Aktionsbericht 8. Mai 2021 Tag der Befreiung – Antifaschistisches Kulturfest am Duisburger Hbf

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OAT Duisburg

Am 8. Mai 2021 hat sich der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus und damit das Ende des 2. Weltkrieges zum 76. Mal gejährt. Um diesen historischen Tag zu feiern und den unzähligen Opfern des NS-Regimes zu gedenken, haben wir ein antifaschistisches Kulturfest mit verschiedenen gesellschaftlichen Kräften und Kollektiven in Duisburg organisiert.

In Zeiten in denen Querdenker und Neonazis ihre Träume vom rechten Umsturz in die Öffentlichkeit tragen, dabei den Holocaust und das NS-Regime verharmlosen und von rechten Strukturen in Staat und Polizei geschützt werden, dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen. Stattdessen müssen wir geschlossen reagieren, die eigene antifaschistische Seite und eine gesellschaftlich breite, revolutionäre Gegenmacht aufbauen.

Die letzten Überlebenden der Shoa und des Krieges, sowie die Widerstandskämpfer*innen gegen das NS-Regime werden immer älter und es wird bald eine Zeit kommen, in der es keine Zeitzeug*innen des deutschen Faschismus mehr gibt. Auch 76 Jahre nach Kriegsende kämpfen viele Genoss*innen weiter dafür, dass der 8. Mai zu einem Feiertag wird.
Doch unsere Forderungen bleiben unbeantwortet und wir wissen, dass wir uns nicht auf diesen Staat verlassen können.

 

All dies sind für uns Gründe auch heute den 8. Mai, als Tag der Befreiung, zu feiern und den faschistoiden Kontinuitäten im Denken, im Staat, der Polizei und Bundeswehr, sowie dem kapitalistischen System als Wurzel dessen etwas entgegenzustellen.

 

Einen Schritt in diese Richtung sind wir am 8. Mai in Duisburg gegangen. Das antifaschistische Kulturfest am Duisburger Hauptbahnhof hat mit einem umfangreichen Bühnenprogramm, bestehend aus politischen Reden, Gesprächsrunden, Videobeiträgen, Musik und a cappella Rap, einen Beitrag zum selbst organisierten Aufbau einer revolutionären Gegenmacht geleistet.

 

Wir als OAT haben Redebeiträge über Erinnerungskultur und das Verhältnis von Antifaschismus damals zu heute gehalten (siehe Archiv auf unserer Website). Zudem haben wir eine Foto- und Informationsausstellung aufgebaut, wo Besucher*innen durchgehen konnten.
Die Ausstellung beinhaltete eine Fotostrecke zu unserer politischen Praxis, eine VVN-Ausstellung zum Widerstand von Frauen gegen den Nationalsozialismus und einen Antifa-Infotisch mit Material zur Geschichte des antifaschistischen Widerstands, dem Kampf gegen die organisierte Rechte heute und dem Umgang mit Repression in diesem.

 

Das Fest war durchgehend gut besucht und verlief so wie erhofft – vielfältig, solidarisch und im Zeichen des kontinuierlichen Gedenkens. In Gesprächen mit Duisburger*innen haben wir viel positives Feedback bekommen und freuen uns auf die nächsten Feste!

 

Gegenmacht entsteht nicht in einem Moment oder an einem Tag. Wir müssen immer und überall, wo es möglich ist, dem ausbeuterischen System, welches Rassismus und Krieg hervorbringt, die eigene Seite entgegenstellen! Denn Erinnern heißt kämpfen.

 

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

Unser Redebeitrag zum 8. Mai 2021

Genossinnen und Genossen, wir sind das Offene Antifaschistische Treffen Duisburg. Wir verstehen uns als eine antifaschistische Plattform.

Um den 8. Mai als zentrales Datum antifaschistischer Gedenkkultur zu würdigen und dementsprechend zu nutzen, wirken wir gemeinsam mit anderen Initiativen und Gruppen bei dieser Veranstaltung mit.

Über 6 Millionen Jüdinnen und Juden wurden, getrieben vom fanatischen Hass der deutschen Faschisten, industriell ermordet. Unzählbare Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung, oder von den Faschisten als „asozial“ Bezeichnete wurden von den Faschisten ermordet. Und wir vergessen auch nicht, wen die Faschisten von Anfang an angegriffen haben. Sozialdemokrat*innen, Gewerkschafter*innen, Anarchist*innen und Kommunist*innen waren unter den ersten, die in die KZ entführt und ermordet wurden. Menschen, die nicht in das völkische, von Rassenwahn geprägte Weltbild der Faschisten passten, sowie jeglicher politischer Widerstand sollten komplett vernichtet werden.

Um den 8. Mai 1945 befreiten die Alliierten Deutschland vom faschistischen Hitlerregime. Dieser Tag ist für praktisch alle, für Arbeiterinnen und Arbeiter, Frauen oder Gewerkschaftsmitglieder, bürgerliche Demokratieanhänger, aber auch für ChristInnen, geschlechtlich und sexuell Diverse, antiautoritäre Linke sowie Kommunistinnen und Kommunisten ein Tag der Freude. Gleichzeitig ist er uns ein Tag der Mahnung.

Denn unter faschistischer Herrschaft wurden auf deutschem Boden beispiellose Gräueltaten verrichtet und andere Länder in Angriffskriegen mit Terror überzogen. Sie brachte der jüdischstämmigen Bevölkerung die Shoa, den industriell ins Werk gesetzten Massenmord, anderen erklärten Gegnern, den Sinti und Roma, den Homosexuellen oder Personen mit Behinderung, Misshandlungen und noch mehr Morden.

Der 8. Mai ist für uns ein Tag, um allen zu danken, die den Faschismus bekämpft und schlussendlich auch besiegt haben. All jenen, die politischen Widerstand geleistet haben, die die Kriegsmaschinerie der Nazis sabotierten, die Menschen vor den Nazis versteckt oder zur Flucht verholfen haben. Und auch nicht zuletzt all jenen, die für die militärische Niederlage der Faschisten gesorgt haben und so dem Faschismus an der Macht ein Ende bereitet haben.

Der 8. Mai ist für uns auch ein Tag an dem wir uns erinnern, wer die Verantwortung dafür trägt, dass die Faschisten die Macht ergreifen konnten. Die Unterstützung der Wirtschaft und reaktionärer Eliten in Militär und Staatsapparat war für die faschistische Bewegung notwendig, um die Macht zu erlangen. Ein Tag an dem wir uns erinnern, dass die Faschisten seit 75 Jahren nicht mehr an der Macht, aber immer noch da sind. Es existiert eine faschistische Kontinuität in Justiz, Verwaltung und Politik in der Bundesrepublik.

Der 8. Mai ist für uns aber auch ein Tag an dem wir in die Gegenwart und in die Zukunft schauen. 

Was uns AntifaschistInnen Mahnung ist, ist gleichzeitig der Auftrag, den es zu erfüllen gilt. Das bedeutet folgendes: wir müssen gemeinsame Einschätzung zur aktuellen Rechtsentwicklung in der BRD treffen und gemeinsam dagegen vorgehen. 

Wir sehen: Halle, Hanau, Lübcke, Thüringen. Wir sehen den NSU 2.0, das Hannibal Netzwerk, die AfD. Wir sehen einen Supermarkt in Bayern, der letzte Woche niedergebrannt wurde. Einen türkischen Supermark in einem Ort, in dem zuvor ein türkisches Restaurant und ein Friseurladen von Rechten angegriffen wurden. Wir sehen keine Einzeltäter, sondern rechten Terror der Kontinuität hat, der sich gegenseitig anstachelt und der vernetzt ist. Wir sehen zwar nicht den Faschismus, der kurz davor ist die Macht zu ergreifen, aber wir sehen, es ist jetzt an der Zeit die Parole „Nie wieder“ nicht zu einem Lippenbekenntnis verkommen zu lassen, sondern zu einem Versprechen zu machen. Es ist eine Zeit, in der der Widerstand gegen Rechts an Dringlichkeit gewinnt und wir uns aktiv mit der Geschichte auseinander setzen und aus ihr lernen müssen, damit sie sich nicht wiederholt. 

Wir stehen in der Tradition der Antifaschist*innen, denen wir heute danken und gedenken. Wie schon sie wollen wir uns auch heute mit all unserer Kraft den Rechten entgegenstellen. Dabei wollen wir nicht vereinzelt und voneinander losgelöst bleiben, sondern gemeinsam, solidarisch und organisiert den Kampf gegen Rechts angehen.

Die Rechten, wo immer sie auftauchen, können bekämpft werden. Sie können bekämpft werden durch Widerworte gegen rechte Hetze in Schulen oder am Arbeitsplatz, durch konkreten Gegenwind für rechte Funktionäre im Alltag, die Entsorgung rassistischer Propaganda, ansprechende Aktionen breit vernetzter Antifa-Strukturen oder die Teilnahme bei entschlossenen Protesten gegen Rechts.

Nicht in der Spaltung in genehme und „extreme“ AntifaschistInnen, nicht durch nette Worten oder Diskussionen auf Augenhöhe kann das faschistische Lager zerschlagen werden, sondern durch den gemeinsamen Kampf von ArbeiterInnen, GewerkschafterInnen, DemokratInnen und KommunistInnen. Dieser gemeinsame Kampf ist unsere antifaschistische Perspektive!

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist auch unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit auch unser Ziel!

Die antifaschistische Aktion aufbauen!


Informationen über die Ausstellung „Duisburger Frauen im Widerstand“ der VVN BDA Duisburg

Diese Geschichte ist auch die Geschichte des antifaschistischen Widerstands. Dieser wurde von verschiedenen Menschen aus verschiedenen Gründen geleistet. Wir wollen auch zeigen, dass RuhrorterInnen mit Mut Widerstand und Widerständigkeit geleistet haben. 

Die Relevanz einer entschlossenen Erinnerungskultur wird aktuell wieder durch das Erstarken von antisemitischen und faschistoiden Ideologien im öffentlichen Diskurs deutlich. Auch Anschläge gegen die Menschlichkeit wie der in Halle im letzten Jahr zeigen wie wichtig nun die Solidarität der Zivilgesellschaft im antifaschistischen Kampf ist. 

Die Ausstellung „Duisburger Frauen im Widerstand gegen Faschismus“ der VVN/BdA Duisburg zeigt Portraits von Frauen, die zwischen 1933 bis 1945 gegen den Faschismus aktiv waren. Die Ausstellung schildert die Geschichten von Frauen, die sich in vielfältiger Weise gegen das Naziregime wandten und mutig und eigenständig handelten. Obwohl sie wussten, dass sie dafür von den Nazis hingerichtet, ins Konzentrations- oder Arbeitslager gesteckt werden können, haben sie aktiven Widerstand geleistet, diesen organisiert, Flügblätter verteilt, ZwangsarbeiterInnen mit Essen versorgt und Nazi-Aktivitäten gestört. Es werden viel zu oft Männer als die Aktiven gegen das NS-Regime gezeigt. Mit dieser Veranstaltung wollen wir diese Denkmuster verwerfen.

Wir sehen uns als Offenes Antifaschistisches Treffen Duisburg mit diesem Kampf verbunden. Nach etwa 100 Jahre nachdem die Frauen das Wahlrecht erkämpft haben, gibt es heute noch viele weitere Gründe und Forderungen, für die es sich lohnt auf die Straßen zu gehen und aktiv zu werden.

Auch wir wollen unseren Beitrag und Unterstützung zu diesem historisch und aktuell bedeutungsvollen Tag leisten. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Kämpfe für die Rechte der Frauen antifaschistisch geführt werden und verhindern, dass diese von rechten Kräften instrumentalisiert werden.

Einige Duisburger Frauen, die gegen den Faschismus aktiv waren:

  • Gerda Heinskull
  • Mia Heinskill
  • Luise Romstedt
  • Katharina Sennholz
  • Wilhelmine Struth
  • Johanna Niederhellmann
  • Herta Brünen-Niederhellmann

„Frauen in Meiderich besonders aktiv“

  • Maria Mester
  • Hanna Mayer
  • Jeanette Wolf
  • Rosi Wolfstein (Fröhlich)
  • Anna Levy
  • Elsa Lenzen
  • Margarete Müller
  • Anneliese Goritschnig
  • Jenny Nehren
  • Luise Rieke
  • Sophie Kopavnik
  • Maria Mourek

„Standhaft aus christlicher Überzeugung“

  • Anna (Änne) Dickmann
  • Emma Hölterhof
  • Frieda Krayns/Kreyenz
  • Anne Speckbrock
  • Änna Heinskill
  • Käthe Willfert

 

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