[B] Prozessbericht - Besetzung des griechischen Konsulats in Solidarität mit dem Hungerstreikenden Dimitris Koufontinas

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[english below]

Am 27.07. fand der erste Prozess am Berliner Amtsgericht statt, wegen der Besetzung des griechischen Konsulats im Februar 2021 in Solidarität mit Dimitris Koufontinas (https://kontrapolis.info/10927/).

Eine Stunde vor und während des Prozesses gab es eine Kundgebung mit Bannern und Redebeiträgen. Vielen Dank an die vielen unterstützenden Menschen zu so früher Zeit am Tag.

Unser Ziel war es, die Repression auf viele Schultern zu verteilen.

Uns ging es auch damals mit der Solidaritätsaktion für Dimitris Koufontinas um ein Zeichen internationaler Solidarität zur Sichtbarmachung seiner Situation und seiner und unserer Geschichte. Sein Aufruf zum Hungerstreik hatte genau diese Bezugnahme aufeinander zum Ziel.

 

Wie so oft luden Richter und Staatsanwältin den Anwalt der Gefährtin zu einem Vorabgespräch unter Ausschluss der Angeklagten und des Publikums.

Die Staatsanwältin bot den Deal an, dass die Angeklagte 300€ an eine gemeinnützige Organisation zahlen könne und damit das Verfahren eingestellt würde.

Wir diskutierten mit allen Anwesenden im Flur und kamen sehr schnell überein, dass wir den Deal annehmen. Im Saal schlug der Richter vor, das Geld an Amnesty International zu zahlen. Das schlugen wir aus, da Amnesty International in vergangenen Hungerstreiks auch schon besetzt wurde, weil sie bewaffnete und militante Hungerstreikende und Gruppen nicht unterstützen. Deshalb haben wir durchgesetzt, dass die 300 Euro an Seawatch gezahlt werden.

Unser Ziel der weiterlaufenden Solidaritätsaktionen zu dem Verfahren ist es, Repression sichtbar zu machen, sie gemeinsam zu tragen und darin Stärke zu erfahren, vor allem durch die Auseinandersetzung untereinander. Noch dazu geht es uns darum, Projekte nicht einfach abzuhaken und Repression als Sackgasse zu begreifen.

Dieser Deal lässt uns mit gemischten Gefühlen zurück, wie aber auch jedes Urteil und die Luft der Gerichtsgebäude.

Jedoch einem Urteil zu entgehen, ohne sich von Taten distanzieren zu müssen, sondern ganz im Gegenteil, sie vor dem Gerichtsgebäude zu rechtfertigen und zu verbreiten, empfinden wir als Mittelweg zwischen höheren Strafen und dem Einknicken vor der Einschüchterung durch die Justiz.

Wie in unserem längeren Statement nachzulesen, werden noch fünf weitere Gefährtinnen zu einzelnen Gerichtsterminen geladen.

Die nächsten bereits bekannten Prozesstermine sind im Oktober und November. Wir werden bis dahin Info- und Soliveranstaltungen organisieren und euch darüber informieren.

 

Solidarität mit Dimitris Koufontinas und allen Gefangenen

Solidarity is our Weapon - No One is Alone in the Hand of the State

 


 

 

[B] Trial Report - Occupation of the Greek Consulate in Solidarity with the Hunger Striker Dimitris Koufontinas

 

On 27.07. the first trial took place at the Berlin District Court, for the occupation of the Greek Consulate in February 2021 in solidarity with Dimitris Koufontinas (https://kontrapolis.info/10927/).

One hour before and during the trial there was a manifestation with banners and speeches. Thank you to the many supportive people at such an early time in the day.

Our goal was to spread the repression over many shoulders.

For us, the solidarity action for Dimitris Koufontinas was also a sign of international solidarity to make his situation and his and our history visible. His call for a hunger strike was aimed precisely at this reference to each other.

As is often the case, the judge and the prosecutor invited the lawyer of the comrade to a pre-trial meeting, excluding the accused and the audience.

The prosecutor offered the deal that the accused could pay 300€ to a non-profit organization and thus the case would be dropped.

We discussed with everyone present in the hallway and very quickly agreed that we would take the deal. In the courtroom, the judge suggested that we pay the money to Amnesty International. We turned this down because Amnesty International has also been occupied in past hunger strikes because they do not support armed and militant hunger strikers and groups.

That's why we managed to get the 300 euros paid to Seawatch.

Our goal of the ongoing solidarity actions is to make repression visible, to bear it together and to experience strength in it, especially through the exchange among each other. In addition, it is important for us not to simply check off projects and to understand repression as a dead end.

This deal leaves us with mixed feelings, as does every judgment and the air of the courthouses.

However, escaping judgment without having to distance oneself from acts, but quite the opposite, justifying and spreading them in front of the courthouse, we feel is a middle ground between higher penalties and buckling infont of the judicial intimidation.

As can be read in our longer statement, five more comrades will be summoned to individual court dates.

The next known trial dates are in October and November. Until then we will organize info- and soli-events and inform you about them.

 

Solidarity with Dimitris Koufontinas and all prisoners

 

Solidarity is our Weapon - No One is Alone in the Hand of the State

 

 

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