Männer, die einen Täter schützen - Zum Outing von Marcel / alte_zecke aus Berlin-Schöneweide
Vor etwas mehr als einer Woche wurde Marcel aus Berlin-Schöneweide als Täter geoutet [https://esreichtouting.noblogs.org/]. Das hat uns nicht überrascht. Er ist seit Jahren auf Veranstaltungen der linken Szene in Berlin anzutreffen und fiel dabei wiederholt durch massiv übergriffiges Verhalten auf. Details dazu können im Outing nachgelesen werden. Darüber hinaus sehen wir Marcel als ein enormes Sicherheitsproblem für linke Strukturen, worauf wir im folgenden Text genauer eingehen möchten. Außerdem wollen wir den Umgang seines persönlichen und politischen Umfeldes seit dem Outing problematisieren. Wir schreiben diesen Text, weil wir keine andere Möglichkeit mehr sehen, als die Täterschützer zu benennen und einen konsequenzen Ausschluss der entsprechenden Personen im Umkreis von Marcel zu fordern.
Antifeministische Praxis - auf das Outing von Marcel folgt ein eigener "Outcall"
Marcel bewegt sich in einem anpolitisierten Freundeskreis in Berlin-Schöneweide, der größtenteils aus cis-männlich gelesenen Personen besteht. Diese Männergruppe zieht seit dem Outing von Marcel verzweifelt alle Register, um ihren Hass gegen feministische Praxis Ausdruck zu verleihen. Um Marcel zu verteidigen nutzen sie vor allem twitter, weil sie innerhalb der Szene kaum noch hoffen können, Gehör zu finden. Auf twitter, aber auch tiktok posten sie seit dem Outing von Marcel konstant täterschützende Statements. Zugleich bedrohen sie Personen, die sie als Betroffene oder deren Unterstützer*innen für das Outing verantwortlich machen. Vor allem Teile des Berliner "Demoticker Kollektivs" sind davon betroffen und ihnen wird vorgeworfen selbst vermeintliche Täterpersonen geschützt zu haben. Der Höhepunkt dieser Schuldabwehr ist ein eigener "Outcall" aus Marcels Umfeld, in dem die über twitter verbreiteten Vorwürfe gegenüber einer "Demoticker"-Person breiter ausgeführt werden. Diesen Vorwurf wollen wir im Folgenden genauer betrachten und die Argumentationsstrategien des Umfelds von Marcel seit dem Outing genauer beleuchten. Dabei wollen wir das widerwärtige Schauspiel aus toxischer Männlichkeit und männerbündischer Schuldabwehr aufdecken. Anstatt eigene Fehler zu bearbeiten, wird auf vermeintliche Fehler anderer gezeigt, um sich nicht mit den Vorwürfen auseinandersetzen zu müssen. Viele der Strategien, die wir in diesem Fall beobachten, sind bekannt und tauchen auch in ähnlich gelagerten Fällen auf. Indem wir den manipulativen Gehalt der Argumentationen herausstellen, wollen wir anderen Menschen, die ähnliches aus Täterumfeldern hören, helfen, nicht auf derart billige Ausreden hereinzufallen. Niemand muss Täter sein und niemand muss Täter schützen!
Keine Einsicht in der Buddy-Blase
Zunächst noch einmal von Anfang an: Trotz mehrerer unabhängiger Tätervorwürfe, die sich über Jahre gegen Marcel erstrecken, ist nach dem Outing in Marcels Freundeskreis keinerlei Kritik an ihm zu erkennen. Im Gegenteil; Marcel wird von den Männern um sich herum auch noch vehement verteidigt und bestärkt. Der Kreis um Marcel versteht sich selbst als links und/oder anarchistisch. Die einzelnen Personen inszenieren sich entsprechend auf twitter und/oder instagram unter den Usernamen "Ben Galo (@BenGaloMusik und @Satans_Crow)", "Backenhörnchen (@161BHK)" und "berliner198336 (@AntifaBulleExil)". Sie gehen auf linke Veranstaltungen, Demos und Konzerte. Der Rapper unter dem Pseudonym "Ben Galo" ist selbst als Künstler in linken Kontexten aktiv. Seit dem Outing von Marcel posten alle diese Accounts nahezu täglich antifeministische Statements im Social Media. Sie benutzen dabei Argumentationen wie Bullen und Justiz. Sie wollen trotz möglicher Gefahren und Retraumatisierungen von Betroffenen jedes noch so kleine Detail "ermitteln" und im Social Media ausdiskutieren - alles nur, um einen übergriffigen Mann zu schützen. Den Betroffenen schenkten sie von Anfang an keinen Glauben und versuchten sie zu diskreditieren, indem sie zum Gegenschlag ausholten und drohten, auch etwas über sie zu veröffentlichen. Die szeneinternen Diskussionen über einen progressiveren Umgang mit übergriffigem Verhalten sind somit entweder an ihnen vorbeigegangen oder werden konsequent ignoriert. Neben den genannten maßgeblich beteiligten Täterschützern fallen auch weitere Accounts, wie "PUKE ROCKT (@PukeRockt)", "paradox #freeLina (@para_dokz)", "Mike ZeckenOpa (@zeckenipa)" und "Chicken George (@Swish101181)", mit tätersolidarischem Verhalten auf.
Wir finden es nicht verwerflich, hier die entsprechenden twitter-Namen zu nennen, weil sich die Täterschützer unter diesen Namen selbst in die Öffentlichkeit begeben haben und ihre Statements für alle, inklusive der Repressionsbehörden, offen nachzulesen sind. Wir wissen, wer die entsprechenden Personen im "richtigen Leben" sind und werden dafür sorgen, dass sie nicht mehr in linke Locations oder auf linke Veranstaltungen kommen, solange sie ihr täterschützendes cis-Macker-Verhalten nicht ändern. Doch was sind die Argumentationsstrategien, mit denen Marcel und seine Kumpels von den Tätervorwürfen ablenken wollen?
Strategie 1: Abschirmen und Zurückweisung von Verantwortung
Seit dem Outing hat sich Marcel auf twitter mehrfach zu den vorgebrachten Vorwürfen geäußert. Darin war jedoch kein Wort des Bedauerns oder Erklärungen, wie die Vorwürfe und die angesprochenen problematischen Verhaltensweisen politisch aufgearbeitet werden sollen. Hier zeigt sich ein absolutes fehlendes Verantwortungsgefühl und eine unsolidarische, wenn nicht gar menschenverachtende Grundeinstellung. Marcel wurde öffentlich vermittelt, dass sich Menschen von ihm und seinem übergriffigen Verhalten betroffen fühlen. Da wäre es das Mindeste, sich in einem ersten Schritt dafür zu entschuldigen. Dafür ist es auch egal, was er von den Vorwürfen hält, wenn Menschen ihm spiegeln, dass er sie verletzt hat. Aber selbst dieses Minimum an Menschlichkeit scheint schon zuviel.
Dieser Unwillen sich mit dem Outing auseinanderzusetzen zeigt sich auch in seinem Freundeskreis. Übergriffe, wie die im Outing beschriebenen, werden zwar von Einzelpersonen wie Marcel durchgeführt, doch ist deren persönliches und politisches Umfeld ebenso zu einem gewissen Teil (mit-)verantwortlich. Das nennt sich 'community accountability'. Problematische Verhaltensweisen zeigen sich in der Regel bereits im alltäglichen Miteinander, sodass sie bestenfalls frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Die zentrale Frage lautet "Was läuft in unserem Zusammenhang falsch, dass eine Person zum Täter werden konnte und warum ist das nicht früher aufgefallen?". Doch solche kritischen Fragen an sich selbst, wie man das Täterverhalten auch sebst mitzuverantworten hatte - und sei es nur durch Tolerieren und Wegsehen - sind unter Marcels Freunden nicht auszumachen. Stattdessen betreiben sie eine aggressive Schuldabwehr. So baut die oben genannte Gruppe aus ausschließlich cis-Männern durch eine Vielzahl relativierender Posts in den sozialen Medien einen Ring aus Ignoranz, um den Täter vor den Vorwürfen abzuschirmen. Dabei sprechen die virtuellen Täterschützer für den Täter. Die ganze Schuldabwehr wirkt insgesamt wie ein Schauspiel für twitter. Das ist keine nachvollziehbare und vom Täter ausgehende Aufarbeitung. Dieser müsste die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen anerkennen, die Vorwürfe ernst nehmen, eigenständig einen Rückzug aus Szenestrukturen und twitter umsetzen und sich um Möglichkeiten der Täterarbeit zur Aufarbeitung (evtl. mit einer begleitenden Therapie) suchen.
Strategie 2: What-aboutism und Relativierung der Tatvorwürfe
Anstatt sich mit den Vorwürfen auseinandersetzen, erfinden Marcel und seine Freunde lieber eigene Geschichten, die nichts mit den Vorwürfen zu tun haben und von ihnen ablenken sollen. So geschehen mit der oben bereits erwähnten Veröffentlichung eines eigenen "Outcalls". Hauptakteur hierbei ist "Ben Galo". Mit einem eigenen Schreiben griff er wenige Tage nach der Veröffentlichung des Outings von Marcel vermeintliche Supporter*innen der Betroffenen an und versuchte den Spieß umzudrehen. Er verwendete wiederholt gleiche Wortlaute, die auch im Rahmen des Outings von Marcel vorkamen, um seinen "Outcall" auf eine Ebene mit dem Outing von Marcel zu stellen. Weiterhin postete er seinen "Outcall" unter twitter-Posts zum Outing von Marcel mit der Forderung, diesen "Outcall" gleichermaßen zu behandeln. Insgesamt wirkt das Vorgehen von "Ben Galo" wie ein billiger Rache-Akt. Nun zum Inhalt des "Outcalls": In seinem "Outcall" wirft "Ben Galo" einer Person vor, ihm wissentlich und gegen seinen Willen zu viele Messenger-Nachrichten geschrieben zu haben. Wir sprechen "Ben Galo" nicht ab, dass er sich bedrängt gefühlt haben könnte, wenn er wiederholt gegen seinen Willen kontaktiert wird. Doch zu viele Messenger-Nachrichten auf eine Ebene mit den Bedrohungen und der psychischen Manipulation durch Marcel zu stellen, empfinden wir als Verhöhnung der Betroffenen FLINTA* und eine Ausnutzung des Definitionsmacht-Konzeptes. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob ein öffentlich auftretender männlicher Musiker gegen seinen Willen viele Nachrichten erhält oder ob Marcel sich seit Jahren massiv übergriffig gegenüber FLINTA* verhält. Dass "Ben Galo" sich nun als Opfer eines vermeintlich gleich gelagerten Übergriffs inszeniert, ist eine Relativierung der ursprünglichen Tatvorwürfe gegen Marcel. In "Ben Galos" "Outcall" bennent er zudem Klarnamen und postet private Messenger-Nachrichten. Sein "Outcall" richtet sich dabei explizit gegen vermeintliche Supporter*innen der Betroffenen FLINTA* und gegen die Betroffenen selbst. Sein Text ist für uns lediglich ein weiterer kläglicher Versuch, Marcel als Täter zu schützen. Als "Ben Galo" und Marcel feststellten, dass der Rache-"Outcall" nicht die erwünschte Reichweite erzielte, warfen sie mit Worten wie "Ableismus" oder "Täterschutz" um sich. Sie griffen damit bewusst Schlagworte aus dem Kontext der Antidismriminierungsarbeit auf, um eine eigene Betroffenheit zu inszenieren. Wir verurteilen einen solchen Missbrauch politischer Instrumente wie öffentliche Outcalls. Anstatt kleinste Vorkommnisse künstlich aufzublasen, muss sich "Ben Galo" mit seinem eigenen Verhalten als aktiver und passiver Täterschützer auseinandersetzen. Nach dem Outing von Marcel ein eigenes Schreiben zu verfassen und stets darauf zu verweisen, anstatt die ursprünglichen Vorwürfe aufzuarbeiten, ist ein Trick zum Blenden aus der Mottenkiste autoritären Verhaltens. Von Trump bis zur AfD und nun auch "Ben Galo" und Konsorten - alle reagieren ähnlich. Um von eigenem Fehlverhalten abzulenken, wird mit dem Finger auf andere gezeigt.
Strategie 3: Täter-Opfer-Umkehr und öffentliche Rache
Somit zeigen Labeling und Inhalt des Textes von "Ben Galo" als "Outcall" die fehlende Sensibilität gegenüber einem Umgang mit sexualisierter und/oder psychischer Gewalt und den zu wählenden Mitteln. Im Allgemeinen sollte ein Outing in der linken Szene eher das letzte Mittel sein, um uneinsichtige Personen zu einer Einstellung problematischer Verhaltensweisen zu bewegen und andere vor ihnen zu schützen. Im Fall von "Ben Galos" Text wurde jedoch weniger vor einem Täter gewarnt. Stattdessen wird einer Person, die explizit mit dem Verfassen des ursprünglichen Outings in Verbindung gebracht wird, Täterschutz unterstellt, weil diese nicht genug da gewesen sei, als "Ben Galo" sich von den vielen Messenger-Nachrichten bedrängt gefühlt habe. Auf diese Weise erscheint der Text von "Ben Galo" als Form der Täter-Opfer-Umkehr. Durch die Konstruktion einer vermeintlichen Betroffenheit durch die Messenger-Nachrichten wird ein moralisches Argument kreiert, um das Handeln einer Person zu delegitimieren. Das Ganze läuft nach dem Motto: "Seht her, die Person hat sich vermeintlich falsch verhalten, deswegen glaubt ihr nicht, was sie sonst noch so erzählt." Das Täterumfeld ist sich dieser durchsichtigen Strategie auch bewusst, versucht sie aber - mehr schlecht als recht - zu verteidigen. Letztendlich missbrauchen sie das Mittel eines eigenen "Outcalls", um von ihrem Fehlverhalten abzulenken, da es ihnen offensichtlich nicht darum geht, Täter bekannt zu machen und gegen antifeministische Tendenzen vorzugehen, sondern um Rache.
Für uns ist klar, dass ein Outcall das allerletzte Mittel der politischen Auseinandersetzung sein sollte und nur sehr vorsichtig eingesetzt werden darf. Outcalls enthalten viele persönliche Informationen, die in der Regel nichts in der Öffentlichkeit verloren haben und auch von Bullen und Nazis mitgelesen werden können. Bei Marcel und seinem Umfeld fehlt hierfür jegliches Verständnis. Schon wenige Stunden nach dem ursprünglichen Outing von Marcel, teilten sie private Messanger-Nachrichten von Dritten auf twitter, die sich nun auch in dem zweiten „Outcall“ befinden. So etwas hat ABSOLUT NICHTS in der Öffentlichkeit verloren. Dass die Täterschützer auf solche Mittel zurückgreifen, zeigt zwei Dinge deutlich auf:
Einerseits schrecken Marcel und sein Umfeld nicht davor zurück, private und interne Informationen zu teilen, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen,da sie sich durch eine Veröffentlichung sensibler Daten Vorteile erhoffen. Damit arbeiten sie letztendlich nur den Repressionsorganen zu. Diese fehlende Sensibilität im Umgang mit Sicherheit und Repression hat sich bei Marcel und "Ben Galo" bereits in der Vergangenheit gezeigt, da sie mehrere politische Aktionen mit ihrem Smartphone auf ihrem persönlichen twitter-Account posteten. All diese Informationen werden dadurch für Sicherheitsbehörden zugänglich gemacht, was nicht nur eine Gefahr für sie selbst, sondern auch für weitere Beteiligte aus ihrem Umfeld darstellt.
Andererseits zeigt die Veröffentlichung der Chat-Verläufe durch "Ben Galo", dass Marcel und sein Umfeld ihren eigenen Text nicht sonderlich überzeugend finden und deshalb in bester Bullenmanier auf vermeintlich „objektive Beweise“ zurückgreifen wollen.
Insgesamt wird mit dem "Outcall" von "Ben Galo" eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben, die besonders perfide ist, weil sie nicht an der Aufklärung und Verhinderung von Übergriffen interessiert ist, sondern nur Einzelpersonen moralisch in den Dreck ziehen soll. Zudem werden ohne Not persönliche Daten und sensible Informationen veröffentlicht, was als Akt der öffentlichen Rache und Einschüchterung erscheint, sodass Personen Angst haben müssen, wenn sie sich gegen den Täter und sein Umfeld stellen, bald weitere private Chat-Nachrichten im Internet lesen zu können.
Strategie 4: Delegitimierung der Betroffenen und ihrer Unterstützer*innen
Allerdings ist der Text von "Ben Galo" nur ein Beispiel einer übergreifenden Strategie. Seit der Veröffentlichung des Outings von Marcel versuchen er und die cis-Männer, die ihn schützen, den Betroffenen und ihren vermuteten Unterstützer*innen ihre Glaubwürdigkeit absprechen. So wird lang und breit über vermeintliche politische Verfehlungen einer Person aus dem FLINTA*-Space der besetzten Habersaath-Straße geschrieben und die Person mit Vornamen auf twitter gedoxxt. Die Person, der eine Mitarbeit am Outing von Marcel unterstellt wird, soll auf diese Weise unglaubwürdig dargestellt werden. Eine ähnliche Taktik fahren Marcel und seine Unterstützer in Bezug auf das Berliner "Demoticker"-Kollektiv und einzelne Mitglieder, die als vermeintlich treibende Kraft des Outings von Marcel beschuldigt werden. So zielt der von "Ben Galo" verfasste eigene "Outcall" ausschließlich darauf, vermeintliche Tatvorwürfe gegen das "Demoticker"-Kollektiv und einzelne Mitglieder zu erfinden und so eine Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben. Ziel der Angriffe gegen einzelne Betroffene und ihre Unterstützungskreise ist es, mithilfe einer "Salami-Taktik" Stück für Stück die Betroffenen als unglaubwürdig darzustellen, um sich nicht mit den dahinterliegenden Vorwürfen auseinandersetzen zu müssen. Auffällig ist in diesem Fall zudem, dass sich die Täterschutzgruppe vor allem auf einzelne der vielfachen Vorwürfe konzentriert. Die anderen Vorwürfe aus dem Outing von Marcel, die sich aus ihrer Sicht wohl nicht so einfach mit einem Gegenangriff angehen lassen, werden einfach weggelassen und gehofft, dass sich schon kein Mensch daran erinnert.
Strategie 5: Frage nach Beweisen
Das Vorgehen der Täterschützer hat noch zwei weitere Facetten. Zum einen präsentieren sie mit privaten Chat-Nachrichten vermeintliche "Beweise" in der Öffentlichkeit. Zum anderen verweisen sie gleichzeitig immer darauf, dass im Outcall eben keine konkreten Anschuldigungen stehen würden und eben solche Beweise fehlten. Hier zeigt sich sich ein verschobenes Verständnis im Umgang mit Vorwürfen von sexualisierter Gewalt. Die Strategie ist im Allgemeinen aus vielen anderen Auseinandersetzungen der letzten Jahre bekannt (z.B. Feine Sahne Fischfilet). Sie ist letztendlich Ausdruck von einem bürgerlichen Rechtsverständnis, das nach einer Art Gerichtsverfahren als Abwägung unterschiedlicher Beweise verlangt. Dabei verkennt eine solche Argumentation, dass entsprechende Verfahren zwar Gerechtigkeit auf der Basis des besseren Arguments (einer vermeintlichen „Wahrheit“) versprechen, diese aber nicht einhalten können, weil gerade weniger privilegierten Personen weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird bzw. diese von den – zumeist privilegierteren – Tätern delegitimiert werden. Das geschieht auch in diesem Fall. So zeigt das Verhalten vom Täter und seinem Umfeld jetzt schon, dass sie den Betroffenen nicht zuhören wollen. Sie setzen stattdessen auf die Karte, wer die Argumentation am besten manipuliert und am lautesten – im Internet – schreit, hat Recht.
Zugleich verkennt die Frage nach Beweisen oder der Beschreibung konkreter Situationen die Erlebnisse der Betroffenen und die Berichte, da sie von Vornherein als zu widerlegen und damit unwahr angesehen werden. Solche Argumentationen nehmen eine Retraumatisierung billigend in Kauf, indem schmerzliche Erlebnisse nochmal im Detail wiedergegeben werden sollen, sodass sich der Täter dazu verhalten kann. So funktioniert aber weder Solidarität noch Betroffenenschutz nach der Maßgabe der Definitionsmacht, d.h. der fraglosen Solidarität mit den Betroffenen. Ein solches Verfahren kann im ersten Moment „unfair“ wirken, da es zu „Missbrauch“ in Form wilder Behauptungen einzuladen scheint. Auch wenn dies vorkommen kann, wie wir am "Outcall" von "Ben Galo" sehen, ist das im ursprünglichen Outing von Marcel nicht der Fall, weil es sich hierbei um einen sehr detaillierten Text mit mehreren Betroffenen-Berichten handelt. Während also ein an der Defintionsmacht der Betroffenen orientiertes Verfahren den Fokus vom Täter auf die Betroffenen verschiebt, versuchen Marcel und sein Umfeld in eine aktive Verteidigungrolle wie in einem Gerichtsverfahren zu kommen. Die Betroffenen sind ihnen dabei egal, da es ihnen einzig und allein darum geht, die eigene Position zu stärken. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht, wie ihre bisherigen Strategien gezeigt haben.
Narzisstische Persönlichkeiten - den Sicherheitsbehörden in die Hände spielend
Zum Abschluss wollen wir noch einmal darauf hinweisen, wie Marcel, "Ben Galo" und Co den Sicherheitsbehörden mit ihrem Verhalten seit geraumer Zeit in die Hände spielen. Ihre aggressive, narzisstische Selbstdarstellung ist gefährlich. Das ist nicht erst der Fall, seit "Ben Galo" Klarnamen in seinem Rache-"Outcall" veröffentlicht hat, sondern kann schon länger beobachtet werden. Marcel hascht bereits seit Jahren nach Aufmerksamkeit. Bereits seit einigen Monaten nutzt er verstärkt die Social Media-Plattform twitter, um wenigstens medialen Zuspruch zu finden, den er zuvor durch sein übergriffiges Verhalten in vielen linken Kontexten nicht erhielt.
Marcel agierte im Social Media ohne jegliche Sicherheitsstandards, wie die jüngste Vergangenheit zeigt. Ab Juni 2022 initiierte er nahezu im Alleingang eine mediale Kampagne zum Tod von Marcel K., einem obdachlosen Menschen, der in Schöneweide durch Bullengewalt ums Leben gekommen ist. Eine Kampagne gegen tödliche Bullengewalt ist zweifelsfrei unterstützenswert. Allerdings ging es Marcel bei seiner Kampagne weniger um das Schicksal des Verstorbenen. Stattdessen strotzten seine Beiträge rund um den Tod von Marcel K. vor narzisstischer Selbstdarstellung. So schrieb er für eine breite Öffentlichkeit u.a. darüber, dass Marcel K. ebenfalls Anarchist gewesen sei, der Verstorbene die Arbeit von Marcel gut geheißen hätte und Marcel demzufolge in gutem Austausch mit den Freunden des Verstorbenen stehe. Es folgten viele recht persönliche Darstellungen aus persönlichen Gesprächen mit Hinterbliebenen, bis Marcel schließlich in einem twitter-Post angab, wo sich die obdachlosen Freunde des Verstorbenen auf der Straße aufhalten würden. Zwei von ihnen sollen die Tat laut Marcels Angabe beobachtet haben. Weiterhin schilderte Marcel Details zum Tathergang, die er über die besagten Freunde von Marcel K. in Erfahrung gebracht haben will. Am 23. Juni schrieb Marcel letztlich auf twitter, dass die Kripo einen Freund von Marcel K. zum Tathergang aufgesucht und in die Mangel genommen hätte. Das war genau der Freund, über den Marcel zuvor selbst diverse Informationen, wie den Aufenthaltsort, öffentlich gemacht hatte. Marcel behauptete daraufhin, dass er nun versuchen würde, diesem Freund anwaltlichen Beistand zu besorgen. Dass er zuvor wochenlang keine Anwält*innen für die obdachlosen Menschen, die laut seinen Angaben die Tat beobachtet haben sollen, aufgetrieben hat und stattdessen Details über den Tathergang auf seinem twitter-Profil veröffentlichte, unterstreicht nur, dass für ihn das Wohlergehen der Menschen, die anders wie er selbst keinen Rückzugsort fernab der Straße haben, weniger wichtig ist als seine Reichweite im Social Media. All das sind nur einige Warnsignale, die verdeutlichen, wie gefährlich es ist, mit Marcel an gemeinsamen politischen Projekten zu arbeiten.
Fazit
Marcel und sein Umfeld sind ein massives Sicherheitsproblem für linke Strukturen. Sie teilen vertrauliche Informationen im Social Media und haben keinen "Filter" für Interna, solange sie sich persönlichen Vorteil und Reichweite erhoffen. Weiterhin schützen sie Täter und verharmlosen deren Verhalten. Die Erlenisse der FLINTA*, die seit Jahren unter Marcel leiden und aus Räumen gedrängt wurden, sind ihnen egal. Selbst nach dem Outing stellen sie Betroffenen und ihren Unterstützer*innen auf den sozialen Medien nach und versuchen sie so psychisch fertig zu machen. Sie machen weiter und werden nicht aufhören, bis sie eine konsequente Antwort aus der Szene erhalten. Ihr Verhalten darf nicht unbeantwortet bleiben. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die manipulativen Argumentationen von Marcel und seinen cis-Männer-Freunden festsetzen. Täter und Täterschützer dürfen nicht in linken Kontexten geduldet werden. Mit den Männern im Umfeld von Marcel sind keinerlei Gespräche möglich. Sie suchen nur nach Möglichkeiten der Rechtfertigung für Täterverhalten. Deshalb müssen wir einen konsequenten Ausschluss von allen umsetzen, die Marcel weiterhin schützen: Hausverbot für Ben Galo, Backenhörnchen, AntifaBulle und co! Keine Auftritte mehr für Ben Galo! Weitere solidarische Aktionen gegen täterschützendes Verhalten sind willkommen!