Blockade bei der Wiesenhof-Schlachtfabrik in Wietzen/Holte

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Die Fließbänder sollen still stehen!

 

 

Seit heute morgen um 10:00 Uhr sind die Zufahrten der Wiesenhof-Schlachtfabrik in Wietzen/Holte (Schulstraße 8, 31613 Wietzen, Niedersachsen) für LKWs nicht mehr passierbar. Aktivist*innen blockieren teilweise angekettet an Betonfässer und einem Tor die Zufahrtswege der Fabrik. Zusätzlich wurden mehrere Fleischtransporter beklettert und so an der Abfahrt gehindert. Mit der Aktion wird erneut in den Betriebsablauf der Fleischindustrie eingegriffen. Das erklärte Ziel der Aktivist*innen ist es, den geplanten Ausbau der Schlachtfabrik zu verhindern und sich der Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur direkt in den Weg zu stellen. Voraussichtlich wird die Aktion noch mehrere Stunden andauern.

 

„Diese Intervention ist ein Teil des Widerstands gegen den Kapitalismus, der in seinen elementaren Funktionsweisen, wie Wachstum und Profitmaximierung, Bedürfnisse von Menschen und Tieren systematisch untergräbt und auch keine Grenzen in der Belastbarkeit des Klimas kennt“, erklärt Greta M. zum Hintergrund der Aktion und weiter wird ausgeführt: „Die Schlachtfabrik, die wir als Ziel unserer Aktion gewählt haben, vereint in sich all die Verhältnisse, die es anzugreifen und zu überwinden gilt. Sie steht für die Degradierung allen Lebens zu verkäuflichen Waren. Die Blockade richtet sich demzufolge nicht gegen die Arbeiter*innen der Schlachtfabrik, die auch von Ausbeutung betroffen sind. Vielmehr möchten wir uns mit deren Arbeitskämpfen solidarisieren.“

 

 

 

2012 hat das Tochterunternehmen der PHW-Gruppe, die Nienburger Geflügelspezialitäten GmbH, den Bau einer neuen Schlachtfabrik beantragt. Statt einer bisherigen Schlachtkapazität von 140.000 Hühnern sollen in der neuen Schlachtfabrik 250.000 Hühner täglich getötet werden können. Seit Beginn der Bekanntgabe dieser Pläne organisierte sich Widerstand. Anwohner*innen und Aktivist*innen und Gruppen der Tierbefreiungs- und Umweltbewegung gingen juristisch und mit vielfältigen Aktionen gegen das geplante Bauvorhaben vor. Am 14. November 2016 gab der Nienburger Bürgermeister, Hans-Jürgen Bein (CDU), bekannt, dass Wiesenhof zwar alle Genehmigungen habe, das Bauvorhaben aber dennoch vorläufig zurückstelle. Als Grund wurde der Wiederaufbau der im April 2016 abgebrannten Schlachtfabrik in Lohne (Niedersachsen) angegeben. Und das, obwohl die Zeit in Holte drängt. Sollte der Bau zweieinhalb Jahre nach deren Genehmigung nicht abgeschlossen sein, muss das Genehmigungsverfahren, welches sich beim letzten Mal vier Jahre hingezogen hat, nochmal komplett durchlaufen werden.

 

 

 

„Weshalb ein milliardenschweres Unternehmen wie die PHW-Gruppe nicht in der Lage ist, zwei Schlachtfabriken zur selben Zeit hochzuziehen, darüber lässt sich zur Zeit nur mutmaßen. Fakt ist: Solange Wiesenhof weiter ausbaut – egal an welchem Ort – und ein Rad dieser Industrie bleibt, die ihr Kapital aus dem Leid und Leben vieler Lebewesen und der Natur schöpft, wird es Widerstand geben.“ stellt Kim A., eine Aktivistin der Kampagne gegen Tierfabriken, klar.

 

Dass Wiesenhof im Zweifel bereit ist, Schlachtfabriken auch ohne die dafür erforderlichen Genehmigungen auszubauen, zeigt die Antwort einer Landtagsanfrage der Grünen vom 6. April 2017. Aus dieser ging hervor, dass die Wiesenhof-Schlachtfabrik in Niederlehme (Brandenburg) ohne Genehmigung ausgebaut wurde. Auch in Holte wurden die Schlachtzahlen nach dem Brand in Lohne erhöht. Sowohl das Veterinäramt als auch der PHW-Konzern gingen auf die Frage, wie viele Hühner derzeit in Holte getötet werden, nicht ein.

 

 

 

„Dieses Beispiel zeigt erneut, dass wir uns bei der Bekämpfung der Verhältnisse, die sich unerträglich auf unser und das Leben von anderen auswirken, nicht auf die Instrumente verlassen dürfen, die uns der Staat zur Verfügung stellt. Wir müssen selbst aktiv werden“, erklärt Friedrich M. den Grund für seine Beteiligung an der Blockade.

 

 

 

Konkret fordern die Aktivist*innen mit dieser Aktion:

 

- Den Stopp aller Ausbaupläne von Wiesenhof.

 

 

 

- Die Umwandlung aller Schlacht- und Tierhaltungsbetriebe in

 

Produktionsstätten, in denen die Produktionsmittel in gesellschaftlicher Hand

 

liegen, die Entscheidungen von allen getroffen, die Güter gerecht

 

aufgeteilt und Lebensmittel ohne Tierleid und ökologisch vertretbar

 

produziert werden.

 

- Eine Produktionsweise, die sich am menschlichen, tierlichen und ökologischen Wohlergehen statt Gewinn- und Effizienzsteigerung orientiert.

 

- Den Aufbau einer solidarischen Gesellschaft, in der alle Formen der Ausbeutung, Unterdrückung und Ausgrenzung der Vergangenheit angehören.

 

„Zuallerletzt möchten wir mit dieser Aktion Aktivist*innen des Bündnis Junepa grüßen, die sich vorgenommen haben, ebenfalls heute einen Ausdruck dieses gewalttätigen Systems zu blockieren: Eine Waffenfabrik von Rheinmetall nahe Celle. Wir wünschen euch viel Erfolg und alles Gute!“, verkündet Rosa O., eine der Blockierer*innen der Schlachtfabrik.

 

Weder Schlachthöfe noch Schlachtfelder!

 

Kampagne gegen Tierfabriken und weitere Aktivist*innen der Tierbefreiungs- und Umweltbewegung

 

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