MURDERED BY MARXISTS: Alexander Atabekian
Bis zur Aktionswoche gegen Linke Einheit ab dem 25.09.2023 veröffentlicht Breaking the Spell täglich eine Kurzlebensgeschichte eines*einer vom Marxismus ermordeten Anarchist*in.
Es gab eine Welt vor dem Marxismus: Von 1872 bis ca. 1919 waren der Marxismus und seine Vorläufer*innen eine Randnotiz der Geschichte. Der Hauptteil der Sozialist*innen waren entweder anarchistisch oder anti-autoritär – sie lehnten den Staat ab und wollten eine dezentrale, von unten organisierte Gesellschaft. Wie kommt es dann, dass heute die Linke so sehr auf den Staat als Mittel fokussiert ist? Ein wichtige Rolle spielte der marxistische Terror gegen die anarchistische Bewegung. Tausende von Anarchist*innen wurden durch Marxist*innen ermordet, inhaftiert, gefoltert und vergewaltigt. Hier ist eine kurze Lebensgeschichte eines*einer dieser Anarchist*innen. (Anmerkung zur Sprache: Es wird das überlieferte Geschlecht benutzt, es gab mit Sicherheit auch trans*, inter*, nicht-binäre und agender Anarchist*innen damals. Die Lage von Orten wird oft in der Kurzform „in Nationalstaat“/„(Nationalstaat)“ erklärt, in allen Fällen wird deren Gebietsanspruch abgelehnt.
Alexander Atabekian wurde 1868 in Shusha/Suhsi (damals Russisches Reich, heute von Aserbaidschan und Armenien beansprucht) als Kind einer adeligen Familie geboren.Zunächst schrieb er politische Artikel für die Zeitung der armenischen sozialdemokratischen Partei. Während seines Medizinstudium in Genua ab 1891 wendete er sich dem Anarchismus zu, arbeitet in einer Druckerei und begann mit der Erstübersetzung vieler anarchistischer Texte ins Armenische. Durch Briefe und Besuche lernte er viele bekannte Anarchist*innen kennen, darunter u. A. Max Nettlau, Élisée Reclus und Peter Kropotkin. Peter wurde ein lebenslanger Freund und Alexander begleitet ihn auch als er auf dem Sterbebett lag. Als Plakat verbreitete Alexander z. B. das Manifest eines der Anarchist*innen, die in Chicago 1887 hingerichtet wurden (Ursprung des 1. Mai).
Er beteiligte sich außerdem an der armenischen Unabhängigkeitsbewegung und stellte sich gleichzeitig gegen ihren Nationalismus. Wegen den Massakern gegen Armenier*innen, welche sich später zum massenhaften Genozid ausweiteten, litt er emotional schwer.
Zwischeneiszeitlich zog er nach Lyon und Paris. In Paris wurde 1894 mit „Hamayankh“ (Kommune), die erste anarchistische Zeitschrift in Armenisch veröffentlicht. Ob Alexander für diese schrieb ist bis heute unklar. Er schloss sein Studium ab und verließ aufgrund von Strafverfahren Frankreich/Italien, erst lebte er in Bulgarien und arbeitete dann als Arzt 16 Jahre in der Region Reshd des Iran.
1917 zog er im Rahmen der Februar-Revolution nach Moskau. Er war als Autor, Layouter und Drucker an mehreren anarchistischen Publikationen, wie „Anarkhiia“ (Zeitschrift der Moskauer anarchistischen Föderation) und „Pocin“ (zusammen mit Peter Kropotkin) beteiligt und kritisierte die bolschewikische Übernahme und Unterdrückung der Revolution. Ab 1921 wurde Alexander mehrmals von den Bolschewiki inhaftiert und verbannt. Er starb wahrscheinlich 1940 in einem sowjetischen Lager.
Weiterführendes:
Biography of Armenian anarchist Alexander Atabekian: https://theanarchistlibrary.org/library/cemal-selbuz-biography-of-armenian-anarchist-alexander-atabekian
Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_Atabekian
Plakat: Alexander Atabekian (gekürzt).pdf
Es wird eine Welt nach dem Marxismus geben: Er und der andere Ableger der staatlichen Linken der Liberalismus bestimmen heute die Linke Szene, dadurch kontrollieren sie die anarchistische Bewegung. Uns daran zu erinnern, dass den Staat abzulehnen nicht utopisch, sondern normal ist, bedeutet uns zu befreien - weiter bewegen zu können. Das ist nicht nur eine Frage des Selbstbewusstseins als Anarchist*innen. Praktisch führt die Linke Liebe zum Staat beispielsweise dazu, dass beim Widerstand gegen die von Kapitalismus, Staat und Kolonialismus verursachte Klimakatastrophe der Staat statt als Gegner „als Mittel zu ihrer Lösung" gesehen wird. Brechen wir mit der Linken und der Linken Szene! Keinen Frieden mit Marxismus und Liberalismus! Weitere Texte und Links über das Leben dieses*dieser und anderer Anarchist*innen, die vom Marxismus ermordet wurden gibt's unter: breakingthespell.blackblogs.org/murdered-by-marxists