Protest gegen Auftritt von Polunin am Münchner Staatsballett

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Am 25. März protestierten Antifaschist*innen mit einer Kunstaktion vor der Münchner Oper gegen den Auftritt von Balletttänzer Sergej Polunin. Polunin war in den vergangenen Monaten wiederholt durch homofeindliche, sexistische und antisemitische Äußerungen, sowie Gewaltphantasien gegenüber dicken Personen aufgefallen. Die Intendanz des Bayerischen Staatsballets hielt trotz dieser Äußerungen an Polunin fest. Am 25. März trat Polunin als Spartacus im Münchner Nationaltheater auf.

 

 

Zwei große Kisten stehen auf den Stufen zum Bayerischen Nationaltheater. In der einen sammelt sich allerlei verdorbenes Obst und Gemüse. Ein Pappschild erklärt den Zweck: “Für Theaterkritik”. Selbst Einweghandschuhe stehen bereit – für diejenigen, die sich vor dem verfaulten Gemüse “ekeln”, erklärt ein Flyer, den eine Gruppe von Antifaschist*innen unter den herbeiströmenden Besucher*innen der Abendvorstellung verteilen. In der anderen Kiste befinden sich mehrere faustgroße Steine. “Für konsequenten Antifaschismus”, erklärt ein Pappschild dazu.

 

 

Anlass für dieses Spektakel ist der Auftritt des gefeierten Ballettänzers Polunin, der in den vergangenen Monaten durch allerlei diskriminierende und rechte Äußerungen aufgefallen war. So habe er etwa “Dicke” für deren angebliche “Faulheit” “ohrfeigen” wollen und antisemitische Verschwörungstheorien einer “New-World-Order” verbreitet. Ebenfalls für Kritik sorgten ein Putin-Tattoo, dass sich Polunin jüngst stechen ließ, sowie ein Kolovrat, ein vierachsiges Hakenkreuz, das Polunin schon vor Jahren auf seinen Bauch tättowieren ließ.

 

 

Die Antifaschist*innen kritisierten zudem die Stellungnahme der Intendanz des Bayerischen Staatsballets, namentlich Bachler und Zelensky, die im Januar dieses Jahres Polunins Äußerungen entschuldigten mit den Worten er hätte “mit seinen Kommentaren in den sozialen Medien provozieren und dadurch größere Aufmerksamkeit für Themen wie zum Beispiel Gesundheitsgefährdungen durch Übergewicht erzeugen” wollen. Dies komme nach Ansicht der Antifaschist*innen einer Verhöhnung der Opfer von Polunins Diskriminierungen gleich.

 

 

Den Besucher*innen der Abendvorstellung schlagen die Antifaschist*innen daher vor, Polunin auf der Bühne mit verfaultem Obst und Gemüse zu bewerfen oder, falls sie der Umgang der Intendanz mit Polunins menschenverachtenden Äußerungen noch wütender gemacht hat, zu den Steinen zu greifen, und damit “Scheiben, Mobiliar, Spiegel und alles mögliche andere zu zerschlagen”, um damit ihrem “antifaschistischen Protest etwas mehr Nachdruck zu verleihen”.

 

Der vollständige Text des Flyers lautet:

 

Polunin darf weiter beim Staatsballett auftreten!

Wann hast du das letzte Mal Eier und verfaultes Gemüse in Theater, Oper oder Ballett auf die Bühne geworfen, etwa weil dir eine Darbietung nicht gefallen hat? Noch nie? Sag bloß du gehörst zu denjenigen, die immer brav applaudieren, wenn der Vorhang fällt, auch dann wenn die Darbietung grausig war?

Nun, es gibt für alles ein erstes Mal: Vor dem Eingang zur Oper haben wir eine Kiste mit fauligem Gemüse aufgestellt, vielleicht greifst du da einfach rein und nimmst dir eine handvoll Material mit. Nur für den Fall …

  Zu eklig? Keine Ausreden! Wir haben auch Einmalhandschuhe.

Aber warum gerade heute? Heute steht der Balletttänzer Sergej Polunin als Spartakus auf der Bühne. Polunin fiel im letzten halben Jahr wiederholt durch diskriminierende und menschenverachtende Aussagen auf: "Dicke" wollte er wegen derer angeblichen "Faulheit" "ohrfeigen", er beklagte, dass es im Ballett keine "richtigen Männer" mehr gäbe und führte dies darauf zurück, dass diese keine Frauen "ficken" würden (dafür kritisiert wollte Polunin in dieser Aussage keine Homofeindlichkeit erkennen) und er verbreitete über seinen Instagram-Account antisemitische Verschwörungsideologien von einer One-World-Order/New-World-Order, die er gemeinsam mit Trump und Putin aufzuhalten gedenke. Auf seine Brust ließ er sich gar das Konterfei des Despoten Putin tättowieren und bereits seit Jahren ziert ein Kolovrat (ein vierachsiges Hakenkreuz) seinen Bauch. Polunin schreibt diesem Symbol, das auch bei Neonazis in Russland beliebt ist, spirituelle Kräfte zu.

Während der internationale Kulturbetrieb auf Polunins Ausfälle kritisch reagierte und die Pariser Oper deshalb folgerichtig gar kurzerhand eine Vorstellung mit ihm absagte, erklärten Zelensky und Bachler für das bayerische Staatsballet im Januar, dass sie weiterhin an Polunin festhalten wollen. Sie verhöhnten die Opfer von Polunins diskriminierenden Äußerungen gar noch, indem sie statuierten, Polunin hätte "mit seinen Kommentaren in den sozialen Medien provozieren und dadurch größere Aufmerksamkeit für Themen wie zum Beispiel Gesundheitsgefährdungen durch Übergewicht erzeugen" wollen.

 Wenn dich all das nun doch ziemlich wütend gemacht hat und es ein bisschen mehr sein darf, als nur ein bisschen verfaultes Gemüse: Wir haben auch eine Kiste mit Steinen. Die eignen sich hervorragend, um Scheiben, Mobiliar, Spiegel und alles mögliche andere zu zerschlagen und damit deinem antifaschistischen Protest etwas mehr Nachdruck zu verleihen.

Wir wünschen viel Spaß!

Deine ANTIFA

 

 

 

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