Niedersachsen) für 5 Stunden eine sich im Bau befindliche Hühnermastanlage in Solschen - Kreis Peine in Niedersachsen - besetzt. Die Bauarbeiten mussten stellenweise abgebrochen werden. Die Aktion fand im Rahmen der Climate Week statt.
Hier unsere Pressemitteilung:
Einige Aktivist*innen der Kampagne gegen Tierfabriken (Niedersachsen)
besetzen seit circa 7.00 Uhr die Hühnermastanlagen-Baustelle in
Solschen. Direkt neben ihrer bestehenden Mastanlage für 39.000 Tiere
lassen Christoph Ehlers und Reinhard Wittenberg gerade eine Weitere
errichten. In den Neubau wird etwa eine halbe Millionen Euro investiert,
damit dort in Zukunft alle sechs Wochen 45.000 Tiere für den
Rothkötter-Konzern gemästet werden können. Mit mehreren Transparenten
protestieren die Aktivist*innen vor und auf dem Dach der im Bau
befindlichen Mastanlage, um auch die gerade stattfindenden
Bau-/Dacharbeiten zu blockieren.
„Wir protestieren mit dieser Besetzung gegen die Tierindustrie, die
durch massive Ausbeutung von Mensch und Tier und der Zerstörung von
Natur und Klima ihren Profit erwirtschaftet. Während in Südamerika
Tropenwälder brennen, um u.a. Futtersoja in die Mastanlagen zu bringen
und während auch hier in der Region das Grundwasser, unter den immer
weiter expandierenden Tierfabriken, mehr und mehr belastet wird, setzt
die industrielle Tierproduktion, wie hier in Solschen, weiterhin auf
Wachstum und hält an ihrer ausbeuterischen Produktionsweise fest,“
begründet eine Aktivistin ihre Teilnahme an der Aktion. „Wir fordern
eine ökologische, ausbeutungsfreie und solidarische Landwirtschaft! Und
wollen gerade auch im Rahmen der aktuell stattfindenden Klimawoche
(20.09 bis 27.09) die Klima-, Lebens-, und Naturzerstörende Rolle der
Tierindustrie erneut aufzeigen und uns dieser entgegenstellen,“ ergänzt
eine weitere Aktivistin.
So betonen die Aktivist*innen, dass allein in Deutschland jedes Jahr
circa 600 Millionen Hühner in den Schlachtfabriken getötet und zu Ware
gemacht werden. Für die Tierindustrie sind die Tiere bloßes Mittel zum
Profit und so werden sie auch behandelt. Sogenannte Masthühner werden
auf engstem Raum in riesige Masthallen mit Kapazitäten von zehntausenden
Tieren gesperrt und nach kürzester Zeit in den Schlachtfabriken im
Akkord getötet. Die Tierindustrie – hier speziell die Hühnerindustrie –
ignoriert, dass Hühner fühlende Lebewesen sind und stellt nach
kapitalistischer Logik ihren Gewinn über das Leben von anderen. Und auch
unsere Umwelt und das Klima nehmen erheblichen Schaden durch die
industrielle Tierhaltung. Die Tierindustrie ist mitverantwortlich für
die Belastung der Böden, des Grundwassers und der Luft. Durch die
intensive Haltung von so vielen Tieren entstehen Unmengen an Gülle und
Mist. Bei der Ausbringung gelangen klimaschädliche Gase und Feinstaub in
die Luft und zu viel Nitrat ins Grundwasser und damit auch in Bäche,
Flüsse, Seen und das Meer. Zudem wird auch global vergiftet und
zerstört: Für die Futtermittel werden beispielsweise in Südamerika
riesige Flächen Tropenwald – und somit große CO2-Speicher und
Lebensräume – gerodet, um mit Pestiziden durchsetzte Sojamonokulturen
anzulegen. Die industrielle Tierproduktion trägt so einen großen Teil
zur Klimakrise bei!
Und nicht nur Tiere, Umwelt und Klima leiden unter dieser Industrie.
Auch um die Menschenrechte ist es in vielen Tierfabriken schlecht
bestellt. In diesen werden oft Leih- und Werkvertragsarbeiter*innen
beschäftigt. Diese werden in den Fabriken zu Niedriglöhnen ausgebeutet
und teils noch um diesen geringen Lohn betrogen, indem sie z.B. für
miserable Unterkünfte, oder Arbeitsgerät extra zahlen sollen. Und auch
an anderen Stellen werden die Menschenrechte mit Füßen getreten: In den
Futtermittelanbaugebieten im globalen Süden werden Menschen von ihrem
Land vertrieben, um Platz für die Futtersoja-Monokulturen zu schaffen
und alle, die weiterhin in der Nähe dieser Futtermittelanbaugebiete
leben, werden durch den enormen Pestizideinsatz vergiftet. Die vielen
Versprechen von Fleischindustrie und aus der herrschenden Politik die
Menschenrechte zu achten wie z.B die Arbeitsbedingungen von Leih- und
Werkvertragsarbeiter*innen in Schlachtfabriken zu verbessern, sind dann
genauso leere Worthülsen, wie die Versprechen von Tierwohl und
Klimaschutz.
Die ständig wachsende Tierindustrie erzielt ihre Milliarden-Gewinne mit
systematischer Ausbeutung, Ressourcenverschwendung, Zerstörung,
Greenwashing und Gewalt. Sie ist ein perfekter Auswuchs eines
ungerechten Systems, wo Geld mehr Wert hat als Leben, wo alles zur Ware
gemacht wird und wo herrschende Politik hauptsächlich für Konzerne
gemacht wird.
Die Besetzer*innen hoffen durch ihre Aktion mehr Menschen zu motivieren
sich aktiv gegen Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur zu stellen, damit
dieses ungerechte System keine Zukunft mehr hat.
Kampagne gegen Tierfabriken (Niedersachsen)
kampagne-gegen-tierfabriken.info