Wem gehört der Laskerkiez?
"Keine Zukunft ohne Zukunft" lauteten die Parolen auf den Transparenten auf einer Stadtteildemonstration am Samstag im Friedrichshainer Südkiez. Sie demonstrierten für den Bestand der Kulturbar Zukunft. Aber darüberhinaus ging es auch um die Frage, wem gehört der Laskerkiez? Den Menschen, die jetzt dort wohnen oder Immobilienkonzernen Pandion, Trockland, Padovicz und Co., die Profitmöglichkeiten in dem Kie entdeckt haben.
An der Demonstration haben sich ca. 800 Menschen beteiligt, wesentlich mehr als selbst die Organisator*innen erhofft hatten. Sie protestierten gegen
gegen die Verdrängung von Kultureinrichtungen, Spätkaufs und Bewohner*innen Damit wurde auch deutlich, dass sich die Bewohner*innen
im Südteil Friedrichshains Sorgen über die rasanten Gentrifizierungstendenzen machen. Sie trugen selbstgemachte Schilder, auf denen beispielsweise stand „Keine Zukunft ohne Zukunft“. Immerwieder wurde die Parole gerufen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“. Gemeint ist damit die Kulturbar „Zukunft am Ostkreuz“, die gleichzeitig ein Kino betreibt und in der Laskerstraße 5 ihren Sitz hat. Der „Zukunft“ wurde bis zum 31. März 2022 gekündigt. Im Jahr 2011wurde die „Zukunft“ in den heruntergekommenen Räumen eines ehemaligen Filmlagers eröffnet. In den letzten Jahren wurde sie nicht nur zu einer guten Adresse für unterhaltsame und anspruchsvolle Filme, sondern auch für Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen. Zudem wurde die Kneipe in der „Zukunft“ auch in der Nachbarschaft gut angenommen. Daraus erklärt sich auch die große Solidarität, nachdem die Kündigung bekannt wurde. Innerhalb weniger Tage wurde eine Petition mit der Forderung „Verhindert den Rauswurf der Zukunft am Ostkreuz" zum 31. März 2022“ von fast 8000 Menschen unterzeichnet. Die gute Resonanz auf die Demonstration ist ein weiterer Beweis, dass die „Zukunft“ viele
Unterstützer*innen hat.
Es geht um mehr als nur ein Kino
Dass es den dortigen Bewohner*innen aber um mehr als um den Erhalt eines Kinos geht, wurde in vielen Reden und Parolen deutlich. So hingen aus
zahlreichen Fenstern und an Balkonen der Wohnhäuser, meistens Plattenbauten, an der Demoroute Transparente mit der Parole „Pandion
raus“. Gemeint ist der Kölner Investor Pandion, der im Laskerkiez den „Ostkreuz Campus“ errichten will. Seit mehreren Monaten wehrt sich die
Initiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ nicht nur gegen diesen Nobelbau, sondern auch gegen weitere hochpreisige Neubauten der Investoren
Trockland, Adam Europe Real Estate, RFR Development GmbH und Padovicz in der Umgebung. Es ist auch diese Sorge, um die massive Aufwertung des
Areals zwischen Modersohnbrücke und Ostkreuz, die die Menschen auf die Straße treibt, auch wenn es um den Erhalt eines Kinos geht. „Erst verschwinden die Kulturstandorte und Spätis, dann die Bewohnerinnen und Bewohner, die dort konsumieren“, begründete eine Anwohnerin ihr Engagement für die „Zukunft am Ostkreuz“. So fand die erste Zwischenkundgebung der Demonstration vor dem Spätkauf am Rudolfplatz statt, dem gekündigt wurde. Die Kündigung wurde zurückgenommen, nachdem es die ersten Proteste in der Nachbarschaft gab.
Die Kieze, denen die darin wohnen
So einfach wird es bei der „Zukunft“ wohl nicht sein. Die Mitarbeiter*innen betonten in ihren Beitrag auf der Abschlussveranstaltung, dass ohne die Initiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ die Solidaritätsdemonstration in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen wäre. In den nächsten Wochen sind weitere Aktionen geplant. So soll es am 3.12. in der „Zukunft“ einen Aktionstag mit Filmen und Diskussionsveranstaltungen geben. Am 12. Dezember ist ab 13 Uhr ein Kiezspaziergang geplant, der von der Rummelsburger Bucht, vorbei an der „Zukunft“ durch den Laskerkiez bis zum Amazon-Tower an der Warschauer Brücke zu den Orten von Verdrängung und Widerstand im Südkiez Friedrichshains ziehen soll. Hier soll die Kündigung der Kulturbar Zukunft in einen Zusammenhang mit den Angriff des Immobilenkapitals auf die letzten noch nicht vernutzten Flächen im Friedrichshainer Südkiez gestellt werden. Auf der Abschlusskundgebung hat ein Aktivist der Initiative "Bucht für Alle" berichtet, wie an der Rummelsburger Bucht innerhalb weniger Monate von einem Areal, wo Menschen mit wenig Geld noch leben konnten, zu einer Großbaustelle für Immobilienkonzerne gemacht wurde. Der Laskerkiez ist die nächste Fläche, wo sich das Kapital verwerten will. Damit soll die Lücke zur Spreecity aufgefüllt werden, wo heute Gebäude mit den teuersten Quadratmeterpreisen stehen. Mit den von Kurth-Gruppe geplanten Hochhäusern auf dem RAW-Gelände und dem Amazon-Tower an der Warschauer Brücke will das Kapital die Lücke zwischen Rummelsburger Bucht zur Spree-City schließen. Es liegt auch an uns, ob die Kapitalpläne aufgehen. Wir müssen nicht nur am Laskerkiez sondern im ganzen Friedrichshainer Südkiez die Frage stellen: "Wem gehört der Kiez? Den Menschen, die jetzt dort wohnen, oder Pandion, Trockland, Padovicz und Co.?"