Osterholz Bleibt Demonstration in Wuppertal Vohwinkel – Die Verbindung mit Hambacher Forst
Rund 300 Menschen sind am Samstag auf die Straße gegangen, um gegen die Abholzung des Osterholz-Waldes im Wuppertaler Ortsteil Vohwinkel zu protestieren. Die Osterholz Bleibt Bewegung ist noch sehr jung, wird aber immer stärker. Ein Bericht.
Das Unternehmen Oetelshofen will weitere 5 Hektar im Osterholzwald abholzen. Diesmal sagt der Kalkgrubenbetreiber, dass sie mehr Platz brauchen, um ihren Abraumhalde zu vergrößern (ein schönes Wort für Mülldeponie). Oetelshofen begann 1937 mit dem Betrieb von Kalkgruben im Osterholz. Seitdem wurden große Teile des Waldes durch das Unternehmen zerstört.
Etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Auftaktkundgebung der Demo kamen die ersten Leute an. Nach den Waldspaziergängen am 30. Juni und 7. Juli war die Demonstration die dritte Mobilisierung gegen die Rodungen im Osterholz Wald.
Am 30. Juni nahmen etwa 70 Personen am ersten Waldspaziergang teil. Eine Woche später protestierten etwa 250 Menschen im Wald. Am Samstag stiegen die Zahlen auf 300, mitten in der Ferienzeit in Nordrhein-Westfalen. Während der Auftaktkundgebung sprach ein Redner über die Verbindung zwischen Oetelshofen und RWE, dem Konzern, der die Tagebaue im Rheinland betreibt. Der Tagebau Hambach ist eine Bedrohung für den Hambacher Wald.
Der Redebeitrag über die Verbindung zwischen Oetelshofen und RWE:
"Während RWE immer näher an den Hambacher Wald heran rückt und die ersten Bäume dort schon umgefallen sind, liefert die Wuppertaler Firma Oetelshofen einen großen Teil von dem im Kalksteinbruch Osterholz gefördeten Kalk an die RWE Braunkohle Industrie im Rheinland. Nach allen vorherigen Rodungen im Osterholzer Wald, möchte die Firma Oetelshofen nun fünf weitere Hektar Wald im Osterholz roden.
Die nächsten fünf Hektar Wald, die im Osterholzer Wald gerodet werden sollen, werden noch nicht einmal für die Kalkförderung gerodet, sondern für Müll! Laut Oetelshofen war weniger Kalk im Boden als es ein Gutachten vor der letzten Vergrößerung des Kalksteinbruchs im Osterholz fälschlicherweise prognostiziert hatte. So wurde einiges aus dem Boden geholt, was Thyssenkrupp, RWE und andere Kalkabnehmer der Firma Oetelshofen nicht haben möchten. Aus diesem Grund sollen nun weitere fünf Hektar Wald gerodet werden. Oetelshofen möchte dieses Stück Wald auf der Stadtgrenze von Haan und Wuppertal durch einen sogenannten „Abhalderaum“ ersetzen, um, wie die Firma Oetelshofen es euphemistisch nennt, „unbrauchbares Material“ zu lagern.
Oetelshofen liefert u.a. Kalk für die Entschwefelungsanlagen der RWE Braunkohlekraftwerke im Rheinland. Natürlich argumentiert Oetelshofen, dass dies den Ausstoß von giftigem Rauch aus den Braunkohlekraftwerken vermindert. Was Oetelshofen nicht sagt, ist, dass die Braunkohlekraftwerke im Rheinland trotzdem die größte Stickstoffdioxid-Wolke in Europa produzieren und dass die Entschwefelungsanlagen die RWE Kraftwerke erst genehmigungsfähig machen.
Kalk wird von RWE auch im Braunkohle-Tagebau im Rheinland benutzt. Kalk wird zusammen mit Kraftwerksasche als Säure-Puffer benutzt, um den stetigen Strom von Schadstoffen in den Untergrund zu minimieren. Während RWE ihre moralischen Umwelt-Verbrechen damit versucht rein zu waschen, schreibt der BUND, dass im Endeffekt diese Maßnahmen lediglich zu einer Reduzierung der Pyritverwitterung um circa vier Prozent absolut führen könnten. Damit ist eine relative Minimierung der Versauerung des Grundwassers von maximal einem Drittel erreichbar, das heißt, es verbleiben zwei Drittel Versauerungspotential.
Oetelshofen klopft sich auf die Schultern und betont immer wieder, was ihr Kalk so alles Gutes für die Umwelt tut. Das ist mehr als zynisch. Damit der gefördete Kalk überhaupt brauchbar wird,muss zuerst das gespeicherte CO2 aus dem rohen Kalkstein freigesetzt werden. Das passiert in den Kalkbrennöfen, damit sogeannter Branntkalk entseht. In 2018 hat Oetelshofen 243.000 Tonnen CO2 emittiert. Hinzu kommen noch durch die Kalklieferungen an Konzerne wie RWE und Thyssenkrupp zusätzliche Tonnen von CO2 in die Atmosphäre. Kalkbrennen ist vergleichsweise so „schmutzig“ wie Strom aus Braunkohle. Aus dem industriellen Prozess stammen dabei nur zwei Drittel bis drei Viertel der gesamten Emissionen bei der Kalkherstellung. Der „Rest“ kommt noch aus den eingesetzten fossilen Brennstoffen hinzu. Oetelhofens Kalkbrennöfen VII und VIII bekamen erst vor ein paar Jahren eine Genehmigung, um u.a. mit Braunkohle befeuert zu werden.
Während weiterhin gigantische Mengen an CO2 ausgestoßen werden, sind Wälder wie der Hambacher Forst und der Osterholzer Wald von Rodungen bedroht, obwohl sie jede Menge CO2 speichern. Wir werden aber alles tun um diese Rodungen zu verhindern! Die Zerstörung von Lebensraum für viele Pflanzen, Bäume und Tierarten muss hier und jetzt ein Ende haben!
Hambi Bleibt!
Osterholz Bleibt!
Klimaschutz bleibt Handarbeit!
Nach dieser Rede gab es eine Rede einer Anwohnerin, die sagte, dass sie als Kind viel im Osterholzwald gespielt habe. "Immer mehr Raum zum Spielen in der Natur verschwindet. Wir müssen das beenden." Kurz nach 13:30 Uhr begann die Demo im Regen zu laufen. Aber die Stimmung war gut. Die Leute riefen: "Es gibt kein Recht, den Osterholzwald zu fällen!"
Die Demo führte durch einen Teil des Stadtteils Vohwinkel und lief in Richtung einer bereits bestehenden Abraumhalde der Kalksteingrube Oetelshofen in Osterholz.
Am 27. Juli, 15:00 Uhr, findet im Enough Info-Café in der Wiesenstraße 48 in Wuppertal eine offene Diskussion über die nächsten Schritte des Widerstandes gegen die Rodungen im Osterholz statt.