Die Kampagne gegen Reichtum

Die Kampagne gegen Reichtum ist ein Kapital aus dem Text „Wo ist Behle? Über Filtersysteme, Kommunikationskorridore u.v.m. Wider die Verzweiflung. Stichworte zur Wiedererlangung autonomer Politikfähigkeit“. Dieser wurde unter dem Pseudonym Fridolin im März 1998 in der Interim veröffentlicht. Weil der Text bis heute viele Anregungen liefert und ein unglaublich inhaltlich genauso gehaltvolles wie kontroverses Stück linksradikaler Zeitgeschichte ist, haben wir uns für eine Neuedition entschieden. Wir haben leider erleben müssen, dass der originale Text zu lang und zu klein gesetzt für heutige Berliner Linke ist. Deshalb haben wir den Text gekürzt und teilweise die schon damals kritisierten unmöglichen Schachtelsätze vorsichtig geschlichtet. Bei Bemerkungen zum damaligen Zeitgeschehen haben wir des besseren Verständnisses erklärenden Fußnoten mit Hintergrundinfos gesetzt. Diese Neuedition stellen wir hier als PDF zum Download zur Verfügung.

Die Kampagne gegen Reichtum ist ein Kapital aus dem Text „Wo ist Behle? Über Filtersysteme, Kommunikationskorridore u.v.m. Wider die Verzweiflung. Stichworte zur Wiedererlangung autonomer Politikfähigkeit“. Der gesamte Text kann hier nachgelesen werden. Er unter dem Pseudonym Fridolin im März 1998 in der Interim veröffentlicht. Auf ca. 50 Seiten analysieren die Autor*innen die mangelnde Politikfähigkeit der Autonomen Szene und machen Verbesserungsvorschläge.

Ihre These ist, dass die heutige Gesellschaft derart entpolitisiert sei, dass autonome Politik zunächst die Politisierung wieder erreichen müsste. Dafür schlagen die Autor*innen diverse Formen des subversiv-gefährlichen „Hali-Galis“ vor. Diese Politik hätte eine Chance, in der Gesellschaft Kommunikations- und Erregnungskorridore zu schaffen, auf die klassische Autonome Politik aufbauen könnte. Um das mit einen Beispiel anschaulich zu machen, entwerfen die Autor*innen beispielhaft eine „Kampagne gegen Reichtum“.

Diese Kampagne gegen Reichtum provoziert die Bewohner*innen eines semireichen Stadtviertels mit Low-Level-Militanz und Kommunikationsguerilla. Mittels frivol-frecher Anschreiben werden die Aktionen vermittelt und verbunden. So entsteht gesellschaftliche Debatte über Reichtum. Mit frechen Happenings wird die Debatte eingeheizt, um letztlich mit linker Gegenöffentlichkeit kritische Inhalte in die Debatte einzuspeisen und auf dieser Grundlage ein politisches Feld für linke Militanz zu schaffen. Zwar wurde der Text rund im den 1. Mai 1998 breit innerhalb der linksradikalen Szenen Berlins diskutiert. Und auch von den staatlichen Behörden wurde er als äußerst bedrohlich eingestuft: Noch im Jahr 2006 lässt das BKA den Extremismus-Papst Uwe Backes den Text auf Seite 170 des Buches „NPD-Mobilisierungen und politische Gewalt“ zitieren. Und im Jahr 2005 gruselt sich der Berliner Landesverfassungschutz in seinem Jahresbericht auf Seite 243 vor dem Text. Doch die darin beschriebene Kampagne hat nie stattgefunden.

Weil der Text bis heute viele Anregungen liefert und ein unglaublich inhaltlich genauso gehaltvolles wie kontroverses Stück linksradikaler Zeitgeschichte ist, haben wir uns für eine Neuedition entschieden. Wir haben leider erleben müssen, dass der originale Text zu lang und zu klein gesetzt für heutige Berliner Linke ist. Deshalb haben wir den Text gekürzt und teilweise die schon damals kritisierten unmöglichen Schachtelsätze vorsichtig geschlichtet. Bei Bemerkungen zum damaligen Zeitgeschehen haben wir des besseren Verständnisses erklärenden Fußnoten mit Hintergrundinfos gesetzt. Wir empfehlen auch, den Originaltext zu lesen.

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