Am 16. Mai 1966 begann die große proletarische Kulturrevolution

 Im Mai 1966 begann in der VR China die Kulturrevolution. Die Demonstrationen und Kundgebungen von Millionen Rotgardisten im Sommer und Herbst in der Hauptstadt Peking trugen dazu bei, die Mehrheit des ZK der KPCh zur Unterstützung der Kulturrevolution zu bewegen. Die Ereignisse um die Kulturrevolution, die heute von der KPCh als die "zehn finsteren Jahre" oder gar als quasi faschistische Diktatur etikettiert werden, fanden ihren Widerhall unter revolutionär gesinnten Menschen in der ganzen Welt. Schon das spricht dafür, daß den Ereignissen in China objektive Entwicklungen zugrundelagen, die sich auch anderswo - wenn auch in anderer Form — vollzogen, und daß deswegen die Diskussion und die Klärung der Entwicklungen vor und in der Kulturrevolution in China nützlich sind u.a. für die Bündnispolitik des Proletariats nicht erst nach der erfolgreichen Revolution. (*)

 

Vom großen Sprung zur Kulturrevolution - Zeitliste

September 1956: Der VIII. Par­teitag der KPCh erklärt, die grund­legende sozialistische Umgestaltung sei vollendet. Der Hauptwiderspruch sei nicht mehr der zwischen Arbei­terklasse und Bourgeoisie, sondern zwischen dem Verlangen des Volkes nach rascher wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung und demge­genüber dem unterentwickelten Stand der Produktivkräfte.

Frühjahr 1958: Die 2. Tagung des VIII. Parteitags verabschiedet eine Generallinie für den sozialistischen Aufbau, die die forcierte Entwick­lung der Produktivkräfte durch einen "großen Sprung nach vorn" vorsieht.

Sommer 1959: Lushan-Plenum des VIII. ZK der KPCh. Verteidigungsmi­nister Peng Dehuai kritisierte als er­ster hoher Funktionär den von Mao Zedong initiierten Großen Sprung als idealistisch.

Sommer 1960: Beidahe-Konfe-renz der KPCh beschließt die Verla­gerung wesentlicher Kompetenzen der Volkskommuncn auf die unterge­ordneten Brigaden, die im Regelfall Dörfern entsprechen.

Januar 1961: Plenum des VIII. ZKs der KPCh beschließt Maßnahmen zur Liberalisierung in der Landwirt­schaft wie haushaltsorientierte Pro­duktionssysteme, freie ländliche Märkte, die Garantie von Privatpar­zellen für die Bauernhaushalte.

März 1961: Zentrale Arbeitskon­ferenz der KPCh zur Landwirt­schaftspolitik verabschiedet "60 ' Punkte zur Landwirtschaft".

September 1962: 10. Plenum des VIII. ZK der KPCh beschließt über Mechanisierung der Landwirtschaft und leitet eine "Sozialistische Erzie­hungsbewegung" ein, die ideologisch rechten Tendenzen vor allem unter den Bauern und in der Intelligenz entgegenwirken soll.

1964: Der Leiter der Zentralen Par­teischule der KPCh Yang Xienshen tritt mit seiner Theorie der Harmo­nisierung der Widersprüche "Aus zwei wird eins" hervor.

Januar 1965: Die "23 Punkte" zur Sozialistischen Erziehungsbewe­gung, ausgearbeitet von Mao Ze­dong, werden veröffentlicht. In die­sem Dokument ist zum ersten Mal von den "Kapitalistenfreunden in der Partei" die Rede.

September 1965: Auf einer ZK-Konferenz plädiert Mao Zedong da­für, die Sozialistische Erziehungsbe­wegung auf eine neue Stufe zu he­ben. Er erntet dafür heftige Opposi­tion, die eine Störung der Produktion und des Arbeitseifers der Bauern be­fürchtet.

Mai 1966: Ander Peking-Universi­tät erscheint die erste Wandzeitung, die verschiedene Angehörige des Lehrkörpers und der Universitätsverwaltung wegen bürgerlicher Tendenzen kritisiert.

Mai 1966: Tagung des Politbüro des ZKs der KPCh Uber die Kulturrevolution. Veröffentlichung des "Rundschreibens vom 16.Mai", das offiziell die Kulturrevolution als einen großen Kampf gegen die bürgerliche Ideologie einleitet.

August 1966: 11. Plenums des VIII. ZKs der KPCh veröffentlicht die "16 Punkte zur Kulturrevolution". Eine "Gruppe für die Kulturrevolution beim ZK" wird geschaffen, der u.a. Jiang Qing angehört.

September—Oktober 1966: Pe­kinger Rote Garden fahren ins ganze Land, um die Linke zu sammeln und die von den Provinzparteileitungen der KPCh betriebene Isolierung der Provinzen von den kulturrevolutionären Ereignissen in der Hauptstadt und die Isolierung der radikalen Kräfte in den Provinzen zu durchbrechen.

6. Januar 1967: Der unter Mao Ze dongs Anleitung verfaßte Appell "an das gesamte Volk von Shanghai" ruft zur Bildung der Kommune Shanghai auf. Die Rebellen bilden die Kommune Shanghai, haben aber die Shanghaier Arbeiter im wesentlichen gegen sich. Nach drei Tagen werden die Arbeiter in einer "Dringenden Bekanntma­chung" zur Wiederaufnahme der Ar­beit aufgerufen. Nach der Bildung von ersten Revolutionskomitees in ande­ren Provinzen und Städten rät Mao Zedong dazu, die Kommunestruktur aufzulösen.

Januar 1967: "Januarsturm": In al­len großen Städten Chinas - Ausnah­me Peking, wo die kulturrevolutionäre Linke schon länger Unterstützung hat kommt es zu wochenlangen Auseinan­dersetzungen um die Macht. Die Re­bellen sind zum Schluß isoliert.

Januar 1967: Auf Betreiben des Mi­litärs wird in der Provinz Shanxi das erste Revolutionskomitee gebildet als die organisatorische Form des Kom­promisses zwischen den Kulturrevolu­tionären, Kadern und Arbeiterschaft. Nach Bekanntwerden unterstützt die Führung der KPCh die Bildung von Re­volutionskomitees im ganzen Land.

Februar 1967: Der Staatsrat der VR China veröffentlicht einen "Drin­genden Erlaß" gegen den Zustrom von armen Bauern, Saisonarbeitern und aufs Land geschickten Jugendlichen in die Städte.

Februar 1967: Auf zentralen Par­teikonferenzen kritisieren Mitglieder des Politbüros und der Militärkommis­sion beim ZK, darunter der jetzige Staatspräsident Li Xiannian und der frühere Marschall Ye Jianying, die Praxis der Kulturrevolution. Ihre als "Februarströmung" bekannt gewor­dene Position, die wahrscheinlich die Meinung vieler mittlerer und hoher Parteikader ausdrückte, findet keine Mehrheit.

Oktober 1967: "Oktoberniederla­ge": In verschiedenen Städten - u.a. in Kanton - unternehmen die Rebel­lengruppen, die nicht den Kompro­miß der Revolutionskomitees unter­stützen, einen weiteren Versuch, die Macht in den Städten zu überneh­men. Der Versuch scheitert. April 1969: IX. Parteitag der KPCh. Der Parteitag, der erste nach den kulturrevolutionären Ereignis­sen, billigt die bisherigen Beschlüsse und Ergebnisse der Kulturrevolution. Lin Biao wird zum Nachfolger Mao Zedongs erklärt.

April 1971: Nach offiziellen Be­richten kommt Lin Biao, der nach der Aufdeckung seiner Putschpläne in die SU fliehen will, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

August 1973: X. Parteitag der KPCh stellt nach wie vor die Bedeu­tung der Kulturrevolution heraus, zielt aber praktisch auf die Konsoli­dierung der Wirtschaft. Deng Xiao-ping hat inzwischen Funktionen in der Regierung übernommen und tritt wieder als ZK-Mitglied in Erschei­nung.

Anfang 1974: Beginn der landes­weiten "Bewegung zur Kritik an Lin Biao und Konfuzius"die soziale und ideologische Hintergründe der Affä­re um Lin Biao, des Personenkults klären soll. Tatsächlich hat die Kam­pagne aber vielerorts eine Stoßrich­tung gegen Zhou Enlai als Exponen­ten einer pragmatischen Konsolidie­rungspolitik.

1975: Deng Xiaoping übernimmt die Leitung der Tagesgeschäfte des ZK in Vertretung des schwer erkrankten Zhou Enlai. Mit Maßnahmen z.B. im Eisenbahnwesen kann er wirtschaft­liche Probleme bereinigen und ge­winnt so Unterstützung. Januar 1976: Tod von Minister­präsident Zhou Enlai.

April 1976: Aus Anlaß des traditi­onellen chinesischen Totenfestes (Qingming) organisieren Anhänger Zhou Enlais und Deng Xiaopings in Peking mehrtägige Demonstratio­nen, an denen sich Millionen beteili­gen. Die Aktionen richten sich gegen die Gruppe um Jiang Qing; es gibt auch Parolen gegen Mao. Die Gruppe um Jiang Qing erklärt Deng Xiaoping zum Anstifter der Aktionen; Deng verliert alle Ämter.

September 1976: Tod von Mao Zedong.

Oktober 1976: In einem von den Pekinger VBA-Einheiten gedeckten Putsch wird die Gruppe um Jiang Qing verhaftet.

 

*) Text und Zeitliste stammen aus: Bund Westdeutscher Kommunisten (Hrg): Dokumente zur großen proletarischen Kulturrevolurion, Köln 1986

 
Leseauszug aus: http://www.trend.infopartisan.net/trd0516/t650516.html

 

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