Scheinbesetzungen Nbg

Anlässlich der heutigen Demo (14.07.2018) zum Thema:"Auf die Straße gegen Sozialraub und Mietenwahnsinn! Mieten runter - Einkommen rauf! Kapitalismus abschaffen!" in Nürnberg, wurden in unterschiedlichen Teilen der Stadt Häuser besetzt.

Erst kürzlich wurde in einer Erhebung publik, dass die Mieten in Nürnberg in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt erneut um ca. 9 % gestiegen sind. Die Erkenntnisse dieser Erhebung reihen sich ein in einen Prozess der Mietensteigerung und der Verdrängung, der in ganz Deutschland stattfindet. Maßnahmen wie die Mietpreisbremse oder die Tatsache, dass Mieter*innen keine Maklergebühr mehr zahlen müssen, haben nicht dazu geführt, dass Mietpreise gesunken sind. Denn das sind nur Engriffe in einen grundlegend falsch laufenden Prozess. Der grundlegend falsch laufende Prozess aus Wohnraum Rendite zu erwirtschaften und jeden noch so kleinen Fleck verwerten zu wollen.

Wir stellen uns gegen eine Stadt der Reichen, in der Wohnraum Ware ist und die Menschen untereinander um eben diese konkurrieren. Die Kritik an einer solchen Stadt hat dabei nichts mit einem verkürzten Groll auf Besserverdienende zu tun, sondern vielmehr mit einer grundsätzlichen Kritik an der kapitalistischen Verwertungslogik.Deshalb  wehren wir uns gegen die vorherrschende Vorstellung einer Stadt in der Arme, Wohnungslose, Geflüchtete, Alleinerziehende, Alte oder sehr junge Menschen kaum bis keinen Platz finden. Wir wehren uns gegen eine Stadt, in der Mietsteigerungen von 9 % zur Normailität geworden sind. Wir weigern uns in einer Stadt zu leben, in der Menschen auf der Straße leben, während gleichzeitig Häuser aus Spekulationsgründen leer stehen.Deswegen haben wir heute die Häuser in der Max- Planckstr. 9, Fürtherstr. 153/155 und die Galgenhofstr. 62 scheinbesetzt. Wir wollen damit einerseits unserem Unmut über steigende Mieten und die kapitalistische Verwertungslogik Luft verschaffen. Zum anderen wollen wir Menschen ermutigen es uns gleich zu tun, Leerstand und Wohnraum in einem kollektiven Prozess zu besetzen. Wir wollen Menschen ermutigen von einer anderen Stadt zu träumen, einer Stadt von unten.Denn in einer Zeit, in der einerseits überall die Mieten steigen, zeigt sich die Problematik des Verwertungsgedankens auch in anderen Bereichen dieser Stadt. Nürnberg will Kulturhauptstadt 2025 werden. Doch auch hier zeigt sich welche Kultur damit gemeint ist.Nicht unsere Kultur. Denn eine Kultur von unten hat dort nichts zu suchen. Das Zentralcafe als eine der letzten Institutionen des alten KOMM wird in den Keller des K4 verbannt, während sich oben dann Bio Burger für 13,90 € genießen lassen. Künstler*innen und Bands finden keine Ateliers und Proberäume mehr, weil die angebotenen Räume im Preis viel zu hoch liegen. Gleichzeitig meint die Stadt Nürnberg mit der Renovierung des Z Baus und des K4 Subkultur zu fördern. Doch Subkultur entsteht von unten, ebenso wie eine lebendige Stadt von unten entsteht. Die potentielle Kulturhauptstadt 2025 macht sich lächerlich in eben jenem Bestreben. Was wir brauchen ist eine Stadt, in der alternative Kultur selbstbestimmt ihren Platz findet, und keinen Beinamen wie jenen der Kulturhauptstadt, der mehr Touristen anziehen, sowie das Image der Stadt aufpolieren soll, um, immer schön dem Verwertungsgedanken folgend, mehr Geld, mehr Gewinn, mehr Rendite zu erwirtschaften.Wir wollen eine Stadt, in der der Wohnraum jenen gehört, die ihn bewohnen. Eine Stadt, in der die Bevölkerung ihre Viertel und sozialen Räume selbst verwaltet. Wir wollen eine Stadt, die mehr Platz bietet für Kulturschaffende, Künstler*innen, Musiker*innen, usw. die sich nicht in den vorgedachten Bahnen dessen bewegen, was Kultur zu sein hat.Wir wollen eine widerständige Stadt, die sich an den Bedürfnissen ihrer Bewohner*innen orientiert und nicht am Geldbeutel der Vermieter*innen und Profiteure des Status Quo.Eine solche Stadt ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Eine solche Stadt muss erkämpft werden. Auch gegen die Gesetze der Eigentümer*innen, der Chefs und Bosse.Wir haben heute in einer symbolischen Aktion drei Häuser scheinbesetzt, um als Beispiele unter vielen anderen aufzuzeigen was hier falsch läuft. Wir haben drei Häuser scheinbesetzt, um unseren Unmut über die kapitalistische Eigentumsverhältnisse nach außen zu tragen. Und wir haben drei Häuser scheinbesetzt, um andere zu motivieren widerständig zu sein, Türen einzutreten, Schlösser aufzubohren und sich Räume für die eigenen Zwecke anzueignen.In Feindschaft mit dem Bestehenden. Für ein selbstbestimmtes Leben. MfG "Sektion BesetzWas!"

Bilder: 
webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen