Clara Zetkin: Gedenktafeln angebracht

In Erinnerung an die Rettung Clara Zetkins vor einem geplanten rechtsradikalen Mordanschlag im Jahr 1919 wurden an ihrem damaligen Versteck in Tübingen Gedenktafeln angebracht.

In Erinnerung an die Rettung Clara Zetkins vor einem geplanten rechtsradikalen Mordanschlag im Jahr 1919 wurden an ihrem damaligen Versteck in Tübingen heute Gedenktafeln angebracht. Seit im Januar empfohlen wurde, die dortige Clara-Zetkin-Straße als "kritikwürdig" zu markieren, regt sich Protest.

In Tübingen soll die Antifaschistin, Kriegsgegnerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin mit den Faschisten, gegen die sie bis zuletzt angekämpft hat, in eine Reihe gestellt werden: Es wird empfohlen, die Clara-Zetkin-Straße mit einem "Knoten" aus dem 3D-Drucker als "kritikwürdig" zu markieren – eine Markierung, die sonst ausschließlich Nazis, Kriegs- und Kolonialverbrecher verpasst bekommen! Bei zwei Straßen, die nach NSDAP-Mitgliedern benannt sind, schlägt die zuständige Historiker-Kommission hingegen vor, bereits angebrachte "Knoten" kommentarlos wieder zu entfernen. Doch es regt sich Protest: Im Februar wurde das Aktionsbündnis "Kein Knoten für Zetkin" gegründet, das schnell überregionale Unterstützung erhielt. In den letzten Monaten fanden vielfältige Veranstaltungen und Protestaktionen zum Thema statt.

Dass ein solcher geschichtsrevisionistischer Angriff auf Clara Zetkin ausgerechnet in Tübingen stattfindet, halten wir für einen Skandal. Ob ihres antifaschistischen Engagements wurde Zetkin oft bedroht, und schon im Jahr 1919 musste sie sich vor Rechtsradikalen mehrere Tage lang verstecken – in einer Wohnung in der Tübinger Neckargasse. Felix Weil, damals politisch aktiver Student in Tübingen, 1924 dann Mitgründer der "Frankfurter Schule", koordinierte die Rettungsaktion. Er berichtete über Zetkins Rückkehr in ihr Wohnhaus nach Stuttgart-Sillenbuch: "Als wir mit Clara zurückkamen, hatte jemand alle Fenster mit Steinen eingeworfen. Wahrscheinlich aus Wut, dass das Haus leer war. Clara, meine alte mütterliche Freundin, hat mich später oft als ihren Lebensretter bezeichnet."

Am Haus in der Tübinger Neckargasse wurden, um daran zu erinnern, heute Gedenktafeln mit folgendem Text angebracht:

Tübinger GeDenkOrt Neckargasse 4a

In diesem Haus musste Clara Zetkin 1919 versteckt werden, weil Rechtsradikale einen Mordanschlag auf sie planten. Die Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen empfiehlt, die Clara-Zetkin-Straße in Lustnau mit einem "Knoten" als "kritikwürdig" zu markieren – damit würde die Antifaschistin und Kriegsgegnerin in eine Reihe gestellt mit Namensgebern, die Faschisten waren oder Kriegsverbrechen begangen haben.

 

 

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