Nulltarif-Flyer in Koblenz aufgetaucht
In Koblenz sind zum Morgen des 17.10.21 Flyer aufgetaucht, die für die kommende Woche ein "Nulltarif" zur Probe ankündigen. Der Flyer war allerdings Fake, die Stadt dementiert.
Wer an diesem schönen Sonntagmorgen in die Briefkästen schaute staunte nicht schlecht. Ein Flyer der Stadt Koblenz kündigt an den Nulltarif für eine Woche auszuprobieren. Das heißt, Bus und Bahn, also in Koblenz nur Bus, für eine Woche umsonst. Argumentiert wird mit klimafreundlicher Mobilität Der Oberbürgermeister David Langner unterstützt das Vorhaben und verweist auf die neuen emissionsarme Busflotte und den Ausbau des Radverkehrs. Am unteren Rand prangern verschiedene Logos, unter Anderem der Universität und der Sparkasse.
In Zeiten des Klimawandels, einer sich grade vor der Haustür ereigneten Flutkatastrophe und bundesweiter Debatten über die Verkehrswende sollten solche Projekte eigentlich in allen Städten der Normalfall sein. Leider passiert real gar nichts, sodass die Initiative der Stadt Koblenz durch als mutig und richtungsweisend angesehen werden könnte.
Leider nur könnte, denn die Stadt Koblenz war gar nicht der Urheber des Flyers. Unbekannte hatten diesen täuschend echt wirkenden Fake entworfen. Dementsprechend dementierten Stadtverwaltung und der Koblenzer Verkehrsverbund das Angebot.
Ob sie sich damit einen Gefallen getan haben und die Idee nicht lieber dankend aufgegriffen haben ist fraglich. In den sozialen Netzwerken erhält die Idee viel Zuspruch und entsprechend enttäuscht ist so manche*r Einwohnende*r. Das dies der richtige Schritt für lebenswerte Innenstädte und Co2-Reduktion gewesen wäre, daran haben die wenigsten Zweifel. Zudem wäre ein Nulltarif sozial gerecht und würde der sich seit Jahren immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich entgegenwirken.
Kritik gibt es bestenfalls an der Finanzierung solcher Projekte. Zwar würden auf der einen Seite viel Geld durch geringere Straßenabnutzung, Einsparungen bei Kontrollen und Ticketkontrollen inklusive Wartung der Geräte eingespart. Auch die Unsummen, die der Staat durch das Einsperren von sogenannten Schwarzfahrenden ausgibt, würden nicht weiter verschwendet werden. Letztendlich rechnete sich in Hinblick auf weitere Katastrophen Klimaschutz sowieso immer. Auch der anderen Seite haben Experimente eines solchen fahrscheinfreien Nahverkehrs in anderen, auch deutschen, Städten gezeigt, dass ein solches Angebot genutzt wird und das größte Problem in der Transportkapazität liegt. Dass der ÖPNV daher weiter ausgebaut werden muss, sowohl in die Dörfer rein als auch in höherer Auslastung in der Stadt, ist ohnehin allen ersichtlich.
Die Landesregierung hat außerdem im letzten Jahr ÖPNV zur Pflichtaufgabe deklariert. Damit könnte Koblenz als Investitionsmaßnahme ohne finanzielle Deckelung die entsprechenden Schritte auch ohne Modellprojekt der Bundesregierung einleiten.
Bleibt zu hoffen, dass die Stadt Koblenz die Idee aufgreift und entsprechend handelt. Es ist keine Frage des „Wie“, sondern des Wollens… und es ist höchste Zeit.
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Pressschau:
ben-kurier.de/2021/10/17/freifahrt-tickets-fuer-oepnv-in-koblenz-aktion-war-ein-fake/
swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/falsche-flyer-bus-100.html
koblenz.de/rathaus/verwaltung/pressemeldungen/211017-stadt-koblenz-und-koveb-planen-keine-freifahrt-testwoche/
koveb.de/verkehrs-infos/achtung-gefaelschtes-flugblatt/
beschränkter Zugriff:rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/koblenz-und-region_artikel,-fakeflyer-stadt-koblenz-und-koveb-planen-keine-freifahrttestwoche-_arid,2322817.html"Soziale" Medien:
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