Aufruf aus Lübeck zum antiautoritären Block am 20.01. in Hamburg
Sommer 2017 in Hamburg
Die Mächtigsten dieser Welt der Autoritäten geben sich ein Stelldichein in der Hansestadt. Doch nicht nur sie kommen. Tausende Polizist*innen und andere willfährige Befehlsempfänger*innen beginnen bereits weit vor ihrem Besuch die Stadt zu belagern. Der Alltag der Stadt kommt zum Erliegen, was grundsätzlich zu begrüßen wäre, wäre es nicht eine staatlich orchestrierte Machtdemonstration. Jedes noch so kleine „Aufbegehren“ und sei es nur das kollektive Bier am Späti ruft sie auf den Plan. Jede*r soll wissen, dass sie da sind und diese Stadt nun ihnen gehört. Überall Kameras, Kontrollen und Knast. Sie setzen auf die Ohnmacht, die ob dieser schieren Masse und Willkür an Repressionen entstehen kann. All dies soll der Bevölkerung klarmachen, wo ihr Platz in diesem Spektakel ist. Die viel gelobte Demokratie und Gewaltenteilung wird ausgesetzt und jede*r Polizist*in wird gleichzeitig auch noch Richter*in und Vollstrecker*in. So soll die Idee eines Gipfels in einer der größten Städte des Landes ohne Widerspruch und Widerstand wahr werden und zu einem Sieg des Staates und seines Machtanspruches werden, der seinesgleichen sucht.
Euphorie statt Ohnmacht
Jedoch bleibt das Gefühl der Ohnmacht aus. Die Ankündigung des G20 in Hamburg und die Schatten, die er vorauswirft, sorgt europaweit für eine Elektrisierung aller möglichen sozialen Bewegungen und Strukturen. Ob links oder linksradikal, gewerkschaftlich oder autonom, alle wollen nach Hamburg. Hamburg sehen, solange es noch steht. So entsteht eine so große Vielfalt an Protesten, bunt und kreativ oder schwarz und vermummt, an so vielen Punkten gleichzeitig in Hamburg, das der Polizei nach und nach das Heft des Handelns entgleitet. Zwar zerschlagen sie noch wild entschlossen die „Welcome to Hell“-Demo, haben aber dem, was darauf folgt, nicht mehr viel entgegenzusetzen. Überall bildet sich immer wieder wilder Widerstand, mal friedlich und mal militant aber immer solidarisch sich aufeinander beziehend. Es sind nicht mehr nur soziale Rebell*innen, sondern auch Prekarisierte aller Art, die sich die Straßen nehmen. Hamburg brennt. Teilweise buchstäblich.
„Unsere Nächte brauchen keine Sterne mehr um zu leuchten“ (Rauchzeichen)
Es ist eine schallende Niederlage für die Herrschenden, schaffen sie es doch nur die Situation zu beruhigen, als ihre Schergen die Gewehre auspacken und Menschen zu erschießen drohen. Die Bilder, die von diesem Gipfel bleiben sind: Brennende Barrikaden in der Schanze. Wir prägen das Bild in der Presse, auch international. Die Antwort auf diese Niederlage lässt nicht lange auf sich warten und der Staat schlägt mit seinem gesamten Arsenal an Repression zurück, um auszugleichen. Lange Untersuchungshaft, absurde Urteile, Öffentlichkeitsfahndung, Überwachung, Razzien und vieles mehr. Ein feuchter Traum aller Feind*innen der Freiheit und des Teams Blau. Trotz allem ist ihr Erfolg überschaubar und viele Ergebnisse bringt auch die eigens dafür gegründete Soko nicht. Zwar können sich Teile der Bewegung angesichts der drohenden Repression nicht schnell genug von der Randale distanzieren, doch im Großen und Ganzen rückt man zusammen und wirft sich entschlossen den Schlägen des Staates entgegen.
Verletzter Stolz
Es wundert nicht, dass selbst jetzt, fast 7 Jahre danach, der Staat immer noch versucht unseren kämpfenden Gefährt*innen habhaft zu werden. Mit konstruierten Vorwürfen und einer Aushöhlung seiner eigenen Gesetze. So wird unter anderem dem Versammlungsgesetz, sollten sie mit den jetzt erneut anstehenden Rondenbarg-Prozessen Erfolg haben, ein weiterer Sargnagel verpasst. Doch uns geht es hier nicht nur um irgendwelche Freiheiten oder Rechte, die uns der Staat zugesteht oder aberkennt. Denn die Gefährt*innen, die nun erneut vor Gericht gezerrt werden, sitzen dort stellvertretend für uns alle und unsere Formen des Widerstandes. Eines Widerstandes der sich außerhalb irgendwelcher bürgerlichen Moralvorstellungen oder parlamentarisch-demokratischer Spielregeln bewegt. Deshalb ist es um so wichtiger, dass wir wieder zusammen kommen und ihnen beistehen. Vor Gericht, auf der Straße und an ihrer Seite!
Hamburger Luft
Zeigen wir gemeinsam, dass sie nicht alleine sind und dass wir uns unseren Erfolg beim G20 nicht nehmen lassen. Kommt in den antiautoritären Block der Anarchistischen Gruppe Norderelbe auf der bundesweiten „Gemeinschaftlicher Widerstand gegen staatliche Repressionen“-Demo und verteidigen wir gemeinsam alle Formen des Widerstandes gegen die Welt der Autoritäten. Widersprechen wir der Teilung des Staates in „schuldig“ und „unschuldig“ - „friedlich“ und „militant“. Antiautoritärer Widerstand hat tausend Gesichter! Für ein Leben ohne Polizei, Knast und Staat.
Freiheit für die Gefährt*innen im Rondenbarg-Prozess!
Gemeinschaftlicher Widerstand gegen staatliche Repressionen.
Für ein Lieben, Lachen und Tanzen in Freiheit!
Januar 2024
Anarchistische Gruppe Lübeck