Brief von Panagiotis Z. und erneute Zusammenstöße in Athen

MAT im Einsatz auf der Stournari Straße

 

Erklärung des anarchistischen Gefangenen Panagiotis Z.

 

 

 

 

 

Ich habe irgendwo gelesen, dass es auf der ganzen Welt, unter all den Millionen, keine zwei gleichen Jungen oder Mädchen gibt, wie es zwei gleiche Tropfen Wasser gibt. Genauso ist es mit Revolutionär*innen. Jede/r trägt in seiner/ihrer Teilnahme die eigenen Träume, die eigenen Vorlieben. Ihr/sein eigenes Ich, das eigene „Ich kann“. Also wenn es anders wäre. Wären wir entweder Maschinen oder Amöben.

 

Und die Geschichte diese Hure, so wie sie von den beiden geschrieben wird, von den Bürgern und den Kommunist*innen: horizontal, platt. Sie sprechen über Leute, sie sprechen über Massen. Niemand von ihnen könnte je die Intensität, die Leidenschaft, den Höhepunkt fühlen und den Zusammenbruch ganzer Welten, in nur einem Tag vom Leben des Revolutionärs.“

 

Großartig, du wurdest früh getötet

 

Chronis Missios

 

 

„Alles begann 2012 mit einem Protest gegen die Kürzungsmaßnahmen, an dem ich mich auch beteiligte, so wie alle Leute. Zum Ende des Protestes gingen einige nach Hause, andere in Coffee Shops, andere zum Exarchia Square. Ich begab mich zu Fuß zu meiner Wohnung. Das spielt keine Rolle für den Staat und seine Lakaien, seit dem sie mir nicht erlaubten mich vor meiner Inhaftierung zu verteidigen.

 

Am Abend des Dienstags, 25/07/2017, als ich das Haus eines Freundes verließ – ich betone das es nicht mein Haus war – wurde ich von 25 Müllsäcken des Staatsschutz umzingelt, sie fesselten mich und brachten mich ins Polizeipräsidium, wobei sie mir bekannt gaben, dass seit drei Monaten ein Haftbefehl gegen mich vorliegt, über den ich nie informiert wurde. Nach ungefähr 30 Minuten rief mich der Chef in sein Büro und gab mir beim Eintreten die Hand. Reflexiv lachte ich und sagte er soll sich selbst festhalten und setzte mich. Er erwähnte, dass er wisse ich sei ein guter Junge aber er hat den Verdacht das ich an Protesten der Bewegung teilnehme. Ich bestritt nichts und gab nichts zu. Ich antwortete überhaupt nicht.

 

Als nächstes erwähnte er einige Namen ohne mich etwas bestimmtes zu fragen. Dann um das Profil des „guten“ Bullen zu personalisieren, erzählte er mir das sie nicht zu meinem Haus gehen „weil meine Mutter schon älter ist und sie nicht wollen das ihr etwas passiert.“ Das alles dauerte 5 Minuten, ich kehrte auf den Flur des 6. Stocks zurück und nach einer Stunde brachten sie mich in den 7. Stock zu den Zellen, dort wo sie die Körper der Menschen halten.

 

Am nächsten Morgen folgten die typischen Prozeduren, sie holten mich für Fotos und dann zu den Gerichten Evelpidon-Loukareos, wo sie meine Inhaftierung in Korydallos bekannt gaben, mit der Begründung ich haben einen unbekannten Wohnort, ohne das ich dafür von der verantwortlichen Person gesehen wurde. Es sollte klargestellt werden, dass sie nach meiner Verhaftung nicht mein Haus durchsuchten und der Grund ist offensichtlich. Sie wollten mir nicht ermöglichen zu beweisen das sie wissen wo ich wohne. In Wirklichkeit könnten sie mich rund um die Uhr finden, wie es auch geschah. Es ist lustig zu erwähnen, dass ich nach meiner Verhaftung in der Polizeistation eine Menge Gesichter sah, die ich in der Umgebung meines Hauses und auch dem Haus meiner Mutter gesehen hatte.

 

Für mich ist offensichtlich warum ich von so vielen staatlichen Müllsäcken verhaftet wurde und warum ich nicht für unbegründete Vorwürfe vorgeladen wurde. Es war offensichtlich, dass diese Vorwürfe nicht ausreichen jemand in Untersuchungshaft zu bringen. Es wurde mir nicht mit irgendeinem Dokument mitgeteilt, dass ich beim Staatsanwalt in dem laufenden Verfahren erscheinen soll, mit dem Ergebnis das ich ihnen unerwartet in die Hände fiel.

 

Diese Praktiken sind der Bewegung bekannt. Sie versuchen unsere Kämpfe zu unterdrücken und erfassen jede Idee, die gegen die miserable Gleichmäßigkeit geht, welche als Sicherheit und Ruhe vermarktet wird. Staatlicher Abschaum, that play in a chessboard the entire societal majority.

 

Proteste sind eine Form des Kampfes, die die Stille des sozialen Friedhofs unterbrechen. Die ganzen entfremdeten Leben innerhalb der Kompromisse und der „tu es nicht“. Mit Beziehungen die in Lügen ertrinken, welche auf Profit und die Aufwertung des sozialen Status zielen. Der Staat versucht mit seinen Augen jede/n zu überwachen die/der diese Fäulnis stört. Er inhaftiert jene die Widerstand leisten, aber die Solidarität der Genoss*innen ermöglicht den Seelen der Gefangenen das sichere Herumwandern in den Momenten des Aufstands, jene Momente für die Kompromisse nicht passen.

 

Alle von uns wünschen die Zerstörung der miserablen Gesellschaft, die Zuschauerin bleibt und mit ihrer Passivität zerstört. Gleichzeitig wollen wir neue Wege der Interaktion schaffen und wir müssen uns selbst mit unserem Gewissen bewaffnen und mit allen Mitteln agieren, nicht tatenlos sein. Wir müssen Schöpfer unserer Ideen werden, all jener Ideen die auf unterschiedliche Aktionen gegen den Staat gerichtet sind.

 

Wir sollten den Samen von Freiheit und Aufstand für die ganze Bewegung sähen, in allen kämpfenden Gemeinschaften und revoltierenden Individuen. Wir wissen das Worte oft in der Leere widerhallen, aber wir nehmen reuelos unser Leben in unsere Hände und blicken auf die Härten, die vor uns stehen. Wir sind nicht stillgelegt auch wenn Ihr unsere Hände fesseln könnt. Unsere Seele schlüpft von den Galeeren des Staates, der alles einsperrt was er nicht kontrollieren kann. Er versucht Genoss*innen und Angehörigen der Angeklagten Angst zu machen aber er vergisst, wer handelt ist nie alleine.

 

Wir sehen mit unseren brennenden Augen auf das Monster und fliegen ohne ein Morgen, wie Daedalus und Icarus, für die Reise unserer Träume. Ein Traum mit freien Menschen, bewaffneten Frauen die ihre Vergewaltiger zerschmettern, Tieren die ihre Besitzer*innen an der Leine halten, Arbeiter*innen die ihre Bosse aufhängen, Müllmännern die ihre Bürgermeister in die Mülltonnen werfen.

 

Mit unserem Gewissen am Steuerrad und unserer Leidenschaft am Gaspedal, blicken wir zurück auf einen weiteren gestorbenen Tag und warten auf die Geburt des nächsten, auch wenn es der härteste ist. Wir werden ihn akzeptieren so wie wir die Konsequenzen unserer Ideen und Aktionen akzeptieren. Für immer reuelos.

 

 

 

Solidarität mit den Squats

 

Solidarität mit den Festgenommenen des G20

 

Solidarität mit den Migrant*innen, die in den Konzentrationslagern revoltieren

 

Snitches go back- Comrades forward!

 

 

 

Long live Anarchy!“

 

Panagiotis Z. –‘ A’ Flügel im Korydallos Gefängnis

 

 

 

(Übersetzung von https://insurrectionnewsworldwide.com/2017/09/11/greece-statement-of-anarchist-prisoner-panagiotis-z/ )

 

 

 

 

 

Falls es die Hoffnung der griechischen Justiz gewesen sein sollte, mit der Verhaftung von Panagiotis Z. eine abschreckende Wirkung auf die anarchistische Bewegung in Athen zu erzielen, muss das wohl als Fehleinschätzung bezeichnet werden.

 

Waren im letzten Jahr die Angriffe auf die um das Gebiet Exarchia postierten Polizeikontingente zu einer wöchentlichen Erscheinung geworden, finden sie momentan manchmal fast täglich statt. Rund um die Uhr stehen Einheiten der Bereitschaftspolizei im Westen zum Schutz einer zentralen Verkehrsachse, im Osten zum Schutz eines Parteibüros und wohlhabenden Viertels und im Norden zum Schutz einer Ministerresidenz. Zwischen diesen Punkten kreisen mobile Sondereinheiten ohne Exarchia zu befahren. Die Angriffe auf den Belagerungsring sind entweder Hit and Run oder längere Straßenschlachten, mehr oder weniger effektiv. Das ganze ist ein Dauerthema in den Medien, mit scharfen Ankündigungen der Opposition im Parlament hier aufräumen zu wollen. Nicht alle anarchistischen Strukturen sind über diese Aktionsform glücklich. Festgenommen werden meistens irgendwelche Passanten, im Fernsehen oft als Ausländer, Hooligans, Drogenhändler und unpolitische Randalierer bezeichnet. Tatsächlich beteiligen sich an den oft stundenlangen Auseinandersetzungen auch Menschen, die irgendeine Rechnung mit den Bullen offen haben, z.B. Migrant*innen.

 

 

 

Typische Berichte finden sich auch hier https://kurier.at/chronik/weltchronik/chaosnacht-im-athener-stadtviertel-exarchia/283.784.347

 

oder hier http://greece.greekreporter.com/2017/09/02/one-arrest-after-attacks-on-mat-riot-police-in-exarchia/

 

TV Nachrichten:

 

https://www.youtube.com/watch?v=hs1Uty3FFRA

 

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