barrika.de.indymedia.org - ein neuer Ticker über de.indymedia.org

Facebook, Twitter und co. und damit nicht-emanzipatorische und kommerzielle soziale Netzwerke erweisen sich als falsche Instrumente für eine verbindliche und qualitative Kommunikation. Es braucht die Möglichkeit des ungestörten und selbstbestimmten Austauschs und der Infos !
Somit suchen wir nach anderen Ansätzen, wo die Nachricht über die Plattform authentifiziert ist und nicht im allgemeinen Rauschen untergeht.

Diesen Sommer findet der G20 in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg, statt. Wir wollen dieses Event nutzen, um ein neues Tickersystem auszuprobieren.
Wer weiß - vielleicht starten wir ja wieder einen neuen Trend, der von kommerziellen Medien übernommen wird. Indymedia-UK testete Kurznachrichten-Technik bevor es Twitter gab.
Vielleicht haben sich viele das schon lange gewünscht.
Dabei gehen wir einen radikal anderen Weg:
Wir setzen darauf, dass die AktivistInnen ihre Smartphones dabei haben.
Natürlich funktioniert der Ticker auch ohne Smartphone, natürlich könnten wir wieder Indymedia-Center aufbauen, d.h. ein Büro mieten, dort Meldungen zusammentragen und verifizieren (Dispatch), an PCs den indy-Meldungen-ticker bedienen. Leider ist mensch dann fernab des Geschehens und am Ende hat die Erfahrung gezeigt, dass Twitter das Medium der Wahl bei den AktivistInnen ist. Die auf das Smartphone zugeschnittene Kommunikation wird genutzt, der herkömliche Ticker dagegen kaum. Daher werden eh (fast) alle AktivistInnen ihr Smartphone mit auf die Demo nehmen.

Also warum nicht die Situation für uns nutzen?

Das Indypendent Media Center (IMC) hat es 1999 bei den Protesten in Seattle vorgemacht. Ein OpenPosting-System ermöglichte eine Gegenberichterstattung zu den Ereignissen. Als Weiterentwicklung sehen wir das Tickersystem an, mit dem NutzerInnen Infos tauschen und AktivistInnen sich vernetzen können. Die Leute wollen alle Nachrichten sofort haben, ungefiltert, ohne Dispatch. Zwar sind "Fake-News" in aller Munde, jedoch zeigt sich, dass lieber ein Rauschen an Nachrichten gewünscht ist, aus dem mensch sich die Infos zusammentragen kann, als moderierte und ggf. zensierte Infos.
Also wird sich das neue Tickersystem daran ausrichten. Es wird daher keinen klassischen Dispatch geben - wohl aber eine Möglichkeit analog
zur Usermoderation Nachrichten als wahr und falsch einstufen zu können.

Gleichzeitig wollen wir jedoch auch Sachen besser machen - nicht einfach nur eine Twitter-Kopie werden. Insbesondere die Eingabe wollen wir
vereinfachen, sowie die Möglichkeit, wenigstens rudimentär eine automatische Übersetzung zu gewährleisten. Denn nicht alle AktivistInnen, die diesen Sommer durch Hamburg laufen werden deutsch sprechen.

Die Sicherheit unserer NutzerInnen ist uns nach wie vor wichtig:
Im Gegensatz zu Twitter und Facebook wird es keine Speicherung eurer IPs geben etc. Wir empfehlen jedoch trotzdem, den neuen Ticker mit
einem Tor-Browser zu benutzen. Aber aufgepasst: barrika.de funktioniert nur mit Javascript - so dass ihr in eurem no-script-addon eine Ausnahme  hinzufügen müsst, wenn ihr barrika.de nutzen wollt. Auch solltet ihr auf einem Smartphone generell immer im privaten Modus surfen, um so wenig Spuren wie möglich auf eurem Handy zu hinterlassen. Denn die Gefahr, dass euer Handy von der Polizei einkassiert wird bleibt bestehen.

Mit einem Tor-Browser (bspw. Orfox unter Android) könnt ihr dann auch unsere .onion-Adresse aufrufen, welche sich in der Vergangenheit
robuster gegenüber DDoS-Attacken gezeigt hat. Mit einer solchen Attacke ist zum G20 zu rechnen, insbesondere dann wenn der Ticker erfolgreich sein sollte. Es kann daher passieren, dass de.indymedia.org über die normale Adresse dann nicht zu erreichen ist - wovon dann auch unser Tickersystem betroffen wäre. Wir haben zwar aus den Attacken gelernt und die momentan laufenden Attacken schaffen wir auch gut
abzuwehren (ja, es laufen regelmäßig DDoS-Attacken gegen de.indymedia.org), insbesondere da wir unsere Serverstruktur verändert
und dank eurer Spendengelder auch aufwerten konnten. Aber bleiben wir realistisch - einen ernsthaften Angriff werden wir wohl nicht abwehren können. Dazu sind unsere Mittel nicht ausreichend.
Um solchen Attacken vorzubeugen werden wir zwei Telegram-Kanäle mit den Tickerinfos versorgen:
@barrikade und @barrikadegeruechte.
Erster Kanal beinhaltet nur bestätigte Meldungen, zweiter Kanal beinhaltet alle nicht-bestätigten Meldungen.

Der Ticker befindet sich derzeit in einem experimentellen Stadium. Und der G20 wird der erste große Test für dieses neue Tickersystem werden. Bewährtes wird behalten, aber es wird auch reflektiert, ob und was falsch gelaufen ist und wo er verbessert werden kann. Rückmeldungen diesbezüglich sind daher immer gern gesehen. Änderungen können dabei auch während der Proteste ins System einfließen, wenn es den laufenden Betrieb nicht gefährdet.

Abschließend bleibt zu sagen, dass der Ticker diesesmal nicht von einem festen Team betreut wird, sondern tatsächlich ein Open-Posting-Ticker ist. Alle Infos sind daher natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, aber wichtiger noch: Es kommt auf eure Mitarbeit an. Nur wenn ihr den Ticker auch mit Infos versorgt kann er funktionieren.

In diesem Sinne,
passt auf euch auf,
wir sehen uns auf der barrika.de