Aufruf zur Aktion
Nach dem Polizeimord an dem französischen Teenager Nahel brennen in Frankreich wieder die Städte. Hierzulande schauen wir überrascht und fasziniert darauf, wie sich die Wut über Unterdrückung, alltäglichen Rassismus, soziale Ungleichheit und schlicht die Gewalt der Bullen auf den Straßen mit voller Wucht entlädt. Das sind nicht mehr nur Riots, das ist die soziale Revolte.
Vielleicht mag hinter Wut und dem Wunsch nach Rache wenig politische Theorie stecken. Diesen Aufstand zu entpolitisieren nutzt jedoch nur der herrschenden Klasse und ihren mordenden Kettenhunden. Wir sind uns sicher: Wer im Moment in Frankreich auf der Straße gegen den Staat und seine Ausdrucksformen kämpft, weiß was er*sie tut. Und er*sie weiß, warum sie kämpfen, denn diese Menschen erleben täglich, was es heißt, in der sozialen Hackordnung des Kapitalismus unten zu stehen: Tägliche Polizeischikane, Rassismus, schlechte Jobs, schlechte Bildungschancen und Ghettoisierung in den Banlieues.
Wir schicken deshalb unsere solidarischsten Grüße nach Frankreich, in der Hoffnung, dass die Wut dort weiter kocht und dass die Bullen möglichst wenige Menschen erwischen, wenn diese tun, was sie tun müssen. Wir schicken unsere Grüße auch an alle anderen, die weltweit gegen Polizeigewalt kämpfen, als Beispiel sei die BLM-Bewegung, in den USA genannt, die den Mord an George Floyd, Breonna Taylor und so vielen anderen rächen wollen. Aber die Bullen morden überall, auch in der BRD wurden allein 2023 schon vier Menschen durch Polizeikugeln ermordet, oft wenn sie sich in psychischen Ausnahmesituationen befanden und eigentlich Hilfe gebraucht hätten. Niemals vergessen wir außerdem den Mord an Oury Jalloh und die Brechmittelfolter, die Achidi John tötete. Die Bullen stehen dem Ringen um eine bessere Welt im Weg, für POC bedeuten sie aber oft zusätzlich eine alltägliche, tödliche Gefahr. Gegen diese Gefahr müssen wir solidarisch zusammenstehen. Weltweit und unabhängig von unserer Herkunft oder Hautfarbe. Denn wenn nicht alle sicher sind, ist niemand sicher.
Nicht einmal vor einem viertel Jahr rüttelten die sogenannten Rentenproteste in Frankrech am Thron des neoliberalen Möchtegernkönigs Macron. Kaum konnten sich die Herrschenden einreden, das Land befriedet zu haben, bricht ein neuer Sturm los. Zwei Wellen des Kampfes, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, die aber dennoch verbunden sind. Verbunden in ihrem Ziel, der bürgerlichen Republik, die davon lebt, dass die arbeitenden Klasse klein gehalten wird und dass diejenigen marginalisiert werden, die wegen optischen Arttributen nicht als „echte Franzosen“ gesehen werden. Verbunden auch in ihrer heißen Wut und der Bereitschaft, dem immer brutaleren, immer tödlicher bewaffneten Polizeistaat entgegenzutreten. Dieser wird jetzt nervös und die „Polizeigewerkschaften“ drohen offen mit Bürgerkrieg. Wir sind uns sicher, dass sie diesen Krieg verlieren werden, wenn sich die Kämpfenden und Unterdrückten ihrer Gemeinsamkeiten bewusst werden. Wenn sich das Proletariat, die Marginalisierten, die Rassifizierten, die politisch Radikalen und alle die zusammentun, die nicht mehr ertragen, wie die Welt ist und die bereit sind, dafür zu kämpfen, dass die Welt besser wird. Dass Rassismus so konsequent bekämpft wird, wie es notwendig ist, dass die Früchte der Arbeit denen gehören, die sie produziert haben, dass die Ressourcen unserer Welt schonend genutzt werden, dass das Sterben an den Grenzen der EU aufhört.
Wenn wir alle zusammenhalten, können wir dies erreichen. Ob organisiert oder wild in spontaner Aktion, dieser Kampf ist notwendig. Revolte heißt Leben.
Deshalb reicht es nicht, einmal mehr nur als Zaungäste fasziniert zu den rebellierenden Menschen in Frankreich zu schauen. Wir müssen selbst aktiv werden und unsere Kämpfe verbinden, stärken, radikaler werden lassen und auch militant, wo das nötig und möglich ist. Wir haben nicht mehr viel Zeit, es geht um alles.
Ceci est un appel à l'action!