B: Prometheus-Brunnen feministisch neukontextualisiert
Dank einer autonomen Neukontextualisierungsmassnahme transportiert der Prometheus-Brunnen neben der TU-Mensa nun nicht mehr nur sexistischen Rollenbilder. Nach einer künstlerischen Intervention der Gruppe „memorialsunderdeconstruction“ mobilisiert der Brunnen nun zu den Blockaden gegen den reaktionären „Marsch des Lebens“ am 22.9.
Zugegeben, mit der sogenannten „Siegessäule“, dem Antisemit*innen- und Massaker-Denkmal für Martin Luther oder den ganzen preußischen Berufsschlächtern gibt es vermutlich schlimmere Denkmäler als den Prometheus-Brunnen an einer Wand neben des Einganges der TU-Mensa am Steinplatz in der Hardenberg-Straße. Aber ein zweiter Blick lässt den Brunnen nicht nur aufgrund des hohen Publikumsverkehrs durchaus als ein lohnenswertes Objekt für eine Neukontextualisierung erscheinen.
Worum geht’s?
Die Prometheus-Sage handelt von dem gleichnamigen Halbgott, der den anderen Gött*innen das Feuer klaut, sich aber dummerweise erwischen lässt. Zur Strafe wird er bis in alle Ewigkeit festgebunden und ein Adler frisst ihm jeden Tag Körperteile ab. Dieses grausame Motive zeigt die Skulptur des Brunnens. Die Hauptmotive sind der Adler* und Prometheus als wilder Mann*. Aber weil die Wilde-Mann*-Show nur mit Publikum unterhaltsam ist, hat der Künstler selbiges dazugebastelt. Wer jetzt ein bisschen weiter denkt, und reflektiert, dass sowohl der Künstler als auch die beauftragende Kommission im Patriarchat sozialisiert worden sind, ahnt schon wie es weiter geht… Und siehe da: Obwohl in der Original-Story weder Publikum vorgesehen ist, noch irgendwas zu dessen geschlechtsspezifischen Erscheinungbild gesagt wird, ist für die Männer* aus der Kunst klar, dass es sich bei dem Publikum für eine Wilde-Mann-Show selbstverständlich um zwei weiblich* zu lesende Gestalten handeln muss. Und so kniet eine weibliche Figur vor Prometheus (klar knien in patriarchalen Vorstellungswelten Frauen* in der Öffentlichkeit vor wilden Männern…), während die zweite Figur daneben sitzt und das Gesicht in den Händen verbirgt.
Neukontextualisierung mittels Sprechblase
"Weil das jetzt alles irgendwie ziemlich hohl ist, haben wir uns damit beschäftigt, wie man angesichts der Gestiken, Mimiken und Körpersprachen eine neue Bedeutung ins Denkmal bringen kann" erklärt Stella, eine der beteiligten Studierenden. Ansatzpunkt für die Veränderung ist die Geste mit dem in den Händen verborgenen Gesicht. Statt Trauer über den Wilden Mann* kann die Geste auch Resignation oder Unverständnis angesichts des unbelehrbaren alten weißen Mannes* ausdrücken. "Diesen Gedanken aufnehmend haben wir an diese Figur eine Sprechblase montiert." Das Kommentar der Weiblichen* Figur mit den Händen vor dem Gesicht lautet nun: „Oh man, es kann doch nicht so schwer sein, zu schnallen, warum das Recht auf Abtreibung wichtig ist!“ Und daneben haben wir ein Mobi-Plakat für die Blockaden gegen den Marsch des Lebens am 22.9. plakatiert.
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