Wahrheit muss Wahrheit bleiben- auch wenn es der CSU nicht passt-
Streit um die Genese der KZ Gedenkstätte Mettenheim im Landkreis Mühldorf
Wahrheit muss Wahrheit bleiben- auch wenn es der CSU nicht passt-
Im KZ Außenlager Dachau, dem Komplex Mettenheim starben bis 1945 fast 4000 Menschen. Das Lager war allen Bewohnern im Landkreis Mühldorf in Südostoberbayern damals bekannt. Nachbarn hatten oft direkten Einblick in das KZ. Aber erst 2018 wurde eine Gedenkstätte errichtet. In den siebziger und achtziger Jahren war dies allerdings kein Thema. Den Anstoß, um mit dem Tabu zu brechen gab der damals, die von Max Brym herausgegebene Zeitung „ Der Rote Landbote“. Später hatten auch viele andere Leute ihre Verdienste. Dieser Hinweis von Max Brym im „ Mühldorfer Anzeiger“ 28.12.2022 wurde von der einstigen stellvertretenden CSU Landrätin Eva Köhr aus Waldkraiburg unwürdig und beleidigend beantwortet. Völlig pietätlos versucht sie das späte Gedenken an die Opfer im Sinne der CSU zu missbrauchen. Aus diesem Grund veröffentliche ich einige Dokumente zu diesem jüngst ausgefochtenen Thema. Herr Ernst Tuppen, einst Personalratsmitglied bei der DB in Mühldorf ist mit der vollständigen Publizierung seines Leserbriefes im OVB einverstanden. Gleichfalls Herr Denis Uzon welcher für die Linke im Kreistag Mühldorf ist. Gleichzeitig ist er Mitglied des „ Funken“ ( Internationale Marxistische Tendenz) Unten publiziere ich meine Gegendarstellung zu den Anwürfen von Frau Köhr gegen meine Person.
Max Brym
Ungekürzter Brief von Ernst Tuppen
Leserbrief -Wahrheit muss Wahrheit bleiben
Zu dem Artikel in den “ Waldkraiburger Nachrichten“ unter dem Titel:“ Verein für das Erinnern reagiert auf die Aussagen des Aktivisten und Autors Max Brym“ möchte ich Stellung beziehen. Es ist in der Tat, begrüßenswert dass es seit 2018 eine KZ Gedenkstätte in Mettenheim gibt. Angestoßen hat das ganze im wesentlichen die Zeitschrift „Der rote Landbote“ zu dessen Mitarbeitern ich persönlich gehörte. Immer wieder haben wir damals- ab Ende der siebziger Jahre- eine Gedenkstätte für das ehemalige Konzentrationslager Mettenheim gefordert. Der ehemalige Redakteur der Waldkraiburger Nachrichten, Klaus Hallmann schrieb im Jahr 2014 in einer Rezension für die Heimatzeitung zu dem Buch von Max Brym “ Es begann in Altötting“ -viele haben Brym damals sehr ernst einige zu ernst genommen-. Das allein schon widerlegt die Behauptung von Frau Köhr, dass sie sich an keine wesentlichen Aktivitäten von Herrn Brym „ erinnern könne“. Jede Nummer der damaligen Zeitung wurde uns aus den Händen gerissen weil wir viele Missstände sowohl in Betrieben wie auch bezüglich der politischen Haltung vieler Mandatsträger damals aufdeckten. Wir hatten sehr viele Informanten in den verschiedensten Parteien und Institutionen. Unsere Kontakte reichten bis in den Vorstand der damaligen örtlichen Sozialdemokratie hinein. Zudem zu Vorstandsmitgliedern des damaligen Kreis Heimatbundes. Im Jahr 1981 durfte Herr Müller völlig unabhängig von uns in der Zeitschrift des Heimatbundes „ Das Mühlrad“ einen langen Artikel zum KZ Mettenheim publizieren. Ich erinnere mich an eine Sitzung des Arbeiterbundes im Jahr 1981 in welcher wir die Info erhielten, dass das nur geschehen sei,“ weil wir den Ultralinken nicht die Sache überlassen dürfen“. Die Aussagen von Herrn Brym entsprechend vollständig der Wahrheit. Dies kann ich als Zeitzeuge nur bestätigen. Frau Köhr scheint selbst entsprechende Erinnerungslücken zu haben. Wir haben nie behauptet, dass wir alleinverantwortlich währen für die KZ Gedenkstätte Mettenheim . Was allerdings historische Wahrheit ist, ist die Tatsache, dass wir zuerst die Forderung nach einer KZ Gedenkstätte öffentlich erhoben. Wenn dies dem „Verein für das Erinnern“ bis heute verborgen geblieben ist dann liegt das nicht an Herrn Brym sondern an CSU Funktionären wie Frau Köhr welche damals
offensichtlich noch schlief und nichts zu diesem Tabubruch beitrug. Ich erinnere mich auch noch an Debatten zwischen Max Brym und dem ehemaligen CSU Landrat Rambold. Des Öfteren forderte der Arbeiterbund dort ein, dass es eine KZ Gedenkstätte geben müsste. Erich Rambold wiegelte stets ab und betrieb antikommunistische Propaganda. Bei den Veranstaltungen auf denen Herr Brym Rederecht hatte, im Gegensatz zu anderen CSU Veranstaltungen, kam es deshalb öfter zu Tumulten. All das hat die ehemalige stellvertretende Landrätin Eva Köhr entweder bewusst oder unbewusst verdrängt. Stattdessen nennt sie unsere Arbeit damals und Herrn Brym „ unverschämt“. Letztendlich sollte man froh sein, dass es heute eine KZ Gedenkstätte gibt, nur die CSU sollte sie fragen warum es bis 2018 damit dauerte. Frau Köhr erwähnt in diesem Zusammenhang nur lobend einige örtliche CSU Mandatsträger aber nicht das Gespräch zwischen dem damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, dem bekannten Sozialdemokraten Hans Jochen Vogel, dem ehemaligen KZ Insassen Max Mannheimer im August 2015, erst dort wurden die Mittel von der Staatsregierung für ein würdiges Gedenken zur Verfügung gestellt. Angestossen wurde die Debatte im Landkreis durch den damalige „Roten Landbote“. Damit begingen wir in den siebziger Jahren einen wesentlichen Tabubruch in Sachen KZ Gedenkstätte. Dass auch andere Verdienste in diesem Zusammenhang haben hat weder Herr Brym infrage gestellt noch stelle ich dies infrage. Aber Wahrheit muss Wahrheit bleiben, wir damaligen linken begannen als erste diese Frage aufzuwerfen und ein würdiges Gedenken in Mettenheim einzufordern. Wahrheit muss Wahrheit bleiben.
Ernst Tuppen
ehemaliges Mitglied des Personalrates bei der DB in Mühldorf
https://www.ovb-online.de/meinung/leserbriefe/wahrheit-muss-wahrheit-bleiben-92067228.amp.html
Artikel von Denis Uzon auf Facebook
Artikel von Denis Dennis Uzon, als Kreisrat des Landkreises Mühldorf melde ich mich auch gerne zu Wort:
Eine CSU/Union, die jahrzehntelang das Gedenken an die Opfer des Hitlerfaschismus deutlich erschwert und selten thematisiert hatte, soll da am besten schweigen. Außerdem darf nie vergessen werden, wie beide Unionsparteien in der Nachkriegszeit ein Auffangbecken für ehemalige, oft ranghohe, Nazis waren. Kurt Georg Kiesinger lässt grüßen.
Des Weiteren halte ich die Berichterstattung des Blättchens "Waldkraiburger Nachrichten" für "unverschämt", in der es überhaupt keine Gegendarstellung von Zeitzeugen - oder Herrn Brym selbst - gibt. Wiederholt macht sich das OVB zum Handlanger der CSU? Das hat nichts mit einer objektiven journalistischen Methode zu tun. Sitzen, sechs.
Es ist der jahrzehntelangen Arbeit von Lehrern, kritischen Betrachtern, Antifaschisten und Aktivisten (darunter auch Max Brym) uvm. im Landkreis Mühldorf zu verdanken, das Gedenken an die Opfer des Faschismus gestärkt und überhaupt erst thematisiert zu haben.
Eine opportune Frau Köhr jedoch, die erst deutlich später als die von mir oben genannten Persönlichkeiten sich irgendwie einzubringen gedenken wollte, sollte die Geschichte studieren, anstatt sie nach ihrem Belieben zu brechen und zu biegen - oder vielleicht auch zu vergessen. Nur so kann ein "Verein gegen das Vergessen" seinem Namen überhaupt erst gerecht werden.
Artikel im Mühldorfer Anzeiger am 27,01.2023
Gegendarstellung von Max Brym zum Artikel in den „Waldkraiburger Nachrichten“ vom 27.01.21
1. Frau Eva Köhr ehemals stellvertretende Landrätin für die CSU unterstellt mir in dem Artikel in dem es um die Genese der KZ Gedenkstätte Mühldorf Hart geht „ unverschämt“ zu sein. Unter unverschämt versteht man -Schamlos grob gegen Sitte und Anstand verstoßend, unsittlich, unanständig- zu sein-. Diese Beleidigung weise ich auf das schärfste zurück. Eine angebrachte Entschuldigung von Frau Eva Köhr erwarte ich nicht.
2. In den siebziger und achtziger Jahren hat die von mir herausgegebene Zeitung „ Der Rote Landbote“ immer wieder auf die fehlende KZ Gedenkstätte Mettenheim hingewiesen. In dieser Zeit war von der CSU nichts darüber zu hören.Im Gegenteil auf CSU Veranstaltungen besonders in Wadkraiburg wurde diese Forderung als BELANGLOS hingestellt.
3. In der Zeitung steht: „Anscheinend haben die Erinnerungen des sogenannten Bürgerschrecks märchenhafte Erscheinungen mit absurden Behauptungen,sowohl Franz Langstein als auch Eva Köhr haben ihren Aussagen nach nichts davon mitbekommen.“ Letzteres ist nicht meine Schuld. Offensichtlich wollen diese Herrschaften absichtlich die Realität ausblenden. Wir begannen die Debatte – für eine Gedenkstätte KZ Mettenheim- gegen die damals herrschenden CSU Politiker. Das passt offensichtlich nicht in das Weltbild der CSU Dame Eva Köhr. Noch lebende Zeitzeugen können meine Aussagen jederzeit bestätigen. Der „ Rote Landbote“ und meine Person der „ rote Max“ fingen mit dem Tabubruch KZ Mettenheim an. „Jedoch die Aussage Bryms, wonach er selbst Anschubarbeit in der Genese der Gedenkstätte geleistet habe, bezeichnet sie schlicht als „unverschämt“ meint Frau Köhr in der Presse.. Es ist in der Tat, völlig daneben zu ignorieren, dass wir „ die Roten“ zuerst die Sache Mettenheim thematisierten. Was nicht heißt, dass andere später keine Beiträge leisteten und wichtiges beitrugen. An allerletzter Stelle kommt jedoch die CSU. Erst nach einem Treffen zwischen Horst Seehofer, dem bekannten SPD Politiker H.J. Vogel und dem KZ Überlebenden Max Mannheimer im August 2015 gab es finanzielle Zusagen für die Errichtung der Gedenkstätte in Mettenheim Hart. Das verschweigt Frau Köhr . Die Gedenkstätte wurde im Jahr 2018 weitgehend fertiggestellt. Welche Schande für die politisch dominierende CSU so lange dafür zu brauchen.
Max Brym
Geschichtsdozent Autor
Foto Max Brym