Aufschlag: Die grenzen des ertragbaren. Wenn pazifismus gewalt wird. GAFFA stellt sich vor.
Aufschlag: Die grenzen des ertragbaren- Wenn pazifismus gewalt wird
GAFFA stellt sich vor
The limits of what is tolerable- When pacifism turns into violence
GAFFAs Introduction *english version will follow within a few days*
Gewaltfreier pazifismus tötet, denn er schützt staat, kapital und macht. Er schützt das inhärent mörderische hegemoniale geldregime und all seine marionettenhaften mittäter*innen. Er verhindert einen radikal-linksgrünen gesellschaftswandel und paradoxerweise ist eine seiner solidesten stützen die deutschsprachige Klimagerechtigkeitsbewegung.
Obwohl jahrzehnte der proteste gezeigt haben, dass das system sich nicht magisch von selbst verändern wird und obwohl jahrzehnte der pressekonferenzen, demonstrationen und blockaden lediglich zum einbau linker bewegungen in das machtsystem, statt zu dessen umbau führten, klammert die bewegung sich fest an der ad absurdum geführten lüge, es sei gewaltfrei zuzulassen, dass monsterkonzerne und kolonialregime profite machen auf kosten unser aller Zukunft und auf kosten aller Lebewesen, besonders in den jetzt schon stark von der Klimakatastrophe betroffenen regionen.
Obwohl der bisherige pfad der Klimagerechtigkeitsbewegung (KGB) offensichtlich in einer sackgasse endet, wird jedes abweichen vom realitätsfremden imperativ der gewaltfreiheit wie ein verrat an und als eine gefahr für die bewegung behandelt. Dass die eigentliche gefahr und der grund für das politische feststecken der bewegung die als sakral erachtete strategie der gewaltfreiheit ist, wird geleugnet. Aus einer diffusen angst heraus -vor der presse, der öffentlichkeit, sich selbst?- ist die KGB zu einem teil des systems geworden, wird weder als chance, noch als gefahr wahrgenommen, sondern dient als gelegentlicher aufreger oder schmunzler in den unzähligen gefilterten kleinwelten persönlicher medienblasen.
Wir, eine gruppe Guerilla-Aktivisti, sind der überzeugung, dass es ein immanent pazifistischer akt tiefster Menschlichkeit ist, ein todbringendes system mit gewalt zu stoppen. Wir sind wütend, frustriert und voll tatendrang, denn Klimagerechtigkeit wird es in einem system wie diesem -einem hierarchischen, kapitalistischen, kolonialen system- nicht geben.
Dieser text soll alle erreichen, die auch frustriert und wütend sind auf dieses herrschafssystem, das keine wisschenschaftliche vernunft kennt, und auf eine bewegung, die sich einer rationalen diskussion der gewaltfrage verweigert. Denen, die unsere überzeugungen teilen, soll dieser text Kraft und Mut geben. Organisiert euch! Ordnet euch nicht der scheinbaren übermacht von staat und kapital unter und lasst euch nicht von all den polemischen diskussionen über gewaltfreiheit zermürben, die der Militanz die legitimation abzusprechen versuchen. Zur erreichung einer raschen gesamtgesellschaftlichen veränderung ist taktische Vielfalt elementar: Und zu dieser Vielfalt gehören auch militante aktionsformen.
Es ist uns wichtig zu betonen, dass wir keiner Widerstands-oder Protestform ihre berechtigung absprechen oder unsere solidarität entziehen. Wir wollen uns zum brandanschlag auf die hauptenergieversorgung des von rwe beim tagebau garzweiler betriebenen kohlebunkers am 6.12.22 bekennen und uns als gruppe vorstellen (zwinkersmiley). Mit diesem anschlag haben wir einen teil des verbrechens, das rwe an der erde begeht, für stunden bis tage abgestellt. Wie groß der hergestellte schaden ist, können wir nicht genau beziffern. Dass es zu zeitweisen stromausfällen kam, ist aber sicher anzunehmen, und dass der gesamte hauptkabelstrang ausgetauscht werden muss, ist offensichtlich.
Dass die diskussion um gewaltfreiheit und ihre definition überhaupt noch geführt werden muss, ist verwunderlich angesichts der langen tradition militanter strategien der globalen Linken: Entgegen der in fast allen teilen der gesellschaft verbreiteten propaganda, war keine erfolgreiche Sozialbewegung des letzten jahrhunderts gewaltfrei. Militante gruppierungen, die sich durch ihre aktionsform nur schwer von herrschenden machtstrukturen vereinnahmen ließen, waren immer teil der bewegungen.
Da kaum eine andere aktionsform die berechenbarkeit des kapitalistischen systems präziser ausnutzt, knüpfen wir an der tradition linker Guerillakämpfe an. Wir hoffen, dass es zukünftig mehr solcher gruppen und aktionen geben wird und, dass keine Mitkämpfer*innen leichtsinnig in die fallen des polizeistaates laufen.
Um unsere Erfahrungen zu teilen und anderen das nachmachen zu erleichtern, werden wir einige eckdaten unserer aktion in den kommenden tagen veröffentlichen.
Uns ist bewusst, dass es unzählige aspekte der Klimagerechtigkeitskämpfe und der Klimakatastrophe gibt, die wir in diesem schreiben nicht behandeln können. Auch reißen wir in diesem text viele themen an, ohne tief auf sie einzugehen- doch wir versprechen, dass genug schreiben folgen werden, um die themen und aspekte nach und nach abzuarbeiten.
Vorerst wollen wir es bei einem fokus auf für uns wichtige definitionen belassen, darunter 'Guerilla‘ und 'Anarchie‘ in der namensgebenden abkürzung 'GAFFA' (für 'Guerilla Activists Fighting For Anarchy)
Für uns ist Anarchismus eine theorie, die hierarchien, autoritäten und somit jegliche diskriminierungsform ablehnt und die sich für solidarische selbstorganisierte und bedürfnisorientierte strukturen ausspricht. Praktisch umgesetzt führt Anarchismus zur Anarchie, zum Anarchismus in handlung und tat und somit zu einer gesellschaftsform, die eben jene ideale erschafft und zugleich von ihnen geschaffen wird.
Unserer überzeugung nach ist Klimagerechtigkeit als rein logisch nur global denkbarer begriff nur in der Anarchie zu verwirklichen.
Als Guerilla verstehen wir einen militanten kampf aufständischer, eine aus der zivilgesellschaft entstehende widerstandsform, mit der wir dem kapitalistischen system möglichst nachhaltig schaden.
Unser ziel ist die fortführung dieser strategie, bis der kapitalismus besiegt ist: So lange und so gut wir können werden wir uns seinem permanenten morden und dem terror der staatsgewalt entgegenstellen. Dass es ein ständiger kampf ist, die prägungen des systems zu überwinden, dessen teil wir waren oder sind, soll unsere etwaigen fehler nicht entschuldigen. Der barrieren, die diesen text in form von sprache durchziehen, sind wir uns bewusst. Auch hierüber wird zukünftig zu diskutieren sein.
Für uns nicht diskutabel ist, was unsere taten bestimmt: Tatenlosigkeit angesichts des globalen horrors des kapitalismus ist beihilfe zum mord.
Die Revolution sagt:
ich war
ich bin
ich werde sein
GAFFA: Bis demnächst!
7.12.22
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