Ein Vorschlag zur Demonstration am 31.03. - Die Schafsweide verlassen
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Ergänzungen
Ihr meint sicherlich die Demo
Ihr meint sicherlich die Demo am 31. Januar zum Bullenkongress (ist leider falsch in der Überschrift)
Für viele manifs-sauvages!
Vorschlag
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Die letzten Jahre waren viel durch Tradition geprägt. Immer wiederkehrende Rituale setzten Zeichen der Demotivation bzw. der Offensivlosigkeit Berliner Demokonzepte und deren Partizipation. Uns, ein Teil der radikalen Linken, ist durchaus bewusst, dass wir nicht 10 Tage vor einer Demo mit Vorschlägen um die Ecke kommen können und die Diskurse der letzten Jahre in einem Zeitraffer auffrischen können. Wir möchten aber einen kleinen Ausblick geben und darauf hinwirken, dass es auch anders laufen kann.
Insbesondere Großdemonstrationen lassen leider häufig ein Spaziergangsgefühl aufkommen. Nur vereinzelt scheinen sich Menschen im Vorfeld Gedanken zu machen und ihre Ideen in die Demo reinzutragen. Auch die Berliner Bullen versuchen eher frontale Konfrontationen zu vermeiden und setzen ihren Fokus auf Videodokumentation und den Einsatz ziviler Tatbeobachter*innen. Das so häufig gelobte Konzept der Deeskalation zielt vor allem darauf ab, kein direktes Angriffsziel zu bieten, sondern vor allem nach Beendigung der Demonstration Menschen abzufangen und fest zu nehmen. Das konnten wir bei einigen der letzten größeren Demonstrationen sehen, welche durch die Rigaer Straße liefen (Investor*innenträume platzen lassen und 1. Mai), bei denen sie am Abschlussort ganz in Ruhe immer wieder als Greiftrupp in die herumstehende Menge liefen, um sich einzelne Teilnehmer*innen heraus zu greifen.
Wir plädieren daher für eine kämpferische Demokultur. Dafür wollen wir im folgenden Text einige Beispiele aus der nahen Vergangenheit nennen, in denen Momente der Unkontrollierbarkeit und Dynamik geschaffen werden konnten. Gleichzeitig wollen wir auf den Text „Dynamische Demokonzepte vs. Berliner Polizeitaktik“ verweisen, welcher vergangenen Jahres im Vorfeld der letzten Polizeikongressdemo veröffentlicht wurde.
Räumung der Kadterschmiede, Sommer 2016
Im Sommer 2016, versammelten sich am Tag der Kadterschmiedenräumung zahlreiche Menschen am Mariannenplatz in Kreuzberg zu einer unangemeldeten Spontandemonstration. Nachdem bereits monatelang für einen Tag X in Kreuzberg mobilisiert worden war, wurde der genaue Ort der Demonstration erst einige Stunden vorher verkündet. Trotz des Aufgebots der Bullen, konnte sich die Demonstration kurzzeitig in Bewegung setzen. Auch wenn der Aufzug relativ zügig von den Bullen zerschlagen wurde, verstreuten sich die einzelnen Bezugsgruppen und zogen autonom weiter durch die Straßen Kreuzbergs. Ermöglicht wurden diese Momente durch ein Zusammenspiel von öffentlicher Mobilisierung und klandestiner Vorbereitung einzelner Bezugsgruppen. Eine gezielte Planung und sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, sind für alle Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen essentiell, um spontan handeln zu können.
Demonstration gegen den Polizeikongress 2018
Im Januar 2018, auf der vergangenen Polizeikongress Demonstration, wurde am Mariannenplatz ein Über-Kopf Banner entrollt, mit dem der gesamte Frontblock komplett verdeckt werden konnte. Die Bullen waren sichtlich nervös und wussten kurzzeitig nicht, wie weiter. Leider entwickelte sich auch auf der Demonstration keine Dynamik aus dieser Situation heraus. Möglicherweise wussten nicht genug Gruppen von der Idee, so dass sie überrumpelt waren und den Moment nicht für sich nutzen konnten.
Mietenwahnsinn-Demo, Frühjahr 2018
Im April 2018 lief die Mietenwahnsinn-Demonstration mit 40.000 Teilnehmer*innen durch Berlin. Einige Menschen nutzten wohl die Sicherheit der großen Deckungsmasse und griffen das hochpreisige Luxus-Studierendenwohnheim auf der Warschauer Straße mit Farbbeuteln an.Als die Demonstration in Kreuzberg ankam, brach ein Teil des Zuges an der Wrangelstraße aus und blockierte den ehemaligen Gemüseladen Bizim Bakkal in der Wrangelstraße 77, welcher bereits besetzt worden war. Auch wenn das Haus, getreu der Berliner Linie, nach einigen Stunden brutal wieder geräumt wurde, zeigt sich hier doch ein erfolgreiches Zusammenwirken von angemeldeter Großdemonstration und nicht öffentlich vorbereiteter Aktionen.
Interkiezionale Demonstration 2.11.2019
Am 2.11. liefen circa 2000 Menschen für die bedrohten Projekte von Kreuzberg nach Friedrichshain. Im Südkiez fächerte sich der Demonstrationszug zunächst immer weiter auf, hinter dem Frontblock entstanden große Lücken. Je näher allerdings der Nordkiez rückte, desto besser organisierte sich die Demonstration wieder. Die Lücken wurden aufgeschlossen und die Stimmung wurde deutlich angespannter und aufregender. Als die Demo dann an der CG-Baustelle in der Rigaer Straße vorbei lief, wurde diese gestürmt, mit Farbe attackiert und das Baustellenmaterial gleich als Wurfgeschosse gegen die weg rennenden Bullen verwendet. Die Demo konnte sich nach diesem kurzen, aber kraftvollen Moment neu formieren und noch bis zum Ende weiter laufen. Auch wenn es vereinzelte Festnahmen gab, konnte der Frontblock ohne größere Probleme die Demo sicher verlassen. Zeitgleich mit der Demonstration, wurde auch die Bußgeldstelle der Bullen am Alexanderplatz mit Farbe und Hämmern attackiert.
Dynamische Konzepte
Wir wollen wegkommen von Demonstrationen als reine Konsum- und Spaßveranstaltungen. Wenn wir mit vielen Menschen gemeinsam auf der Straße unterwegs sind, eröffnen wir uns damit zahlreiche Handlungsoptionen. Wenn wir uns bereits vorher mit der Route und deren Umgebung vertraut machen, können wir spontan agieren, sollte die Demonstration zum Beispiel an einem unerwarteten Ort aufgelöst werden. Durch die Organisierung in Bezugsgruppen, können wir uns gegenseitig absichern und uns auch an den Aktionen anderer Gruppen beteiligen. Eine Demonstration findet auch nur in einem kleinen Teil der Stadt statt, zeitgleich öffnet sich der Raum an anderen Orten für unterschiedliche Aktionsformen.
An und Abreise:
Da die Bullen ja gerne mal Vorkontrollen machen, ist es ratsam sich zu überlegen, an welchem Zeitpunkt wir uns der Demo anschließen wollen. Auch wenn wir uns so am wohlsten fühlen, kann es hilfreich sein, nicht gleich komplett in schwarz auf dem Auftaktkundgebungsort zu erscheinen. Wenn es zu Auseinandersetzungen oder Aktionen auf der Demonstration gekommen ist, kann uns das vorzeitige Abhauen viel Ärger ersparen. Es ist sinnvoll die Route und Umgebung zu kennen, um sich einen dafür guten Ort zu überlegen. Auch hier kann die richtige Kleidung wieder viel nutzen. Eine große Gruppe in komplett schwarzen Klamotten fällt im umliegenden Kiez garantiert auf.
Die Route:
Im Vorfeld kann man mal die Route ablaufen und mal schauen, was sich so alles auf der Strecke befindet. Meistens entdeckt man nette Orte, die sich für kleine Aktionen aus der Demo heraus gut eignen.
Wir begrüßen den Aufruf der Organisator*innen zum Polizeikongress sich die Straße zu nehmen: " Falls es die Situation erfordert, sind wir bereit, die Demo vorzeitig aufzulösen. Im Falle, dass sich die Bullen entscheiden unsere Demo anzugreifen, rufen wir zu einem entschlossenen Handeln auf!" Allerdings wollen wir diesen Aufruf erweitern. Wir haben kein ausgearbeitetes Konzept für euch, was wir präsentieren. Wir wollen jedoch aus der Vergangenheit lernen und schlagen vor mit einem Bullenangriff auf uns oder dem abrupten Ende dieser Demonstration sich die Straße zurück zu holen. Wenn wir es schaffen aus der Schafsweide auszubrechen und uns in alle erdenklichen Richtungen zu zerstreuen, schaffen wir einen Moment der Unkontrollierbarkeit. Wir verlassen damit den Rahmen, den die Bullen abstecken werden. Es sind Karten vorhanden die uns potentielle Möglichkeiten bieten unserer Wut einen Ausdruck zu verleihen. Verstehen wir den Rahmen, der uns eröffnet wird, als Teil dieses Tages, dann sollten wir unser Zusammenkommen als Beitrag gegen Repression im Gesamten begreifen. Einzelne Streifen, die Straßen absperren, vor Objekten stehende Raumschutzkommandos oder eben die privaten Sicherheitsstreifen von neugebauten Lofts oder Banken können hierbei ein Ziel unserer Wut sein.
Brechen wir aus! Für viele Manifs-Sauvages!
Für die Zusammenrottung!
Wir werden nichts managen oder steuern - Stichwort Autonom!
Nachfrage:
Danke für den Beitrag.
1) Bzg der Polizeikongress-demo und dem Über-Kopf-Banner? Was soll da der Zweck sein wenn die halbe Demo nichts sieht und unter nem Banner schwitzt? Vielleicht kann das noch ausgefürht werden, was sich mit der Idee überhaupt anstellen lässt...
2) weiteres Konzept: Out of Control Demo in HH. Wenn die Bullen die Demo anhalten kommen Bezugsgruppe aus den Seitenstraßen auf der anderen Seite der Kette, so dass sich die Bullen möglichst gekesselt fühlen von zwei Seiten.
3) cool wäre, aber auch, nochmal eure EInschätzungen zu Bullenaufgebot zu erwähnen. Dort wo es gut klappte warn auch a) nicht so viele Bullen bzw. wir mehr, b) oder/und die Bullen haben uns Freiraum gegeben (Eskalation 2.11.). Ist schon ne Voraussetzung, also nicht für alle Demos zutreffend...