2019 Jahr der Entscheidungen ?!
In den nächsten Tagen enden die Verträge von Liebig34, Potse, Drugstore, Großbeerenstraße 17a und Syndikat. Die Zukunft vieler anderer Projekte wie die Meuterei, Rigaer94, Brauni und viele mehr ist kaum klarer. Gleich ob es für einige schlicht noch ein wenig mehr Zeit gibt oder “Eigentümer*innen” ihre Karten verdeckt halten, wir müssen eine Verteidigungshaltung für diese Projekte entwickeln und annehmen.
Eigentlich ein guter Moment um in die Gegenoffensive zu gehen..
Die Umstrukturierung der Stadt schreitet fort, langsam kann selbst ein bürgerlicher Mittelstand die Auswirkungen dessens nichtmehr ignorieren. Die Stadt wird verdichtet und diejenigen die noch hineinpassen mit jeder Gentrifizierungswelle reicher. Häuser werden entmietet, saniert und in Eigentumswohnungen verwandelt. Wohnungen werden zwangsgeräumt wenn Eigentümer*innen sich ein moderneres Schema zur Profitmaximierung aussuchen, Mieter*innen mit Mieterhöhungen nicht mehr mithalten können oder schlicht weg “zu nervig sind”. Letzte Brachen werden mit Luxuslofts bebaut, auch wenn diese sehr wohl seit jeher von Menschen genutzt wurden.Gewerberäume werden so teuer vermietet, dass die Geschäfte zwangsläufig teuer und exklusiv werden müssen, selbst wenn die Betreibende das gar nicht wollten.
Und die, die dabei auf der Strecke bleiben müssen eben härter arbeiten oder sollen weg gehen?
In der Welt der Eigentümer*innen und Politiker sind 13€/qm sozialverträglich und HarztIV mehr als genug solange man nur richtig lebt. Zugleich wundern und empören sie sich über die Wut und den Hass, der ihnen von den Auf-der-Strecke-Bleibenden entgegen geworfen wird.
Aus der Isolation der Projekte und Vereinzelung heraustreten und gemeinsam Kraft schöpfen
Die oben genannten (Haus-)Projekte sind dabei für die mehrheitlichen Betroffenen weder Spitze noch Basis des Eisbergs der auseinander bricht. Für die linke Szene bedeutet es allerdings einen Verfall von Strukturen und Organisierungsmöglichkeiten. Jedes dieser Projekte stellt eine wichtige Rolle für die Kiezstruktur ihrer Nachbarschaft dar.
|Welcher Anlaufpunkt bleibt FLTI* Personen ohne die 34?
Was wird aus dem Dorfplatz, wenn die Liebig34 weg ist?
Wie kann dieser Platz dann noch im Kampf um die Rigaer94 und gegen die Stadt der Reichern nutzen?
Was ist der Schillerkiez ohne das Syndikat?
Eine durch sanierte und saubere Gegend mit dem kleinen Schandflecken der Lunte?
Wohin geht man nach der Demo in Kreuzberg, wenn die Meuterei fort ist?
Wo treffen sich Jugendliche die keine Lust haben auf Konsumzwang und kommerzielle Stereotype oder bevormundende „Erwachsene“, die ihnen diktieren wie sie sich zu verhalten haben?
Wo, wenn Potse und Drugstore weg sind?
Diese Projekte sind alle Teil einer Gefüges, welches versucht aus dem System der Verwertungslogik auszubrechen. Ob sie nun Räume stellen, in denen sich Menschen begegnen können oder unkommerzielle Veranstaltungen anbieten, bei denen sich Menschen bilden und informieren können, oder Freizeitaktivitäten und kulturelles Programm, ist egal.Denn es sind alles Orte, die vor allem nicht in dem kapitalistischen Gefüge von Verwertung Ausbeutung, Wettbewerb und Herrschaft mitmachen wollen.Werden diese Projekte nun von Gentrifizierung heimgesucht, haben wir rein physisch das Problem, dass uns die Räumlichkeiten in denen wir leben, unter Leute kommen, uns organisieren und austauschen, verloren gehen. Strukturen, die in den letzten Jahrzehnten gewachsen sind und an die vieler ihrer Nutzer*innen mit Selbstverständlichkeit gewohnt sind. Die ernüchternde Frage „Wo soll ich denn da hin?“ geistert vermutlich gerade durch so manchen Kopf. Die Anzahl der Objekte die innerhalb des nächsten Jahres bedroht sind oder sein werden, ist dabei noch erschreckender und in dieser Form vermutlich schon seit einigen Jahren nicht mehr vorgekommen.
Was die Frage nach dem Wohin auf den ersten Blick noch unbeantwortbarer macht.
Trotzdem sind es nicht nur die Räumlichkeiten, die angegriffen werden, sondern auch unsere politischen Überzeugungen. Zwar sind subkulturelle Orte, Orte mit denen in der Stadtumstrukturierung Profit gemacht wird, trotzdem sind es Orte an denen Menschen Unterstützung und Solidarität finden können. Orte an denen sich Menschen zusammen tun und aktiv werden können um vorherrschende Gesellschaftsnormen zu hinterfragen und anzugreifen.Orte, die nicht allein dadurch verbunden sind, dass sie bedroht sind, sondern in offener Feindschaft zu einem System stehen das auf Kapitalismus, Rassismus, Sexismus und anderer Arten von Diskriminierung aufbaut und daher auf Staaten und deren Apparate angewiesen ist.Eigentlich bietet sich für die Antwort auf das Wohin also nur eine Richtung an.
Wir, als Interkiezonale¹ sehen deshalb die Notwendigkeit uns zusammen zu tun, um gemeinsam für den Erhalt dieser Räume zu kämpfen - Damit das Jahr 2019 nicht unter dem Stern der Räumungen steht.Alle Akteur*innen sollen unsere Wut zu spüren bekommen und merken dass sie nicht ungesehn und ungehindert agieren können und so vielfältig die Mitwirkenden sind so vielfältig können auch unsere Mittel sein, (HIER gab es eine nettte Übersicht über einige Mittel und Ziele.) Keine der Räumungen soll stattfinden und wenn doch, dann zu einem hohen Preis.Ob es gerichtliche Anordnungen für Räumungen sind, Razzien oder andere Angriffe, jeder ist ein Angriff auf uns alle und nichts darf unbeantwortet bleiben. Dabei halten wir es für wichtig nicht nur auf einen TagX zu warten sondern einen Schritt nach vorne tun und die Zeit zu nutzen in der wir wählen können wann wie und wo wir aktiv werden. Nutzen wir unsere Kreativität dezentral.
Wir rufen daher auf den Druck zu erhöhen.
Auf dass im Jahr 2019 entschieden wird, dass wir diese Schlacht gewinnen!
Die Würfel sind noch nicht gefallen
Wir bleiben alle unversöhnlich!
¹Die Interkiezionale versteht sich als von den bedrohten Projekten unabhängige Gruppe mit dem Ziel eine gemeinsame Verteidigung zu organisieren und auf eine Realität hinzuarbeiten in wir der auch im Blick auf unsere größeren Ziele
Ergänzungen
Frage
Ihr redet über Berlin, oder?