"Antifaschistische Kaffeefahrt", 29.10.2022, Zwickau

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Der zweite Stopp der antifaschistischen Kaffeeefahrt ist Zwickau. Hier wurden zwei Redebeiträge verlesen. Der zweite beschäftigt sich mit dem NSU und dessen Verbindungen zu Zwickau und dem III. Weg.

TW Antisemitismus,Rassismus und Mord DWir befinden uns hier am Gedenkort für Opfer die des NSU. Hier erinnern seit dem 3.11.2019 10 Gedenkbäume an die Opfer der NSU-Morde. Bereits vorher am 8.9.2019 wurde hier ein einzelner Baum gepflanzt, in Gedenken an Enver Şimşek. Dieser wurde jedoch von Unbekannten Anfang Oktober 2019 abgesägt.Mit was für einer Intention dies geschah ist offensichtlich dazu braucht es keine Untersuchungen. Das Fascho-Problem in Zwickau zeigt sich tagtäglich. In Verfolgungen, Provokation, Angriffen oder eben darin das Gedenken an die Opfer des NSU-Terrors aktiv verhindern zu wollen. Diesen Park besuchten bereits mehrere Menschen. Darunter auch Angela Merkel oder Mitglieder der Zwickauer AFD-Fraktion.Diese Menschen kommen in diesen Park und heucheln Mitgefühl während genau deren Politik Schuld daran war, dass solche Gräueltaten geschehen konnten und sich immer wiederholen könnten.  Der Verschluss der NSU Akten macht mehr als offensichtlich, dass der deutschen Regierung, der deutschen Polizei und dem Verfassungsschutz alles daran liegt, dieses unfassbare Versagen zu verstecken.Sie waren es, die aktiv zu dem Erfolg der Taten beigetragen haben und dazu dass auch immer Unterstützende des NSU auf freien Fuß unterwegs sind und sich weiterhin Faschistischen Gruppen organisieren. Um all diese Menschen aufzuzählen bräuchte ich Stunden, doch vor allem ein paar dieser würde ich gerne darauf eingehen. Besonders die, welche unteranderem am Aufbau des 3. Weges beteiligt waren. Einer dieser Menschen ist Mathias Fischer. Mathias Fischer ist seit 2021 Bundesvorsitzende des 3. Weges, aber Teil des Vorsitzes der jungen Nationalisten, der fränkischen Aktionsfront und des Freien Netzwerks Süd. Er war nach Verbot des FNS 2014 maßgeblich am Aufbau des 3. Weges beteiligt. Fischer hatte 1998 Kontakt zu den Mitgliedern des NSU. Er war als Kontakt für Nürnberg im Telefonbuch des NSU-Terrorristen Uwe Mundlos angegeben. Außerdem war er befreundet mit Mandy S. und  besuchte ihre Schulungen in Nürnberg. Mandy S. versorgte den NSU mit Wohnungen und ihr Name war einer von Tschäpes Tarn-Namen. Außerdem nutzte Tschäpe einen gefälschten Ausweis aus einem Tennis-Club in Nürnberg, welcher nicht weit von Fischers damaliger Wohnung war. Einer der wichtigsten Rollen im NSU-Terror spielten Andre Eminger, seine Frau Susan und sein Zwillingsbruder Maik. Andre lernt 1998 den zu diesen Zeitpunkt bereits untergetauchten NSU in Chemnitz kennen. 2 Jahre vor dem 1. Mord des NSU an Enver Şimşek. Andre kann unbestritten als engster und damit auch am besten informiertester Kontakt des NSU im Zwickauer Untergrund bezeichnet werden. Er verschaffte den Untergetauchten Wohnungen und mietete mindestens dreimal Wohnmobile für das Trio an. Die Terroristen nutzten die Fahrzeuge für zwei Raubüberfälle in Chemnitz und ein Sprengstoffanschlag in Köln. Außerdem half er Tschäpe, nach dem Tod von Mundlos und Böhnhardt, am 4.11.2011 bei der Flucht aus Zwickau. Seine Frau Susan wurde zur engsten Freundin Tschäpes und stellte ihr 2006 unteranderem Ausweispapiere zur Verfügung es Tschäpe zu einer Zeugenaussage wegen eines Einbruchs geladen wurde. Zu dieser Zeugenaussage begleitete Andre Eminger sie als ihr angeblicher Ehemann. Laut einigen Beobachter*innen wäre der NSU ohne diese Unterstützungshandlung wahrscheinlich bereits im Jahr 2006 aufgedeckt wurden. Susan wurde nicht einmal angeklagt.  Andre Eminger wurde 2011 auf einem Gehöfft von seinem Bruder Maik in Brandenburg festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Aus dieser wurde er 7 Monate später entlassen. Im Juli 2018 wurde er unter dem Applaus anwesender Neonazis von der Beihilfe zum Mord freigesprochen und bekam statt der geforderten 12 Jahre; 2,5 Jahre Haft.Heute ist er aktiv in der Identitäten Bewegung Sachsen. Sein Körper ist überfüllt mit Tattoos wie Reichsflaggen, SS- Soldaten oder den Worten: „Die Jew Die“ auf deutsch „Stirb Jude Stirb“.  Maik Eminger, der Zwillingsbruder von Andre gründete 2015 den Stützpunkt Potsdam Mittelmarkt. Einer der Parteistützpunkte des 3. Weges in Brandenburg. Außerdem ist er einer der führenden Köpfe des Unterstützer-Netzwerkes Gefangenenhilfe. Diese kümmert sich um rechtlichen Beistand und Unterstützung von straffälligen Neonazis. Die Gefangenenhilfe, verteilt unteranderem T-shirts mit dem Schriftzug: „Freiheit für Wolle“ mit Bezug auf den NSU- Unterstützer Ralf Wohlleben. Dieser besorgt den Rechtsterroristen die Waffe für mindestens 9 Morde. Weitere Personen aus Zwickau konnten im NSU-Prozess keine Unterstützungshandlungen nachgewiesen werden. Auch wenn derartige Vermutungen offensichtlich sind. Wie zum Beispiel im Fall des ehemaligen Betreibers des „Last Resort Shop“ heute „East Wear Department“, Ralf Marschner. Marschner lebte von 1990 bis 2007 in Zwickau und betrieb als Unternehmer unteranderem eine Abrissfirma mit dem Namen „Bauservice Marschner“. Er war nach offiziellen Angaben von 1992 bis 2002 als V-Mann in der Rechten Szene aktiv. Insbesondere im Umfeld der Gruppe „Blood and Honour“. Laut Zeugenaussagen beschäftigte Marschner zwischen 2000 und 2001 sowohl Beate Tschäpe in einem Ladengeschäft als auch Mundlos als eine Art Vorarbeiter auf seinen Baustellen. Weitere Aktivisten der Neonazi Szene waren bei ihm beschäftigt. Zu dem wurde am 29.8.2001 dem Tag der Ermordung Habil Kılıç durch den NSU in München Autos auf den Namen von Marschners Baufirma bei der Firma angemietet, üblicherweise vom NSU- Trio benutzt wurde. Marschner verschwieg den Aufenthalt des NSU-Trios nach dessen Untertauchen gegenüber seinem V-Mann Führer und er log bei Vernehmungen durch das BKA. Außerdem wird er mit der Waffenbeschaffung in Verbindung gebracht. Die Bundesanwaltschaft ermittelt im Rahmen des NSU-Strafverfahrens auch gegen Marschner. Es einen der neuen namentlich Beschuldigten neben dem im NSU- Prozess Angeklagten. Versuche, den mittlerweile in der Schweiz lebenden als Zeuge im NSU-Prozess oder Bundestagsuntersuchungsausschuss zu laden, schlugen fehl. Trotz der ausführlichen Befragungen durch das BKA, der Aussagen des V-Mann Führers, wie auch der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen Marschner sind seine Rolle im Unterstützerumfeldes des NSU, wie auch die durch ihn vermittelten Kenntnisse des Verfassungsschutzes zum NSU angeblich unklar. Marschner ist nur einer von vielen V-Männern des Verfassungsschutzes, welche offensichtlich den NSU bei ihren Morden unterstützt hat. Die Bundesanwaltschaft verweigert die Akteneinsicht in diesem Komplex bis heute. Zum Schluss würde ich gerne noch einen Redebeitrag der (Quellen konnte nicht genau durch die audio gehört werden) vom 6.11.2016 in Berlin zitieren: „Aus den NSU-Morden lernen heißt, für uns kein Vertrauen auf die staatlichen Instanzen zu setzen. Keine Hoffnung auf die Polizei, Verfassungsschutz und Justiz zu setzen, bedeutet nicht ummächtig darauf zu warten, weil die Nazis wieder zuschlagen, sondern unseren Schutz selbst zu organisieren. Wir müssen uns die Frage stellen, wie die Selbstverteidigung langfristig selbstorganisiert werden kann. Wir rufen ALLE auf gegen Nazis,Rassisten,Antisemiten, staatlich organisierte rassistische Strukturen und Verbrechen, offensiver vorzugehen. Lauter und zorniger zu werden. Zu klagen und nicht erst gar nicht zu schweigen. Kein Vergeben - kein Vergessen!

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