Antirassistische Begegnung Essen
Am Freitag den 15.03.2019 nahmen wir als Antirassistische Linke Leute Essen (A.L.L.E.) im Essener Nordviertel an der antirassistischen Begegnung teil. Aufgerufen hatten verschiedene linke Gruppen:
https://de.indymedia.org/node/28990
https://www.akduell.de/home/lokales/antirassistische-begegnung-essen
Ab 00:00 Uhr in der Nacht von Donnerstag auf Freitag bis ca. 2:00 Uhr in der Nacht von Freitag auf Samstag befanden sich rund um die Uhr zwischen 10 und 40 Aktivist*innen im Viertel. Diese bewegten sich in kleinen Gruppen und mehr oder weniger erkennbar an roter Kleidung oder roten/orangenen Warnwesten um die Häuserblocks um die Lage zu beobachten, mit Leuten ins Gespräch zu kommen und bei eventuellen Aktionen von Polizei, Ausländerbehörde oder anderer Rassist*innen, dokumentieren und eingreifen zu können.
Die erste Nacht bis zum Freitag Morgen verlief sehr ruhig und konnte dafür genutzt werden, Banner, Plakate, Aufkleber und (Kreide-)Malereien in den Straßen anzubringen. Am Vormittag setzte leider Dauerregen ein, der die Bedingungen dafür, auf der Straße mit Leuten ins Gespräch zu kommen, verschlechterte. Dennoch konnten einige Kontakte geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht werden, z.B. von Betroffenen im Umgang mit den Ausländerbehörden.
Um zum Abend hin nochmal unsere Sichtbarkeit zu erhöhen und trotz Regen noch mehr Leute zu erreichen, wurde am Haupteingang zum Viertel unter der Brücke Position bezogen. Mit Hilfe einer mobilen Lautsprecherbox und einem Transparent "sperrten" wir den Fußgängerweg, verteilten Flyer und kamen mit interessierten Leuten ins Gespräch. Dazu gab es Live Hip Hop und Redebeiträge übers offene Mikrophon.
Die meisten Menschen standen unserem Anliegen positiv und solidarisch gegenüber. Manche Menschen sahen die Aktion auch als spontane Reaktion auf die Anschläge in Christchurch (Neuseeland). Diese fanden schrecklicher Weise am selben Tag statt und führen leider einmal mehr vor Augen, welches tödliche Gift der Rassismus für die Menschheit weltweit nach wie vor ist. Ablehnung haben wir im Nordviertel keine erfahren und die Polizei ließ sich auch den ganzen Tag nicht blicken (außer vereinzelte Streifenfahrten und ein Notarzteinsatz).
Zum Abschluss der Aktion zogen wir nach Mitternacht noch mit einer kleinen Spontandemo durch das Viertel. Damit erschreckten wir bei RWE die Security, als solidarische Grüße an die Friday for Future Demos und an unsere Genoss*innen im Hambacher Forst. Der Kampf gegen Rassismus Rassismus ist verbunden mit dem Kampf um globale Klimagerechtigkeit und gegen den Kapitalismus.
Obwohl der Dauerregen unsere Öffentlichkeitswirkung und Mobilisierung beinträchtigte, ziehen wir ein positives Fazit aus einem vielfältigen Aktionstag und möchten diese Art der Begegnung gerne wiederholen. Auch abseits von solchen Aktionstagen möchten wir die Präsenz und die Verankerung in der Nachbarschaft erhöhen und an Konzepten für solidarische Viertel und antirassistischen und antifaschistischen Selbstschutz arbeiten. Angesichts rechter Mobilmachung und der Verschärfung staatlicher Repression gegen Linke und Migrant*innen erscheint uns das notwendiger denn je.
In der darauffolgenden Woche gelang es immerhin ein Dutzend Menschen spontan gegen eine rassistische Polizeikontrolle zu mobilisieren, die glücklicherweise harmlos verlief und einen rechten Blogger abzufangen und des Viertels zu verweisen, der eine linke Veranstaltung ausspionieren wollte.