Rechte Szene in Klingenthal wächst.

"Ein derartiges Ausmaß hätte ich nicht zu fürchten gewagt."

In der Musik- und Wintersportstadt Klingenthal, eine Kleinstadt im Vogtland an der
Grenze zur Tschechischen Republik, wurde im Herbst 2015 eine Bürgerinitiative
ins Leben gerufen. Ihr Slogan: "Für ein schönes und sicheres Klingenthal".
Ziele der BI sind unter anderem die Aufnahme von AsylbewerberInnen zu blockieren,
sowie die Wiederinstandsetzung des Klingethaler Polizeireviers. "Unser Ort soll frei bleiben
von denen in anderen Teilen Deutschland schon seit Jahren herrschenden Lebensumstände."
(Dieter Peukes)
Mitveranstalter und Redner Dieter Peukes, pensionierter Bundespolizist, sprach
zur ersten Kundgebung der BI vor über 300 Leuten auf dem Marktplatz. In seiner Rede äußert
er sich gezielt gegen die "Lügenpresse", die derzeitige Regierung und gegen die von ihm
so beschriebenen Zustände: ("Es war für mein Verständnis einfach nur abartig und
abscheulich. Ich wollte danach meinen Dienstherren fragen, ob ich eine
Aufwandsentschädigung bekomme für meinen Auslandseinsatz. Ich hatte zwar noch
deutschen Boden unter meinen Füßen, aber die Objekte und Menschen denen ich dort
begegnete, waren fast nicht mehr deutsch.") so Peukes.
In einer weiteren Kundgebung trat z.b.Frank Schaufel, Angehöriger der AfD Partei,
als Redner auf: "Wir müssen so schnell wie möglich unsere Grenzen schließen, die
Asylbewerber die bereits hier sind sofort und vollständig registrieren, gegebenfalls
abschieben." Reaktion der Zuhörer: Applaus.

Anfang 2016 verkündete der Bürgermeister Thomas Hennig bei einer weiteren
Kundgebung der BI, dass derzeit ca. 20 Geflüchtete in von der Stadt zur Verfügung gestellten
Wohnungen unterkämen. Etwa zeitgleich wurde durch die BI eine
Bürgerwehr ins Leben gerufen mit der Begründung, dass auf die gestellte Forderung,
das Polizeirevier Klingenthal zu reaktivieren, nicht eingegangen wurde. Die Bürgerwehr
bestand anfangs aus ca. 20 Freiwilligen. In kleinen Gruppen laufen sie Streife durch die
Straßen der Stadt, mit der Hoffnung, den Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Die Lage scheint sich weiter zuzuspitzen. In Sozialen Netzwerken wurden aktuelle Bilder
einer Familie in Klingenthal gesichtet: Ein Vater mit seinen zwei Söhnen, die allesamt
in einer Reihe den Hitlergruß vollführen. Einige dieser Personen konnten auf den
Aufzeichnungen von Kundgebungen der BI wiedererkannt werden und jene
auch ebenso auf einem weiteren Bild, welches auf eine ausgeprägtere rechtsradikale Szene
hinweist.

<img src="/sites/default/files/2016/08/19730.jpg" width="960" height="720" alt="" class="user-betted-image" />
Dieses Bild erschien kürzlich in einem sozialen Netwerk und wurde kurz darauf gesperrt.
Es sind auch hier deutlich zahlreiche Hitlergrüße zu erkennen. Auch anhand der Kleidung
(HKN KRZ etc.) und der großen schwarz-weiß-roten Flagge im Hintergrund, ist die politische
Haltung dieser Personen klar zu deuten.

Als ehemaliger Bewohner der Kleinstadt, kann ich mit Sicherheit sagen, dass eine derartige rechte Szene vor einigen Jahren in Klingethal noch nicht zu erkennen war. Auf dem oben abgebildeten Bild sind es nur 19 Menschen doch sind das mutmaßlich längst nicht alle Szenemitglieder dieser Bewegung. Nun stellt sich die Frage ob die Versammlungen der BI, wodurch mit aller Wahrscheinlichkeit konservatives Denken gefördert und bestätigt worden sein kann oder ist, in einem Zusammenhang mit dieser sich entwickelnden rechten Szene steht? Oder sind es Taten der Verzweiflung und Angst, die einen steigenden Zulauf und einhergehender Akzeptanz zur rechten Szene begünstigen?

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