Tübingen: "Solidarität statt Autorität - für ein soziales statt kapitalistisches Krisenmanagement"

Das spontan gegründete Tübinger Wombat-Bündnis rief am 23. Januar 2021 zur Demonstration mit Kundgebungen auf. Zentrale Fordeung war ein "soziales statt kapitalistisches Krisenmanagement".

Auf dem Marktplatz in Tübingen werden noch die Zelte der Gemüsestände vom Samstagsmarkt abgebaut, da versammeln sich etwa 150 Menschen - mit Abstand - vor einem kleinen, auffälligen Auto. Es ist mit grünen und lila Farben und linken Slogans besprüht, auf dem Dach sind Lautsprecher festgeschraubt. Ein Mikrofon steht davor.

 

Die erste Rednerin erklärt den Namen des Bündnisses und dessen Position: Die Höhlen der Wombats sollen bei Waldbränden in Australien anderen Tieren Zuflucht geboten haben. Es geht also um Solidarität und Unterstützung. Das Bündnis kritisiert zwar gewisse Geschehnisse während der Pandemie, jedoch distanziert es sich von den sogenannten Querdenkern oder ähnlichen Gruppen. Es wird dazu aufgerufen, die AHA-Regeln einzuhalten und die Pandemie als solches wird anerkannt.

 

Die Kritik der RednerInnen deckt ein weites Feld ab. Es gibt Kritik an den Großunternehmen, die sich durch oder trotz der Pandemie weiter bereichern, vor allem an der Rüstungsindustrie und den genehmigten Waffenlieferungen in Konfliktländer. Es wird ein Lockdown für die Wirtschaft gefordert, denn "Menschenleben sind es durchaus wert, dafür Kapital zu opfern."

 

Die Unterbezahlung und Überarbeitung der PflegerInnen werden ebenso angeprangert wie die Überforderung von Eltern, die Homeoffice mit Homeschooling und Fürsorgearbeit vereinen müssen, und auch die Situation von Wohnungslosen in Tübingen. Für sie und auch für Geflüchtete, so schlägt man vor, könnten leerstehende Häuser und Hotels geöffnet werden.

 

Der Demonstrationszug zieht vom Marktplatz zum Lustnauer Tor, wo wieder zwei Reden gehalten werden, und dann weiter zum Zinserdreieck, wobei der Verkehr auf der Mühlstraße eine kurze Weile aufgehalten wird. Die Polizei begleitet uns.

 

Vor den geschlossenen Türen des Kaufhauses spricht ein Vertreter des NoPolGBW (Kein Polizeigesetz Baden-Württemberg) von polizeilichem Amtsmissbrauch. Auf die Pandemie bezieht er sich dabei, als er von weitergegebenen Daten von Kontaktdatenzetteln aus der Gastronomie berichtet. Besonders mitreißend ist die Rednerin, die über die Notlage von Gefüchteten spricht. Eindringlich berichtet sie von den Zuständen in Camps und protestiert gegen den Weg der EU, die Camps aufrecht zu erhalten, anstatt die Menschen aufzunehmen. Trotz der Pandemie, die Geflüchtete stärker trifft, wird weiterhin abgeschoben und Aufnahme in Kommunen verhindert. Noch einmal betont sie: Solidarität mit ALLEN Menschen, besonders während der Pandemie.

Die Audiodateien der Redebeiträge sind hier zu finden:

https://www.wueste-welle.de/redaktion/view/id/25/tab/weblog/article/7883...

 

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Ergänzungen

Zero-Covid: Solidarischer Lockdown oder autoritäre Phantasie?

 

 

Am Montag, den 1. Februar diskuieren wir ab 19 Uhr zum Thema: "

Zero-Covid: Solidarischer Lockdown oder autoritäre Phantasie?

Wir möchten ein solidarisches Streitgespräch führen und haben dafür Christian Zeller, Prof. für Wirtschaftsgeografie an der Universität Salzburg, und Alex Demirovic, apl. Prof. für Gesellschaftswissenschaften an der Universität Frankfurt/Main, eingeladen.

 

Weitere Infos: 

https://de.indymedia.org/node/137045