Brief von Finn aus der JVA Leipzig

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Hey ihr tollen Menschen da draußen ihr seid der Hammer. Sei es zu organisieren, dass ich Geld, Klamotten, TV, Zeitung, Besuch oder Briefe bekomme es gibt mir so viel Hoffnung, dass sooo viele Menschen für mich da sind und sich dafür interessieren, was es gerade so neues gibt. Gund, Alex, Lax, Blümchen, Wölkchen. Danke an euch besonders. Ihr seid mir während der „HEIBO BLEIBT“ sehr ans Herz gewachsen. Es sind weitaus mehr Menschen, kenne nicht von jedem Menschen den Aktivisten-Namen :(

 

Hey ihr tollen Menschen da draußen ihr seid der Hammer. Sei es zu organisieren, dass ich Geld, Klamotten, TV, Zeitung, Besuch oder Briefe bekomme es gibt mir so viel Hoffnung, dass sooo viele Menschen für mich da sind und sich dafür interessieren, was es gerade so neues gibt. Gund, Alex, Lax, Blümchen, Wölkchen. Danke an euch besonders. Ihr seid mir während der „HEIBO BLEIBT“ sehr ans Herz gewachsen. Es sind weitaus mehr Menschen, kenne nicht von jedem Menschen den Aktivisten-Namen :(

 

Ihr wollt bestimmt wissen, wie es mir geht?

 

Aktuell geht es mir sehr gemischt und emotional fangen wir von ganz vorne an. Ich bin mit Alex am 02.02. am Heibo vom UAC direkt angereist, an der Küche wurden wir von 2 Menschen begrüßt und sind zur Feuerstelle. Dort wurden wir von weiteren Menschen begrüßt und haben uns ein Brot geschmiert und uns zu den Menschen an der Feuerstelle gesetzt. Wir waren beide sehr müde, wir sind 24 Stunden Nahverkehr gefahren, aber die Schlafplätze für neue Menschen wurden immer um 18 Uhr beim Wald Plenum verteilt, also mussten wir durchhalten bis abends. Kaum angekommen wurde unsere Hilfe benötigt. 3 dicke 10 Meter lange Baumstämme mussten in Position gebracht werden. Durch Regen waren sie noch schwerer. Nach knapp 90 Minutenwar es mit vielen Menschen geschafft. Dann sind wir weiter in den Wald gelaufen. Währenddessen fing es an zu regnen. Es ging weiter in den Wald rein zu einem Jagdhochsitz, den wir mit 8 Menschen an Schneise 7 vorbei zum Wall getragen haben. Dann war auch schon 18 Uhr und es war dunkel und wir sind zur Feuerstelle zum Plenum. Alex und mir wurde der „Tower“ zugewiesen, eine Aktivistin, die im Tower schlief ging mit unseren Sachen zum Tower. Es ging eine Treppe mit wackeligem Geländer nach oben. Ich fühlte mich noch unsicher und versuchte, mich festzuhalten. Oben angekommen ging es rein und nochmal 1 Stock höher und wir packten Schlafsack und Wolldecke aus und haben es uns gemütlich gemacht. Wir haben uns noch Geschichten erzählt und mitten im Satz bin ich vor Müdigkeit eingeschlafen * grins *. Am nächsten Tag bin ich gegen 11:00 Uhr wach geworden und war sehr glücklich. Ich habe mich so wohl gefühlt. Ich war unter gleichgesinnten. Wir haben viel gelacht, zusammen Strukturen aufgebaut, gekocht, aufeinander aufgepasst, wenn es einem Menschen nicht gut ging oder unwohl fühlte wurde verständnisvoll sich darum gekümmert.

 

Zu diesem Zeitpunkt ging es mir super :) Mit Alex war ich öfters in Ottendorf Okrilla einkaufen und beim Tedi gab es noch 1 letztes Mönch geschnappt unter dem Motto LuetziLebt! X Ich habe es draußen angezogen und wir sind durch Ottendorf-Okrilla gezogen. Ich habe viele Blicke bekommen * grins * Am 12.02. wurde die Mahnwache aufgebaut und ich wurde zur Mahnwache als Mönch bestellt. Es wurde ein Bild gemacht, wo ich Kaffee nachgefüllt habe (Der Beitrag dazu ist auf Twitter bei HeiboMawa zu finden) und dann ging es zur Demonstration mit meinem Transpi und die Presse hat sich sehr für den Mönch interessiert * grins * zu finden bei Google „Heibo Demo Ottendorf“. Ganz vorne der Mönch bin ich. Hihi in den nächsten Tagen war ich ständig an der Mahnwache und habe immer Nightshift gemacht. Es war ein tolles Beisammensein. Am 14.02. kippt die Stimmung. An diesem Tag fuhren Baumaschinen, Gitter, Transporter, LKW, Hebebühnen und Sixxer und Wannen zur Grube vor und bauten ihr Camp auf, wo sie sich organisieren zur Räumung und Zerstörung wichtiger Lebensräume, vor Allem unser Camp und unsere Strukturen * sauer . In der Nacht zum 15.02. wo die Räumung beginnen soll, habe ich kaum geschlafen. Der Wald war durch das Camp deren Strahlen sehr hell. Ich hatte ein Funkgerät dabei, das ich mitbekomme und um 6:00 ging ständig das Funkgerät. An der Schneise 7 wurden Cops gesichtet und ich dachte mir, ich bringe noch schnell 1 Tasche zur Mahnwache und dann schnell zurück. Aus dem Tower gekommen stand ich bei 2 weiteren Menschen und keine 2 Minuten später wurden wir von 20-30 Cops gekesselt. Es kam die Frage, wie viele Menschen in den Strukturen seien, das wurde nicht beantwortet. Wir 3 waren vermummt. Wir haben uns geweigert, ich habe mich umgesehen. Ich habe keine Beweissicherungskamera gesehen und habe das Tuch runtergenommen, um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden. Ich wollte nur schnell weg, mir wurde gesagt, ich bin ein freier Mensch und könnte jederzeit den Ort verlassen. Dies wollte ich auch machen, ich wurde daran gehindert. Dann haben sich die anderen beiden Menschen gewehrt und ich habe die Gelegenheit genutzt und bin am Freeshop vorbei und am Nightpod vorbei und zur alten Mahnwache / Sanitätszentrum. Dort waren alle wach. Gegenüber stand eine Reiterstaffel und 2 Wannen. Die Stimmung war angespannt und gedrückt. Ich war froh, an der Mahnwache sicher angekommen zu sein und habe mich hingesetzt. Mein herz schlug sehr hoch. Ich habe mich einer anderen Reiterstaffel und Baumaschinen in den Weg gestellt, die Richtung Barrio wollten. Nach 1 Stunde bin ich Richtung Grubeneinfahrt außenherum der Absperrung gelaufen. Nach 1 Stunde bin ich wieder beim Nightpod rausgekommen, wo die Presse und um die 30 Cops standen und Klettercops und Reiterstaffel. Sie waren dabei, den Nightpod zu räumen. Dies gestaltete sich schwieriger, als die Cops sich dachten * grins *. Die Aktivisten wollten nicht freiwillig gehen. Ja ups :) Dann kam ein Funkspruch von der Mahnwache, die Mahnwache soll verlegt werden. Ich bin sofort zur Mahnwache. Wir Mahnwachen Ältesten haben ein Plenum gemacht. Gund teilte mit, dass die Cops in Richtung der Mahnwache Richtung Ottendorf ca. 800 Meter verlegen wollen. Wir haben sie wohl zu sehr gestört und haben uns beschlossen, die alte Mahnwache ganz langsam zu verlegen. Also wurde das Mawa SG-Zelt langsam leer geräumt und wir haben mit 8 Menschen das Zelt gaaaaanz langsam quer über die Straße getragen * grins * und haben viele Pausen eingelegt, weil so ein Zelt ist ja schließlich echt schwer * lach * und die Straße war wegen uns blockiert und die Cops wurden noch mehr blockiert * grins *

 

NightPod, der große Tripod und die anderen Tripods wurden geräumt sowie Schneise 7. Am frühen Abend war alles bei der neuen Mahnwache und haben uns dort einigermaßen eingerichtet und gegen 14 Uhr kam die Küfa Dresden mit Essen. Auf der anderen Seite stand 1 Wanne und haben uns bewacht. Ich war erchöpft und bin am Nachtwache Pavillion eingeschlafen. Gegen 5:00 wurde ich geweckt, weil es kalt war, dass ich ins Zelt soll, dass ich nicht erfriere bzw. unterkühle. Dann bin ich ins Zelt und habe bis 11:00 Uhr geschlafen. Mittlerweile standen 3 Wannen, die uns bewacht haben, weil paar Menschen in der Nacht beim Barrio waren und neue Barrikaden gebaut wurden * grins * Ich wollte einkaufen und habe das Rad genommen und wollte Richtung Ottendorf-Okrilla. Ich fuhr auf der gesperrten Straße wo kein Verkehr war und ich habe kurz auf die Uhr geschaut und wurde von 1 Wanne angehalten. Glücklicherweise hatte ich das Funkgerät dabei und habe die Mahnwache sofort informiert, dass die Cops mich angehalten haben wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit. Sie wollten meine Daten. Da ich nichts dabei hatte, sollte ich eine mündliche Angabe machen und sehr komischerweise konnten sie „Finn Siebers, 13.12.1995“ nicht finden * grins * Sie haben mir nach 90 Minuten vorgeschlagen, es mit 50 Euro zu begleichen. Dies habe ich verweigert, das verschaffte mir weitere 30 Minuten. Ich habe Gund zu mir per Funk bestellt. Er kam nach 15 Minuten auch. Nach weiteren 15 Minuten kam noch eine Wanne angefahren wo sie sagten, sie wollen Fingerabdrücke nehmen, wusste ich nach ein paar Minuten wissen sie meinen Clannamen. Was ich nicht wusste, ich wurde mit „HAFTBEFEHL“ gesucht, weil ich wohl 1 Termin verpasst habe, während ich im HEIBO war. Währenddessen kam ein Gesa Transporter und ich wurde in eine winzige Zelle gesperrt, obwohl ich sagte, ich habe Platzangst. Ich konnte darin gerade so sitzen. Drinnen war grelles Licht und kalte Luft wurde in die Zelle geblasen. Ich habe Panik bekommen und hatte ein Flashback. 7 Monate zuvor habe ich schlimme Polizeigewalt erlebt und im Januar kam Lützerath dazu. In Kamenz in der Gesa ging es mir sehr schlecht. Ich brauchte frische Luft. In der Gesa durfte ich telefonieren. Ich habe den EA angerufen und die Kontaktdaten vom Anwalt bekommen. Mir wurde mitgeteilt, dass sehr viele Menschen gerade wissen, dass ich in der Gesa bin und dass ich nicht alleine bin. Das hat mich sehr berührt. Nach 1-2 Stunden durfte ich den Anwalt anrufen. Er hat mir mitgeteilt, dass der Termin am nächsten Tag sie. Ich habe ihm mitgeteilt, dass es mir psychisch schlecht geht. Ich hab den Hörer an einen Cop weitergegeben, der Anwalt teilte es ihm mit, darauf wurde der Notarzt und RTW gerufen. Der Notarzt war nach 10 Minuten vor Ort, zuvor hatte sich der Cop über mich lustig gemacht. Der Notarzt hat eine Einweisung verschrieben. Ich habe „gezittert am ganzen Körper, stark gestottert, emotionsvoll, stark gehumpelt“. Der RTW hat mich in ein Psychischekrankenhaus nach Arnsdorf gebracht. Dort hat eine Psychologin mich aufgenommen. Ich habe ihr die Problematik mit der Polizei erzählt und es wurde keine Bewachung angeordnet und ich habe Tavor zur Beruhigung bekommen und 3 Teller an Essen und viel Trinken * jummy *. Ich habe komplett neue Kleidung und Schuhe bekommen und sollte duschen. „Ich glaube, die Kleidung, die ich zwei Monate an hatte, roch ihnen zu stark * grins *“ Sie fanden es mega toll, dass ich Klimaaktivist bin und aus dem HEIdeBOgen komme und finden gut, was wir machen * yeah*. In der Klinik ging es mir echt gut. Alle waren sehr lieb :) Habe sogar Zigaretten bekommen und ein Frühstück. Gegen 11:00 Uhr wurde ich von zwei Cops abgeholt und zum Haftrichter gefahren. Beide waren sehr nett zu mir. „Trotzdem falscher Job und Schweine“.

 

Wir zum Gericht Bautzen gefahren, dort hat der Anwalt schon gewartet und wir waren optimistisch, dass ich mit Auflagen bis zum Gerichtstermin gehen kann, aber der Haftrichter hat den Haftbefehl in Vollzug genommen trotz festem Wohnsitz *Justiz Problem *

 

Die Polizisten wussten nach dem Gerichtstermin nicht wohin mit mir. Erst Görlitz, die JVA wollte mich nicht * lach * Zur Überbrückung waren wir bei Mc Drive. Ich habe das Vegan Menü und Eistee bekommen und haben an der Tankstelle „Pueblo blau Tabak“ gekauft * pueblo blau gang *

 

Dann hieß es zur JVA Leipzig. Kurz vor Dresden hieß es umkehren und nach Görlitz * lach *. An der JVA Görlitz angekommen wurde ich in eine Bunkerzelle gebracht, wo ich 24 Stunden am Tag bewacht werde. Sie hatten Angst, dass ich mir was antue, obwohl ich es nie erwähnt habe. Ich musste mich komplett ausziehen und habe nur eine kurze Hose und T-Shirt bekommen. Die Matratze war so hart, dass ich Schmerzen bekommen habe. Am Abend bin ich früh eingeschlafen und zwei Tage eingeschlafen bis Sonntag. Am Montag kam der Psychologe zu mir. Er wollte mich noch nicht auf einen normalen Haftraum legen, da er mich ja nicht kennt * kein Wunder, wohne auch in Sachsen, lass es Gehirn regnen* Er kam am nächsten Tag wieder und meinte, ich dürfe in einen normalen Haftraum * Weil er mich ja jetzt viiiiel besser kennt *. Am Mittwoch bin ich auf Transport gegangen. Über Nacht in der JVA Dresden. Am nächsten Tag ging es weiter und ich bin seit 23.02.23 in der JVA Leipzig. Seit heute, dem 06.03.23. hatte ich weder Aufnahmegespräch noch Arzt Gespräch noch Sozialdienst zu mir kam, nur für 5 Minuten eine Psychologin (dazu später mehr).

 

Im Haftraum denke ich an verschiedenes. Ich denke sehr oft an die Heibomenschen, an die oft eisigen aber schönen Abende und Gespräche und die tollen Barrikaden, die wir errichtet haben z.B. der ganz große Tripod. Wir waren viele Menschen, um ihn mit Seilzug und hochdrücken beschäftigt waren und unsere Füße waren eisig, aber das Teil musste in alle 3 Löcher. Nach ca. 90 Minuten war er oben und wir waren glücklich und dann war das verdiente Essen * yeah * Die Menschen sind mir sehr ans HERZ gewachsen. Ich vermisse diesen Zusammenhalt :/

 

Ich denke was hätte ich machen können? Flüchten? Ablenkung durch andere? Oder diese 50 Euro zahlen? Und dann drängen mich meine Depressionen sehr. Ich kann meine Gedanken nicht immer richtig zuordnen. Ich frage mich, wieso hat es genau mich getroffen? Aber wir sind alle damit gemeint! Dass ich nicht psychisch behandelt werde so wie ich es brauche und Medikation drängt mich sehr. Ich hoffe, es wendet sich für mich zum Guten :)

 

Den Umständen entsprechend geht es mir gut, die anderen Inhaftierten sind alle recht nett, es gibt auch ein paar, die sich für Klimaschutz interessieren. Ich mache einen sogenannten Workshop hinter Gittern :)

 

 

 

Fortsetzung folgt...

 

 

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