Proteste gegen Zwangspsychiatrie in Hessen
Zum fünften Mal waren am 19. Juli 2014 Demonstrant_innen auf dem Gelände der Vitos Klinik unterwegs. Wieder gab es krasse Repression gegen die dort Inhaftierten - inzwischen ist deutlich, dass Isolation bis Folter eingesetzt wird, um über Bezugspersonen und Angehörige Druck auf den Protest auszuüben. Doch der geht weiter ...
Die Zwangspsychiatrien wollen Ruhe. Niemand soll hinschauen, wie sie Menschen fixieren, niederspritzen, einsperren, isolieren, wie Dreck behandeln, auch für Bagatellen Jahrzehnte festhalten. Doch diese Ruhe scheinen sie nicht zu bekommen. Bereits fünfmal wurde in Gießen an den Psychiatrien demonstriert, erstmal am 23. Juli auch in Limburg und Hadamar (siehe Foto vor dem Forensik-Neubau in Hadamar). In mehreren Rückmeldungen haben Inhaftierte mitteilen lassen, dass sie - vor allem in Gießen - von schweren Sanktionen betroffen sind. Die Forensiken zeigen hier, was sie drauf haben: Druck, Rechtsbrüche, Unmenschlichkeiten. Doch ebenso deutlich haben alle, die sich meldeten, bisher gesagt, wie froh sie sind, dass endlich Menschen sich kümmern, Öffentlichkeit herstellen, Missstände anprangern und das Ende der Zwangspsychiatrien einfordern.
Neu bei der Demonstration am 19. Juli in Gießen war, dass das Gelände umgestaltet war, bevor die Kundgebung begann und mit Transparenten, Kreide und Lautsprecher ihre eigenen politischen Duftmarken hinterließ. Unbekannte hatten in den Tagen zuvor (Genaueres nicht bekannt) psychiatriekritische Sprüche auf Mauern und Straßen des Vitosgeländes gemalt. Die waren bei der Demo noch gut erhalten und gaben dem Geschehen ein passendes Ambiente (siehe Fotos). Wie später in der Tagespresse zu lesen war, gab es zudem psychiatriekritische Sprüche auf den Wänden der Landkreisverwaltung. Wie zu lesen und noch zu fotografieren war, ist der Landkreis als regionales Mitglied im Landeswohlfahrtsverband mitverantwortlich, denn dessen Tochterfirma ist die Vitos Klinik. In den entsprechenden Beiräten sitzen Vertreter_innen aller Parteien ... und gucken weg bzw. schweigen.
Neue Demo geplant: Sa., 20.9.2014, Gießen
Nun ist sechste Protestgang unter dem Motto „Zwangsanstalten abschaffen!“ geplant. Beginn ist am Samstag, den 20. September, um 16 Uhr am Eingang der Vitos Klinik in der Licherstraße 106 von Gießen. Vor dort geht es dann in das parkähnliche Gelände zwecks Inspektion und Kundgebungen auf dem Gelände der Psychiatrie.
Bitte werbt bei Betroffenen und allen Menschen mit Psychiatrieerfahrung um Beteiligung an der Demonstration.
Anschließend bis Sonntagmittag in der Projektwerkstatt (Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen ... von der Bahnhaltestelle "Licher Straße" direkt per Zug erreichbar): Möglichkeiten zum Austausch, Planen neuer Aktionen usw. (Übernachtung möglich!)
Mehr Seminare im Herbst/Winter, unter anderem:
14.-16.11. in der Projektwerkstatt (nahe Gießen)
Seminar „Anti-Knast und Anti-Psychiatrie“
Knast und Zwangspsychiatrie sind die härtesten Unterdrückungsformen des Staates und die letzte Drohung der Verhaltensnormierung. Es geht um Ziele und Wirkung, Unter-schiede und Ähnlichkeiten sowie Protestmöglichkeiten.
19.-21.12.: Sich einmischen – Akten und Pläne studieren, mitreden und protestieren vor Ort
7.-11.1.: Theorie der Herrschaftsfreiheit
Mehr auf www.projektwerkstatt.de/termine!
Mehr InfosBisherige Aktionen
- Protest gegen Zwangspsychiatrisierung durch politische Justiz
- Demo am 28.1.2014 zur und an der Vitosklinik Gießen (Licher Straße)
- Demo am 2.5.2014: Berichte auf Indymedia und Gießener Zeitung ++ Kurzfilme: Anfangssituation und Verlesung der 12 Sofortforderungen
- Sich wehren: www.direct-action.de.vu
Kritische Seiten zu Psychiatrie
- www.antipsychiatrie.de ++ www.irrenoffensive.de ++ www.psychiatrieundknast.de.vu
- Protest gegen ambulante Zwangspsychiatrie
- Infoseite gegen Zwangs-Psychiatrisierung
- Europäisches Gerichtsurteil: Psychiatrie-Einweisung gegen den Widerstand der Person ist Freiheitsberaubung
- Fälschlicherweise eingeliefert ... (was nicht heißt, dass andere Zwangsbehandlungen o.k. wären!)
- Experiment beweist: Psychiatrische Kategorien willkürlich
- Textreihe auf Indymedia (5. Beitrag mit Links zu allen anderen Beiträgen)
- Sich selbst schützen: www.patverfue.de
Alternativen zu Strafen
- Wem dienen die Strafgesetze?
- Alternativen zur Strafe
- Zitate zum Thema Strafe
Ärger mit Justiz und Repression
- Informationen zu Knast ++ Knastkritik ++ Kritik an Strafe
- Fiese Tricks von Polizei und Justiz ++ Polizeigewalt
- Sich wehren: Kreative Antirepression ++ Tipps für offensive Gerichtsprozesse ++ Kreative Aktionsformen
- Broschüren und Bücher mit Tipps zum Wehren und Gründen gegen Knast und Strafe
Ergänzungen
Zwangseinweisungen
Wir haben den Fall von einem Genossen dokumentiert und analysiert, der kürzlich nach 2 Jahren aus dem Maßregelvollzug entlassen wurde, da seine Einweisung auf einem Fehlgutachten beruhte. Es ist gang und gäbe und Teil einer gesamtgesllschaftlichen systematischen Repression, daß Patienten wegen ihres Lebensstils, ihres sozialen Status usw, umdefiniert als psychische Krankheit etwa aus dem schizophrenen Spektrum, in den Anstalten verschwinden. Es kann jeden treffen, besonders uns, die unangepasst sind. Früher lief so etwas unter Eugenik oder Rassenhygiene. Der letzte Stand hier: http://patientenfrontruhrgebiet.jimdo.com/2014/09/03/jetzt-doch-entlassu... Eine Zusammenfassung: http://patientenfrontruhrgebiet.jimdo.com/2014/08/25/gerichtstermin/ Für die anderen Teile der Dokumentation klickt oben links auf Startseite und dann auf die entsprechenden Artikel.