Duisburg: 200 demonstrieren in Neumühl gegen Rassist*innen
Mindestens 200 Menschen haben gestern in Duisburg-Neumühl gegen die rassistische Hetze vieler Anwohner*innen demonstriert. Jüngster Anlass waren die fremdenfeindlichen Tumulte während einer Bürger*innenversammlung vor einer Woche sowie die Hetzkampagne gegen Roma, die Neumühler Bürger*innen im Internet losgetreten haben.
Die xenophobe Stimmung gegen Geflüchtete und Roma im Duisburger Stadtteil Neumühl hat in den letzten Tagen einen neuen Höhepunkt erreicht. Auf einer Informationsveranstaltung, die am 19.09. in einem Neumühler Gemeindezentrum stattfand, ergingen sich viele Bürger in fremdenfeindlichen Hasstiraden, applaudierten den Hetzreden von PRO NRW und NPD, brüllten die Vertreter*innen der Stadt nieder, und griffen Gegenredner*innen verbal und körperlich an. Am Tag zuvor hatten Neumühler Bürger*innen über Facebook das Gerücht gestreut, Roma hätten im Stadtteil versucht, ein Kind zu entführen. Obwohl die Polizei diese Falschmeldung unverzüglich dementierte, verbreiteten tausende Facebook-Nutzer*innen die Behauptung weiter und riefen zum Teil unverhohlen zum Mord an den angeblichen Täterinnen auf.
Aus diesem Anlass hatten antifaschistische Gruppen aus NRW am Samstag zu einer Demonstration unter dem Motto „Schicht im Schacht. Rassist*innen auf die Pelle rücken!“ aufgerufen. 200 Menschen fanden sich nach nur vier Tagen der Planung am Samstagnachmittag an der Hamborner Feuerwache ein und bekundeten lautstark ihre Solidarität mit den Opfern der rassistischen Hetze. Die Demonstration wurde immer wieder von Anwohner*innen am Straßenrand provoziert. Auf dem Hohenzollernplatz hatte sich sogar eine kleine Gegenkundgebung gebildet. Bis zur Abschlusskundgebung versuchten Personen mehrmals, über Seitenstraßen zur Demonstration zu gelangen, um diese zu provozieren und anzugreifen. Die Polizei sprach mehrere Platzverweise aus. Zu den Aktionen hatte unter anderem die örtliche Neonazigruppe Nationaler Widerstand Duisburg aufgerufen. In einigen Fenstern an der Demoroute hingen Deutschlandfahnen, in Hinterhöfen gar Reichskriegs- und Runenflaggen. Neumühl ist ein Tummelplatz für Rassist*innen, die ihre Hetze weitgehend unwidersprochen verbreiten können. Deutlich wurde gestern einmal mehr, dass die Rassist*innen in Neumühl keine zugereisten Trittbrettfahrer sind die auf Kosten der Bevölkerung ihr Süppchen kochen - es ist die Neumühler Dorfgemeinschaft selbst, die keine Fremden in der Nachbarschaft haben will. Daher lautete die Botschaft der Demonstration: “Wir kommen nicht um zu diskutieren. Lasst die Geflüchteten in Ruhe, sonst lassen wir euch keine Ruhe!”. Die heftigen Reaktionen auf unsere Demo zeigen, dass wir wohl noch öfter kommen müssen.
Johanna Haldemann, Pressesprecherin der „Initiative gegen Duisburger Zustände“ zeigte sich mit dem Verlauf der Demonstration dennoch zufrieden: „200 Menschen haben gestern ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Antiziganismus gesetzt. Wir haben uns bewusst für eine offensive und kämpferische Demonstration entschieden. Rassistische Hetze und Gewalt wird immer auf unsere entschlossene Gegenwehr stoßen – auch in Neumühl. Das haben wir mit unserer Demonstration unmissverständlich klar gemacht.“