Ausblick auf die hoffentlich letzte Woche des Hungerstreiks von Giannis Michailidis

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Nach 57 Tagen Hungerstreik ist der Gesundheitszustand von G. Michailidis schlecht. Wie schnell das jetzt unmittelbar lebensbedrohlich werden kann, ist nicht einschätzbar. Irreparable Schäden dürften inzwischen eintreten. Am 25. Juli wird sich das Gericht in Lamia mit seinem Antrag auf Haftentlassung befassen. Das bedeutet nicht, das es an diesem Tag eine Entscheidung geben wird. Im schlimmsten Fall wird sich das Gericht bis zu einem Termin nach der Sommerpause vertagen. Damit würde es den Gefangenen zwingen aufzugeben oder zu sterben. Die Staatsanwaltschaft hat beantragt, die eigentlich gesetzlich vorgesehene Freilassung von Michailidis abzulehnen.

 

 

 

Als politisches Signal an die Gesellschaft hat die Justiz in den letzten Tagen nicht nur den Bullen Korkoneas, der Alexis ermordete, freigelassen, sondern auch eine ganze Reihe von prominenten Vergewaltigern und einen der Mörder von Zack Kostopoulos auf freien Fuß gesetzt. Weitgehend unbeachtet von den Medien, morden griechische Beamte und Paramilizen täglich an den EU-Grenzen im Auftrag der europäischen Migrationsabwehr.

 

Die anarchistische Bewegung und inzwischen auch andere Spektren der Gesellschaft sind indes rastlos damit beschäftigt, eine Situation zu kreieren, die dem Staat unangenehm genug wird, um Michailidis nicht dem Dogma der präventiven Aufstandsbekämpfung zu opfern. Also brennen in den letzten Tagen nicht nur wie jedes Jahr im Sommer die Wälder, sondern auch Banken, Fahrzeuge von Hertz oder Cosmote, es werden ATMs, Gerichte und Parteibüros eingehämmert und TV-Nachrichten unterbrochen. Im Stadtteil Maroussi wurde das Finanzamt mit einer Bombe angegriffen. Dazu gibt es unzählige kleinere Demos und die Städte füllen sich langsam mit Transparenten. Für das Anbringen von Transparenten werden hier auch Leute schon mal dem Gericht am nächsten Tag vorgeführt.

 

Die Mobilisierung läuft neben dem Termin in Lamia auf eine Demonstration im Zentrum Athens am Donnerstag und eine Demo in Exarchia am Samstag hinaus. Während die Bullen momentan im Zentrum zurückhaltend agieren, sind die Kommandos von DELTA und MAT in Exarchia während der letzten Tage durch einige Gewaltorgien aufgefallen. Beide Demos könnten zum Katalysator der Wut werden; grassierende Inflation, eine höllische Tourismusoffensive, die zusammen mit dem U-Bahn Bau jeden sozialen Bezug in bestimmten Vierteln zerstören wird und die Drohung, einen Gefangenen langsam sterben zu lassen, könnten jetzt die Erstarrung lösen, die noch im Oktober nach der Erschießung von Nikos Sampanis durch Bullen in Perama, größere Unruhen verhinderte. Momentan finden fast täglich offene Versammlungen zum Hungerstreik und weniger oft auch zur Verteidigung Exarchias statt.

 

Praktische Solidaritätsbekundungen aus anderen Regionen werden aufmerksam registriert und sind für die Dynamik nicht zu unterschätzen. Nebenbei wird auch Geld gebraucht, siehe https://www.firefund.net/struggle4michailidis .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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