Kassel-Marathon: Trainieren für den Super-GAU
Anlässlich des diesjährigen durch den Atomstromkonzern E.ON geförderten Kassel-Marathons kam es zu zahlreichen Aktionen am Aue-Stadion in Kassel.
Passend zum Motto der Veranstaltung entrollten Kletteraktivist_innen um 9:30 Uhr in luftiger Höhe ein Transparent mit dem Slogan „Lauf um dein Leben“. Damit thematisierten sie die Gefahren einer atomaren Energieversorgung u.a. durch den Energiekonzern E.ON, der dieses Jahr letztmalig als Hauptsponsor des Marathons auftritt.
Und auch in Bodennähe wurde es sportlich: Wasserbälle, die mit Stahlenzeichen und der Forderung „E-OFF!“ bedruckt waren, wurden in großer Stückzahl verteilt und konnten in einer Mülltonne in 2m Höhe mit einem gekonnten Wurf entsorgt werden. Zusätzlich verteilte eine Gruppe von Aktivist_innen Flyer, in denen sie darauf aufmerksam machten, dass der Energiekonzern E.ON auch nach der vermeintlichen Trennung von der Tochterfirma Uniper und Umbenennung der AKW-Sparte in „PreussenElektra“ weiterhin reichlich an Atomstrom und Kohlekraftwerken verdient. Und selbst aus der ungeklärten Frage der Endlagerung erwirtschaftet E.ON über eine Erkundungsfirma noch Profit. Die Aktivist_innen fordern alle Stromkund_innen auf, von Stromanbietern mit Kohle- und Atomstrom zu reinen Ökostromanbietern zu wechseln, die ihren Gewinn wieder in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren.
„Es kann doch nicht sein, dass wir uns für dumm verkaufen lassen und E.ON abkaufen, ökologisch zu handeln, nur weil ein Teil des Konzerns jetzt einen neuen Namen hat!“, empört sich die Aktivistin Lisa M. zu der Frage, was sie vom neuen Geschäftsmodell von E.ON hält. Dass die Ausgründung nichts weiter als ein raffinierter Schachzug zu einem günstigen Zeitpunkt ist, der praktisch aus kaum mehr als aus der Umbenennung eines Firmenteils besteht, zeigt sich auch daran, dass E.ON sich nicht einmal die Mühe macht, dem Firmensitz von Uniper eine neu Adresse zu geben.
„Es geht schlicht und einfach nur darum, auch jene Kunden zu halten, denen es bei dem Gedanken an Klimawandel und risikoreiche Atomkraftwerke mulmig wird und die ansonsten wohl zu einem anderen Anbieter wechseln würden“, meint Alex P. dazu. „Was wir hier sehen ist ein typisches Greenwashing. Am Produkt selber ändert sich nichts, nur die Verpackung ist neu.“ Und Lisa M. ergänzt: „Da besteht kein ökologisches Interesse, das ist ein rein wirtschaftliches Kalkül.“