Broschüre über die militante Kampagne gegen Vonovia
Das Thema Mieten- und Wohungspolitik ist seit Jahrzehnten Teil der öffentlichen politischen Auseinandersetzung. Gerade in städtischen Ballungszentren sind Mieter*innen vermehrt einer Wohnungspolitik ausgeliefert, die über Jahre hinweg privaten, börsennotierten Immobilienriesen den roten Teppich ausgerollt hat. Viele Menschen können sich ein würdevolles Wohnen nicht mehr leisten ohne bei anderen existenziellen Gründbedüfnissen Abstriche zu machen. Gegen diese Entwicklung richtet sich aber auch ein immer breiterer gesellschaftlicher Widerstand.
Nachbarschaftsinitiativen, Mieter*innenberatungen, öffentliche Kampagnen und militanter Widerstand sind alle Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung, der sich immer mehr Menschen anschließen. Trotz Differenzen und verschiedener praktischer Ansätze, gibt es auch einen gemeinsamen Boden, auf dem dieser Widerstand entsteht. Mit dieser Broschüre wollen wir verschiedene ausgewählte praktische Ansätze und Analysen am Beispiel des Kampfes gegen Vonovia dokumentieren.
Der Kampf gegen Immobilienriesen wie Vonovia und die Deutsche Wohnen, ist über die Jahre so komplex geworden, dass es immer schwerer wird, sich einen Überblick zu verschaffen. Dieser wird allerdings immer wichtiger, um den Kampf gegen quasi allmächtige Immobilienkonzerne, auf so vielen Ebenen miteinander zu verknüpfen wie möglich. Es sind eben nicht mehr nur politische Hausprojekte und Wohngemeinschaften, die sich in Gerichtsprozessen, durch Öffentlichkeitsarbeit oder durch militante Aktionen gegen Zwangsräumungen, Mietsteigerungen oder ähnliche Schweinereien wehren. Für die meisten Mieter*innen ist das Gefühl, einer ökonomischen Profitlogik ausgeliefert zu sein, kein fremdes. Umso wichtiger wurden daher all die selbstorganisierten Mieter*innenberatungsstellen, die gerade für nicht deutschsprachige Menschen oftmals die einzigen Anlaufstellen sind, Hilfe zu bekommen.
Die Tatsache, dass selbstorganisierte Initiativen inzwischen gesellschaftlich anerkannte und überlebenswichtige Institutionen, gerade auf dem Wohnungsmarkt, geworden sind, ist sicherlich eine gute Entwicklung und fördert auch die Sensibilisierung für politische Kritik. Sie zeigt jedoch auch den völligen Unwillen von staatlicher Seite auf die Nöte und Bedürfnisse von Mieter*innen einzugehen. Es lässt sich kaum noch von der Hand weisen, dass das staatliche Interesse eher auf der Erschaffung und Erhaltung attraktiver Investitionsmöglichkeiten liegt, als auf einer Lösung sozialer und immer häufiger existenzieller Probleme, die durch den finanzialisierten Wohnungsmarkt entstanden sind.
Auch wenn es sicherlich unterschiedliche Ansichten gibt, an wen und wie politische Forderungen adressiert werden, wird gerade bei Zwangsräumungen sichtbar, dass der Staat im Zweifelsfall immer der gewalttätige Erfüllungsgehilfe ökonomischer Interessen bleibt. Mittels Gerichtsvollzieher*innen, Bullen oder Securities werden Menschen drangsaliert und gewaltsam aus ihrer vertrauten Umgebung herausgerissen. Weiteren staatlichen Stellen, wie den Sozialämtern, bleibt anschließend nur die Verwaltung der Armut über Vermittlung in Wohnungslosenunterkünfte, sowie weiteren Einrichtungen der Sozialen Arbeit. Ob Nachbar*innen, Freund*innen oder Bekannte, die Folgen dieser gewaltsamen Entwicklung sind überall spürbar und werden für immer mehr Menschen zunehmend bedrohlich. Daher ist es auch kein Zufall, dass sich häufig auch militant auf Mieter*innenkämpfe bezogen wird.
Militante Aktionen sind ein gern verschwiegener und verleumdeter, unserer Meinung nach aber wichtiger Teil des Kampfes gegen Verdrängung, sowie Ausbeutung und Unterdrückung überhaupt. Mit dieser Broschüre wollen wir diesem Teil des bundesweit stattfindenden Kampfes gegen Verdrängung mehr Sichtbarkeit verschaffen, besonders den Angriffen gegen den Immobilienkonzern Vonovia. Vielleicht wird der*die Leser*in nach dem Lesen einen besseren Einblick in die Beweggründe all derer bekommen, die sich für diese Form des Widerstands enschieden haben.
Diese Broschüre stellt keinen Abschluss dar, sondern ist lediglich als Zwischenbericht einer militanten Kampagne gegen Vonovia zu verstehen. Im zweiten Teil haben wir noch ausgewählte Beiträge zur Debatte um die Kampagne „Deutsche Wohnen und Co enteignen“ dokumentiert, die im Vorfeld des Volksentscheids in anarchistischen und sozialrevolutionären Kreisen geführt wurde.
Um viele verschiedene Menschen mit der Broschüre zu erreichen, wurde diese deutschlandweit an Mieter*innenberatungen, Infoläden, Buchläden und Hausprojekte versandt. Hunderte Broschüren wurden in Wohnsiedlungen von Vonovia in Mieter*innen-Briefkästen verteilt. Ein PDF der Broschüre veröffentlichen wir hier zum Download.
Wir hoffen, dass die unterschiedlichen Aktionsformen gegen Vonovia fortgeführt werden und sind gespannt zu sehen, mit welcher Intensität und mit welchen Formen der Kampf gegen Immobilienfirmen weiter geht.
Ergänzungen
PDF in höherer Qualität:
vonovia-broschuere-druckhq.pdf (PDF – 47.9 MB)