Demo "MIETHAI 2.0 - Jetzt wirds dreckig" - 11.3.23
Mit der Demo "MIETHAI 2.0 - JETZT WIRDS DRECKIG" durch den Stadtteil wurde zunächst die Vielfalt möglicher Aktionsformen im Stadtteilkampf verdeutlicht. An zahlreichen Häusern wurde auf Probleme wie hohe (Index)Mieten und Verdrängung hingewiesen. Dabei wurde zunächst ein "Goldener Miethai" als Negativpreis an Vonovia verliehen. Mit unterschiedlichen Mitteln wie Sprühkreide oder Schneematsch-Dreck wurden weitere Themen angegangen, am Ende ging es zum einem Miethaus, wo Pseudo-Eigenbedarfler angeblich ihr Domizil beziehen wollen & der Miethai 2.0 angebracht wurde.
Es wurden vielfältige, zukünftige Handlungsmöglichkeiten im Stadtteil und auch an Adressen außerhalb der Nordstadt deutlich. Denn zukünftig geht es weniger darum nur auf die Verhältnisse aufmerksam zu machen, sondern darum die Übeltäter*innen - wo auch immer - nachhaltig zu stören und ihnen die Geschäfte zu vermiesen.
Am 11.3.2023 fand in der Nordstadt (Hannover) eine Demo von „Nordstadt solidarisch“ mit knapp 150 Teilnehmenden statt. Der Aufruf beschrieb: „Ob fristlose Kündigungen, skrupellose Mieterhöhungen per Indexmiete, Eigenbedarfsklagen oder Angebotsmieten von 12€/qm bzw. „möbliert“ für 20€/qm - die Immobilienbesitzenden nutzen jeden noch so dreckigen Trick. Und sie setzen darauf, dass wir uns vereinzeln lassen und keine Gegenwehr leisten. So werden die Angriffe auf die Mieter*innen immer dreister []. Deshalb heißt es nun [unsererseits]: JETZT WIRD’S DRECKIG!
Seit unserer Gründung 2018 unterstützen wir Mieter*innen []. Statt „Wohnen als Ware“ wollen wir „Wohnraum für alle“ – ohne Profite mit der Miete.
Eine erste Aktionsform war 2019 die sechsmalige Verleihung des „Goldenen Miethai“ für besonders üble Immobilienfirmen. Das hat viel Aufmerksamkeit für das Mietenthema und Lob für uns gebracht, letztlich haben wir diese Tradition aber nicht fortgesetzt – denn Aufmerksamkeit allein ändert nichts. Und tatsächlich haben all die Kleinen (wie B&T, Kellmann, Immoherz) und Großen (wie Gerlach auf dem Bumke-Gelände) in den letzten Jahren ihre Untaten unbeeindruckt fortgesetzt. []
Bereits zu Beginn hatten wir den Anspruch vom Protest zum Widerstand zu kommen, es geht darum Missstände nicht nur zu benennen, sondern in vielen kleinen Schritten eine Gegenmacht von unten zu entwickeln, die die Untaten verhindern kann. Aber wie geht das? […] Wie können wir den Täter*innen ihr Geschäft vermiesen? Wie können wir Verdrängung und Ausbeutung verhindern? Wie erreichen wir, dass die Immobilienfirmen unseren Stadtteil nicht mehr als geduldige Vermarktungskulisse ansehen und mit dem netten Szene-Kiez auch noch Werbung machen?“.
Das soll mit dem „MIETHAI 2.0 JETZT WIRD’S DRECKIG“ probiert werden, wesentlich ist, die Übeltäter*innen selbst nachhaltig zu stören. Mit der Demo durch den Stadtteil soll zunächst die Vielfalt möglicher Aktionsformen im Stadtteilkampf verdeutlicht werden.
Nach dem Sammeln am Strangriedeplatz um 14:00 ging es in die Haltenhoffstraße. Hier wurden vier nebeneinanderstehende Häuser thematisiert.
Haltenhoffstr 24, im Eigentum von Vonovia, hier wurde nochmal der „Goldener Miethai“ classic an den Konzern verliehen, der so beispielhaft für „Profite mit der Miete“ steht. „Classic“ heißt, dass der Negativ-Preis wie 2019 in Form eines goldgefärbten Hai an das Mietshaus als solidarischer Gruß an die Bewohner*innen angebracht wurde.
Haltenhoffstr 26: gehört B&T Immobilien: Anti-Werbung mittels „Werbeplakat“ (Beschissen & Teuer, Aufklärung zur Entmietung durch B&T ) vor zum Verkauf stehenden Eigentumswohnungen, denn beim MIETHAI 2.0 geht es darum den Immobilien-Täter*innen das Geschäft zu vermiesen und z.B. die Vermarktung zu stören und gerade in der Phase sind sie empfindlich.
Haltenhoffstr 28: gehört auch B&T, Haus ebenfalls entmietet & in der Vermarktungsphase. B&T bekam bereits 8/2019 den „goldenen Miethai“ (überteuerte Mieten: Lilienstr, Entmietung: Sauerweinstr). Hier nun: Schneematschdreck & Farbe gegen B&T Chefs (als lebensgroße Pappfiguren).
Haltenhoffstr 30: gehört Kellmann Immobilien, das Haus ist entmietet, „Sanierung“ läuft noch, Vermarktung steht noch bevor. Hier wurde die Demo mittels Sprühkreide vor dem Haus aktiv und verschönerte den Gehweg mit einschlägigen Parolen. Kellmann ist bereits 2019 durch Entmietungsversuche in der Warstr aufgefallen (NP 11.02.2019) & „vermarktet“ in der Nordstadt gerade ein weiteres Haus zu Eigentumswohnungen (Lilienstr. 17).
Weiter gings zu „Charlottes Garten“. Auch hier gab es schonmal eine Preisverleihung zum „Goldenen Miethai“. 9/2019 bekam Thomas Klinke Immobilien den goldenen „Immobilien-Hai“. Das Bauprojekt nutzt das knappe Bauland in der Nordstadt für den Bau von Eigentumswohnungen, die dann zu Höchstpreisen (bis zu 7000 Euro/qm) verkauft werden.
Hier kann im Kampf gegen Investor Theo Gerlach Wohnungsbau auf dem Bumke-Gelände das Konzept „Image ruinieren“ genutzt werden. In dem Fall gut einsetzbar, da Theo Gerlach mit seinem Projekt Kleefelder Hofgärten reale, sehr negative Referenzen hat. Fazit des Beitrags: „Investor*innen stoppen …heißt sie überall da anzugreifen, wo es sie wirklich stört, was das ist, kann sehr unterschiedlich sein … und das kann eben auch heißen, die dreckige Wäsche – die es bei Gerlach reichlich gibt – genüsslich in der realen und digitalen Öffentlichkeit auszubreiten.“
Nächster Stopp war die Callinstr, wo auf das Thema Indexmiete & falsche Nebenkostenabrechnungen hingewiesen wurde. Hier hatten die Vermieter*innen die Miete per Indexmiete rücksichtlos erhöht (wohl um sich für die Beanstandung einer falschen Nebenkostenabrechnung zu rächen), so dass eine Familie nun aus dem Stadtteil wegziehen muss. Die Vermieterin wurde kürzlich in einer kleinen Aktion vor Ort bereits direkt darauf hingewiesen, dass solcherlei Verhalten unakzeptabel ist.
Im Moore finden sich Beispiele für „Eigenbedarfsklage und fristlose Kündigung“ beides gegen die 9er WG (bereits Anlass der „Wir bleiben alle“-Demo 2021). Bekannt durch das Transparent „Eigenbedarf haben die, die drin wohnen“ am Haus. Gegenüber ist die Asternstr 24, die ist ebenfalls nach Entmietung & Sanierung in Vermarkung zu Eigentumswohnungen befindlich.
In einem Redebeitrag in der Lilienstraße wurde noch die Kampagne „Leerstand melden und besetzen“ vorgestellt, mehr dazu: https://leerstandmelden.blackblogs.org/news/
Dann endete die Demo vor einem Mietshaus „Am kleinen Felde“, wo die Eigentümer, das Haus nach und nach entmieten, damit dort statt der bisherigen Familien, WGs mit überteuerten Einzelmietverträgen die Rendite erhöhen. Zur Verdrängung nutzen diese in jeder Hinsicht fragwürdige Eigenbedarfskündigungen. Deshalb wurde der MIETHAI 2.0 (in Form eines Plüsch-Hai) vor dem angeblichen Wohnhaus der Pseudo-Eigenbedarfler plaziert und erneut ausführlich zur Sprühkreide gegriffen, auch hieß ein Transparent in der Nachbarschaft die Pseudo-Eigenbedarfler unwillkommen. Denn beim MIETHAI 2.0 geht es darum, zukünftig die Übeltäter*innen auch dort aufzusuchen, wo sie selbst wohnen.
Die Stimmung war gut und es wurden vielfältige, zukünftige Handlungsmöglichkeiten im Stadtteil und auch an Adressen außerhalb der Nordstadt deutlich.. ORGANISIERT EUCH !
Mehr Infos zu „Nordstadt solidarisch“ gibt es auf Instagram: @167solidarisch
Den ganzen Aufruftext unter:
https://rauszeit-termine.org/events/der-goldene-miethai-2-0-jetzt-wirds-...