Aufruf zur Teilnahme an den Bauernprotesten in Leipzig
Disclaimer: Der Artikel wurde von einigen Leuten aus der OAV geschrieben und spiegelt nicht die Meinung der gesamten OAV wider.
Es brodelt in Deutschland. Autobahnauffahrten werden blockiert, quasi Generalstreiks angekündigt und Minister bedroht. Und was macht die deutsche radikale Linke? Sich schon mal vorsorglich abgrenzen und Sharepics gegen die Proteste erstellen. Als ob wir aus der Faschistisierung der Querdenkerproteste nicht gelernt hätten. Bei aller Liebe zur antideutschen Ideologie, handelt es sich hier leider eher um verfehlte Überreste dieser, die es weit in die radikale Linke geschafft hat. Statt notwendigerweise die deutsche Masse nicht zu verherrlichen und eine gewisse kritische Distanz zu besitzen, wird aus der Skepsis eine Fundamentalablehnung jeglichen Protestes. Aber genau das ist der Trugschluss, der dem aufkommenden Faschismus wieder in die Hände spielt. Denn: Wenn wir nicht die Faschist*innen daran hindern die Proteste zu instrumentalisieren, wer dann?
Als radikale Linke sollten wir nicht nur im Hinblick auf potentielle Revolutionen in Krisenzeiten Massenproteste unterstützen, sondern auch, um das Aufkommen eines erneuten Faschismus zu verhindern. In anderen Ländern ist diese Lehre übrigens auch angekommen. Bei den Gelbwestenprotesten (welche als bürgerlicher Protest gegen Spritpreiserhöhung starteten) wurden die Faschos mit Gewalt rausgedrängt, genauso wie bei den Protesten gegen die Sparpolitik in Griechenland.
Wenn es jetzt also in Deutschland endlich zu widerständigen Protesten der arbeitenden Bevölkerung gegen die Sparpolitik kommt, dann ist es unsere revolutionäre und antifaschistische Pflicht an diesen teilzunehmen und die Faschos rauszuboxen. Gerade für diesen Zeitpunkt haben wir jahrelang in Selbstverteidigungs- und Boxgruppen trainiert. Wir können allen raten, die es bisher nicht gemacht haben auch für solche Konfrontationen zu trainieren, die historisch unausweichlich sind.
Was heißt das jetzt für Leipzig? Es sind Blockaden der Autobahnauffahrten geplant, genauso wie ab 8 Uhr Blockaden des Ringes. Die Blockaden werden wahrscheinlich nur durch Autos und ohne Demonstrationen stattfinden, es wird dadurch schwer, daran teilzunehmen (es sieht einfach lächerlich aus und fühlt sich auch so an, mit 100 Menschen neben Autos zu laufen). Spätestens ab 15 Uhr ist auf dem Augustusplatz aber eine Solidaritätskundgebung durch ein kleines bäuerliches Kollektiv geplant. Es ist wahrscheinlich, dass die radikale Linke mal wieder neben statt mit der „normalen“ Bevölkerung protestiert. Es sollte also möglichst versucht werden an den regulären Protesten teilzunehmen und die Kundgebung nur als Anlaufpunkt zu nehmen.
In den Protesten werden wir mit Anfeindungen und Gepöbel rechnen müssen. Wir müssen hier den Menschen klar machen, dass wir als Linke immer gegen Sparpolitik sind und dass die Rechten wie z.B. die AFD sich immer gegen Subventionen (der Landwirtschaft) aussprechen. Wir sollten aber nicht versuchen, unsere Standpunkte sofort der Bewegung aufzudrängen. Wir sollten auch nicht durch unsere Redebeiträge und Parolen jeder anderen Meinungsäußerung den Raum nehmen. Entschieden sollten wir nur gegen teilnehmende Faschist*innen vorgehen. Wir sollten also hauptsächlich als gleichberechtigte Partner*innen/Genoss*innen an der Seite der Streikenden demonstrieren und zeigen, dass wir uns für sie einsetzen.1
Wir sehen uns Montag auf dem Ring und Augustusplatz!
Antifa heißt Handarbeit!
1 Einen guten Artikel dazu hat auch die anrchistische Gewerkschaft FAU geschrieben:
"Solidarität mit Bäuer:innenprotesten und GdL-Streik!", am 02.01.2024, unter: https://gruene-gewerke.fau.org/?p=133#more-133