warum liefern wir uns wissentlich repression aus? - kritik und diskurs an der demo von "basel nazifrei" am samstag 21.10.2023

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cn: polizeigewalt

dieser text möchte wichtigen antifaschstischen protest gegen faschos, wie es am letzten samstag, dem 21.10.2023, in basel der fall war, nicht seine berechtigung absprechen. vollste solidarität geht raus an alle, die gestern polizeigewalt und -wirkürr erlebt haben, in gewahrsam gekommen und vermutlich traumatisiert sind.

vielmehr soll die frage aufgeworfen werden, warum wir wissentlich repression in kauf nehmen? warum fahren wir zu einer verbotenen versammlung, wenn im voraus mit einem großen polizeiaufgebot gerechnet werden kann? wie können wir dieser entwicklung begegnen?

 

ja, der staat schränkt das grundrecht der versammlungs- und meinungsfreiheit ein. jedoch wird der staat in dem moment legitimiert, indem seine gesetze anerkannt werden. wie aus der geschichte hervor geht, kann mensch sich im kampf gegen den faschismus nicht auf den staat verlassen, warum sollten wir es heute?

antifaschismus ist kein verbrechen, sondern eine legitime einstellung und notwendigkeit. der faschismus ist im jahre 2023 salongfähiger denn je und sich dagegen zu stellen, ist auf jeden fall wichtig. dennoch muss die wahl der mittel und der möglichen negativen folgen für individuen und ganze gruppen im verhältnis zum ziel stehen. die cops mögen zwar manchmal wie tapsige uniformtragende gestalten wirken, aber sie sind eindeutig im besitz der besseren ausrüstung, waffen und unterstützung durch ein machtmonopol, dem staat. sich gegen sie zu stellen, wird nicht als glorreiches "david gegen goliath" enden. genoss*innen werden verprügelt, verletzt, traumatisiert, kommen in gewahrsam, werden mit anzeigen und schlimmstenfalls gerichtsurteilen überhäuft. unsere handlungen müssen nachhaltig sein und werden. was bringt es der bewegung, wenn aktive menschen verheizt werden und gesamte orgas wegbrechen, weil sie sich mit antirepressionsarbeit rumschlagen müssen, im vergleich zum staat und seinen gewalten jedoch nicht über die finanziellen mittel verfügen und kniffe kennen, um der repression abfedernd begegnen zu können? 

diese negetive entwicklung lässt sich schon länger in der deutschsprachigen linken verzeichnen. unüberlegt und alle karten offenlegend wird zu aktionen mobilisiert, bei denen im vorhinein mit einem großen repressionsaufgebot zu rechnen ist, sei es nach leipzig zum tagx am 03.06.2023 oder nun in basel. in der heutigen schnelllebigen welt muss mensch sofort auf aktuelle entwicklungen reagieren. da ist es nicht verwunderlich, dass entscheidungen im zeitdruck unüberlegt getroffen werden. indem wir dem staat zeigen, wie viele menschen wir mobiliseren können, zeigen wir nur, wie viel unterstützung wir in der gesellschaft haben und wie stark wir letztlich sind. damit machen wir uns angreifbar.

perspektivisch muss der von faschistischen ideen durchdrungene staat dort getroffen werden, wo er es am wenigsten erwartet. der gestrige tag hätte zu dezentralen aktionen im bundesgebiet eingeladen. die faschos und die gebündelten kräfte der polizei schön versammelt in basel, erwarten einen antifaschistischen protest, den sie mit repression überziehen können. doch anstelle sich zentral zum protest zu versammeln, könnten gezielt einrichtungen, betriebe und infrastrukur der faschos angegriffen und mit größerer wahrscheinlichkeit getroffen werden. dies würde sie nachhaltiger unschädlich machen, als die x. antifa-demo in leipzig oder basel, die zur mackrigen szenebespaßung verkommt und dem staat einblick in unsere strukturen gewährt.

dieser text spricht sich gegen die zusammenarbeit mit dem staat und seinen vollstreckungsorganen aus.

als neues selbstverstädnis sollte "wir demonstrieren, wie wir wollen - ohne repression und polizeikontrollen!" etabliert werden. passt auf euch auf! alerta!

 

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