Starlink - Die Kolonisierung der letzten Winkel der Welt

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12 000 Satelliten sollen bis 2027 für die Betreiber des Projekts „Starlink“ im Erdorbit unterwegs sein. Im Moment sind es „erst“ ungefähr 1700, Tendenz jedoch steigend. Die Erlaubnis zum Start von 30 000 weiteren Satelliten wurde bereits beantragt (bei wem eigentlich? Und wer kann so etwas über die Köpfe von Millionen Anderer hinweg entscheiden?).

Die Betreiberfirma dieses Projekt ist SpaceX, ein US-Raumfahrtsunternehmen, dass sich langfristig das Ziel gesetzt hat, den Mars zu kolonisieren und andere Planeten mit menschlichem Leben zu besiedeln, bzw. deren Rohstoffe auszubeuten. Die Ausbeutung der Erde und ihrer Bewohner*innen reicht ihnen offensichtlich nicht mehr aus. Übrigens ist dieses Projekt eine der „Spielereien“ von einem der reichsten Männer der Welt, Elon Musk, der sich bei dem Rennen um das schnellste Satelliteninternet mit Jeff Bezos, ebenfalls einem der reichsten Männer der Welt und zufällig Betreiber von Amazon immer wieder in die Haare kriegt. Aussagekräftig, nicht wahr?
Wie dem auch sei, der mittlerweile mit Abstand größte Satellitenbetreiber weltweit (sogar größer als das Militär – beachten wir die Dimensionen!) verfolgt damit das erklärte Ziel, Internetzugang mit extrem schneller Datenverbindung überall auf der Welt „anbieten“ zu können, sogar dort, wo es bisher noch kaum oder gar keinen Internetzugang gab. Die Satelliten bewegen sich dabei aufgefädelt wie auf einer Perlenkette (wer das noch nie selbst gesehen hat: eine kurze Recherche im Netz zeigt sofort Bildmaterial davon) und senden permanent an die Erde und an die umliegenden Satelliten, wodurch die schnelle Verarbeitungsgeschwindigkeit der Internetverbindung erreicht werden soll.

Nicht erst seit Beginn „der Pandemie“ im Frühjahr 2020 hat sich global gesehen die Abhängigkeit der Menschen von technologischen Geräten und speziell vom Internet drastisch erhöht, man kann durchaus von einem exponentiellem Wachstum sprechen und hat oft den Eindruck, die abhängigen Menschen verwandeln sich langsam selbst in technologische Geräte. Durch die Abhängigkeiten (und dem parallel verlaufenden Verlust von eigenständigen Fähigkeiten und Werkzeugen) wird ein Projekt wie Starlink natürlich eine Goldgrube für die Betreiber. Denn die schnelle Internetverbindung wird nur mit einem von SpaceX exklusiv herausgegebenen Endgerät (ca. 500 US-Dollar) nutzbar sein und zusätzlich dazu muss natürlich eine monatliche Gebühr an das Unternehmen bezahlt werden (aktuell obwohl erst im Testbetrieb ca. 100 US-Dollar monatlich).
Bereits vor einigen Jahren sorgte ein ähnliches Projekt des Facebook-Gründers Zuckerberg für Aufsehen, als dieser plante, der „unterentwickelten“ (sprich: noch nicht ans Netz angeschlossenen) Bevölkerung „vor allem auf dem afrikanischen Kontinent“ zu einer schnellen Leitung zu verhelfen und dafür die Kosten für die Erschließung übernehmen wollte. Dabei hätte es sich um ein eingeschränktes Internet handeln sollen, das die wesentlichen Grundfunktionen bietet, jedoch nichts darüber hinaus, also: google, facebook, amazon & Co. Zufällig alles Firmen, von denen Zuckerberg stark profitiert hatte… das Projekt scheiterte jedoch schlussendlich.

Die Unterwerfung jedes Winkels der Welt unter die Herrschaft der Technologie (in diesem Fall: des Internets) kann als eine logische Konsequenz der technologischen Entwicklungen und als eine Fortführung der Kolonisierung der gesamten Erdoberfläche betrachtet werden. Parallel zu sogenannten „Fortschritten“ wie beispielsweise der Kernenergie (und dadurch in letzter Konsequenz der Atombombe) wird selbstverständlich über die Köpfe der allermeisten Menschen hinweg entschieden, was angeblich gebraucht wird – die Bedenken werden zerstört oder unterwandert. Gleichzeitig wird eine zumindest etwas unabhängigere Lebensweise zerstört und die individuellen Fähigkeiten der Einzelnen durch technologische Krücken ersetzt. Dass es bei dem Vorantreiben der Ausbreitung des Internets in jeden Winkel der Welt vorrangig um Profitinteressen und um die Expansion von Herrschaft geht, braucht dabei kaum noch extra erwähnt zu werden. Der (technologische) Kapitalismus, in dem wir uns aktuell befinden, ist ein System, das auf Wachstum und auf Ausbreitung beruht und daher immer neue Märkte erschließen – also expandieren muss – um jeden Preis, sonst geht das Wirtschaftssystem unter. Die Ausbreitung des Internets ist dabei nur ein einzelner Baustein – allerdings findet diese Ausbreitung nahezu pandemisch statt.

Zum Glück ist es aber hier nicht ganz so kompliziert wie bei der Atomenergie. Denn ein Atomkraftwerk (und dessen radioaktive „Begleitstoffe“) lassen sich nunmal nicht so einfach abfackeln oder anderweitig kaputt machen, denn die verwendete Technologie ist so komplex, dass sie ja offenbar selbst von den „Spezialist*innen“ nicht wirklich unter Kontrolle gehalten werden kann, was die zahlreichen Unfälle oder „Beinahe-Unfälle“, technischen Defekte und wie sie nicht alle genannt werden, laufend zeigen.
Auch wenn sich diese Internetsatelliten in recht großer Höhe um die Erde bewegen (zwischen 300 und 600 km Höhe) und dadurch für uns Feind*innen der Macht nicht direkt erreichbar sind, so sind sie doch auf eine sehr konkrete Infrastruktur hier auf der Erde angewiesen. Sie benötigen Strom, Kabel, Glasfaserleitungen, Rechenzentren, Serveranlagen und Computer, Techniker*innen, Ingenieure und dergleichen. Ohne all das sind die Satelliten nur ziemlich viel Weltraumschrott.

Auch ich verwende im Moment das Internet, diesen Text hier liest du unter anderem womöglich auch erst durch die Möglichkeiten, die uns das Internet „bietet“(wenngleich der Text natürlich auch gedruckt auf Papier erscheint). Die oben beschriebene Ausbreitung spielt sich jedoch auf einem ganz anderen Level ab und hat als global agierendes Regime weitaus größere negative Konsequenzen für die gesamte Erde, als die (vermeintlich) positiven jemals aufwiegen könnten. Glücklicherweise gibt es aber verstärkt Individuen, die das erkannt haben und versuchen die Infrastrukturen, die dafür notwendig sind, zu sabotieren und anzugreifen. Durch das Erkennen der Knechtschaft, die uns durch all die „smarten“ und miteinander verbundenen Geräte aufgezwungen wird, können wir den nächsten Schritt zur Befreiung erst in Angriff nehmen: die Zerstörung all dessen, was uns das Leben zur Hölle macht.
Mit dem bloßen Ablehnen bestimmter „Neuerungen“ oder bestimmter Geräte ist es nicht getan. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte oder gar nur der letzten paar Jahre zeigt eines deutlich: es ist nur begrenzt möglich, sich diesem immer enger werdenden Netz zu entziehen. Beispielsweise ist es heutzutage für die Meisten kaum mehr vorstellbar, ohne Smartphone und Internet durch den Alltag zu kommen. Das war vor 5 Jahren noch ganz anders und vor 10 Jahren unvorstellbar. Was die sozialen und technologischen Auswirkungen der sogenannten Corona-Pandemie betrifft, ist im Moment noch nicht ganz absehbar, wie groß die Akzeptanz der Menschen gegenüber immer neuer, immer ausgefeilterer Technologien mittlerweile geworden ist. Die Tendenz ist jedoch eindeutig. Und für all diese Dinge braucht es Internet – immer und überall.

Es ist nichts Neues, wenn ich sage „wir müssen die Glasfasernetze zerschneiden“. Ja, das müssen wir und das wurde an verschiedenen Stellen (und auch hier) schon oft gesagt. Aber wir müssen vor allem unsere eigene Beziehung zur Technologie in Frage stellen und uns Gedanken über das Erschaffen unserer eigenen Existenz, unseres Lebens machen. Vor allem für diejenigen unter uns, die nicht jung genug sind, um bereits mit Smartphones & Co. aufgewachsen zu sein, stellt sich zusehends die Frage, wie wir abseits von all diesem Schrott unsere Leben gestalten wollen. Ob sich die Generation Smartphone, Social Media & Homeschooling wohl solche Fragen auch noch stellen wird?

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